wolfsgeheul.eu vom 29.04.2018

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Preußens Glanz und Gloria, nein danke!

Daß echte Rheinländer mit Preußen niemals Freunde werden, weiß man. Diese Zucht und Ordnung-Mentalität wird ihnen ewig fremdbleiben. Das Leben ist eben zu kurz für übersteigerte und freudlose Disziplin.

Wenn es abgesehen von der Geschichte noch Argumente für diese ablehnende Haltung bräuchte, habe ich sie in einem „Hinführung zum Leben und Denken Dietrich Bonhoeffers“ genannten, lesenswerten Büchlein von Dr. Hans-Christian Rickauer – „Pastor im Widerstand“ – gefunden. Im Kapitel, das sich mit der „Kindheit und Jugend“ des genauso beeindruckenden wie respektablen Theologen und Widerstandkämpfers beschäftigt, beschreibt der Autor die häusliche Situation. Der Vater sei „geradezu ein Inbegriff der preußischen Tugenden“ „Pflichtbewußtsein, bescheidenes Auftreten, …..“ gewesen. „Leeres Gerede“ sei „verachtet“ worden. „Auch im privaten Bereich wird nur gesprochen, was durchdacht ist.“. Verpönt seien „leere Schlagwörter, Geschwätz, ……. und Wortschwall“ und „Sich berühren, Emotionen zeigen, Spontaneität oder anderen Gefühle mitteilen“ gewesen. „In den Kreisen des gehobenen Bürgertums gehört Distanz halten zum guten Ton.“.

Der arme Junge! Was auch immer aus ihm geworden ist, so eine Jugend wünscht man doch keinem. Und niemand wird ernsthaft behaupten wollen, daß dem gehobenen rheinischen Bürgertum nicht ebenfalls daran gelegen wäre, seine Kinder zu geistig regen und lebensfähigen Menschen zu erziehen und ihm dies obendrein in gleicher Weise gelingt. Es gibt eben viele Wege nach Rom, und der eine macht Spaß während der andere furchterregend und kalt anmutet.

Ein weiterer Aspekt kommt einem in diesem Zusammenhang in den Sinn. Beim Aufbau der Bundesrepublik spielten puritanisch-protestantische Preußen eine sehr entscheidende Rolle. Aber in den Anfängen gab wenigstens mit Adenauer ein Rheinländer den fröhlichen Ton an, wohingegen wir aktuell seit über zehn Jahren unter einer Vorzeige-Preußin in Person von Merkel leiden. Wer in Deutschland eine spielerisch-selbstbewußte Leichtigkeit und Toleranz vermißt, findet hier den Grund. Solange also verkniffene Preußen bei uns maßgeblich die Geschicke bestimmen, werden wir nicht richtig frei atmen, agieren und, was viel schlimmere Auswirkungen hat, anfällig für extremistische Tendenzen sein, die sich eben mit preußisch nüchternen, immer nur ihre Pflicht erfüllenden (Un)Menschen besser denken und umsetzen lassen als mit großzügigen und gefühlvollen Bürgern.

Am rheinischen Wesen könnte die Bundesrepublik genesen, aber dafür fehlt es dem fröhlichen Menschenschlag wohl an Ehrgeiz. So bleibt es wahrscheinlich wie es ist. Das gilt dann allerdings glücklicherweise auch für die rheinische Mentalität, die diesen Landstrich so besonders lebenswert macht.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 18.02.2018

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McDonald’s vergibt am diesjährigen Osterwochende erstmalig den „Slow Food-Preis“. Die von Georg Baselitz gestaltete Preisskulptur aus patinierter Bronze zeigt ein zum Ausbluten an einem Ginkobaum kopfüber aufgehängtes Lamm. Erster Preisträger wird Alfons Schuhbeck sein.

Manche Auszeichnung verstehe ich genausowenig wie den Geehrten, der sie annimmt.

Der Amerikaner Tommie Smith, der 1968 bei der Olympiade in Mexiko Gold über die 200 Meter gewann und auf dem Siegerpodest in einem denkwürdigen Akt seine schwarz behandschuhte rechte Faust gegen Rassismus in den Himmel streckte, erhielt in diesem Jahr den Dresdner Friedenspreis.

Irgendetwas scheint da an mir vorbeigegangen zu sein. War denn die Kapitale des Freistaates Sachsen bisher für ihre herausragende Toleranz ihrer Bewohner gegenüber Fremden bekannt? Oder erleben nicht auch und gerade in Dresden zum Beispiel dunkelhäutige Menschen so manches Mal ihr blaues Wunder? Und was fährt in einen mutigen Altaktivisten wie Smith, der Elbmetropole auf diese Weise wahrheitswidrig zu einem antirassistischen Image zu verhelfen?

Wenn das so weitergeht, wird Köln demnächst vielleicht den Homophobie-Orden – einen rosafarbenen Davidstern – an Björn Höcke vergeben. Oder die Rügenwalder Mühle den Veganer-Preis – eine goldene Teewurst – an Tim Mälzer!

Auch der Preisträger hat eine Verantwortung. Und die beinhaltet, daß die die Ehrung Auslobenden das vorleben, wofür sie ihn ehren wollen. Widrigenfalls muß er den Preis ablehnen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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