wolfsgeheul.eu vom 30.12.2015

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Heute abend bei Aldi-Süd!

Die haben nämlich die Kanonenschläge im Sortiment, die ich in der Silvesternacht gerne das neue Jahr einleiten – „einläuten“ wäre angesichts des puren Lärms, den sie verursachen, nicht der passende Ausdruck – und definitiv sämtliche bösen Geister vertreiben lasse. Und da offenbar die meisten den teureren pyrotechnischen Besonderheiten zuneigen, gibt es diese althergebrachten Knallwürfel erfahrungsgemäß ganz entspannt auch noch nach dem großen Ansturm, so daß ich mindestens einmal im Jahr zu Aldi fahren muß. Sechs Stück für nur 1,99 Euro! Unter dem Namen „Taipeh“!

So weit, so unspektakulär, denkt man! Falsch, denn mein Besuch bei Albrecht war in gewisser Weise dieses Mal – dazu neige ich ansonsten eher nicht – auch eine Solidaritätsadresse. Seit gestern tobt nämlich schon wieder ein Shitstorm gegen das Unternehmen, weil – wie laut Unternehmensangaben seit 2004 – auch in dieser Saison das 105-teilige Premium-Familien-Sortiment „Paris“, welches unter anderem „7 Brilliant-Bomben-Raketen“ enthält, angeboten wird. Das sei angesichts der jüngsten Terroranschläge geschmacklos, so der noch gemäßigte Tenor der Kritiker. Sogar die FAZ hält das einer Randnotiz für wert.

Aha, dann doch lieber die Ensembles „Berlin“ mit „9 Profi-Effekt-Bombenraketen“, „Rio“ mit „effektstarken Bomben-Buckets“, „Sidney“ mit „5 Bombenfüllungsraketen“ oder die „Bombetten-Batterie“ „Toronto“ erwerben, da ist man auf der sicheren, pazifistischen, rücksichtsvollen und antiterroristischen Seite! Nicht zu vergessen die „Multi-Effekt-Batterie“ „Bangkok“ mit „49 Schuss“ und das „103 Schuss Systemfeuerwerk“ „Lissabon“!

Wie bitte? Ach ja, in Thailand gab es im August diesen Jahres „nur“ 20 Tote, da kann man zu „49 Schuss“ keine Verbindung erkennen, erst recht wenn man bedenkt, daß es zusätzlich über hundert Verletzte gab. Das hätte also niemals gereicht. Und Terroranschläge in Lissabon liegen ja schon länger zurück. Außerdem ist es doch nur Feuerwerk!

Genau! Und – ob das nun sinnvoll ist oder nicht – das wird seit Jahren bei Aldi nach Städtenamen benannt. Nicht mehr und nicht weniger! Besser Paris geht in Monschau oder Siegen in die Luft als tatsächlich. Kein Franzose dürfte sich deshalb darum scheren oder gar daran entzürnen. Ganz anders wird wohl sogar ein Schuh daraus. Denn bekanntermaßen kaufen Franzosen aus den grenznahen Gebieten ihre Knallkörper gerne in Deutschland, weil in ihrem Land strengere Vorschriften gelten. Wieviele von denen werden wohl bedenkenlos oder aus Lokalpatriotismus das Sortiment „Paris“ gekauft haben, wie ich das auch und jetzt erst recht getan hätte, wenn ich soetwas hätte haben wollen!?

Erneut viel Wind um nichts! Die politisch korrekten Schreihälse sollten sich lieber ansonsten korrekt verhalten. Damit wäre uns allen mehr geholfen.

Vor mir an der Kasse hat übrigens ein junges, nicht besonders vermögend aussehendes Paar, welches dem Einkauf nach zu urteilen auch Kinder zu versorgen hat, die „Bombetten-Batterie“ „Toronto“ wieder aus dem Wagen genommen und zurückgelegt. Was die wohl dazu bewegt haben mag? So oder so, auf jeden Fall ein vorbildliches Verhalten!

Lassen wir es krachen, auch für Paris! Auf einen bunten, lauten und friedlichen Silvesterabend, nicht nur dort!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 06.12.2015

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Dummheit und Stolz wachsen auf einem Holz, hat meine Oma immer gesagt!

Zwei typische Beispiele für diese genauso bodenständige wie richtige These haben sich in den letzten Tagen gezeigt.

Da wäre ‚mal wieder ein Shitstorm. Die noble und erfolgreiche Firma „Lindt“ stellt seit ewigen Zeiten auch edle Adventskalender her. Ein Motiv der Pappwundertüte stellt schon über zehn Jahre lang ein orientalisch anmutendes Bauwerk mit goldenen Zwiebeltürmchen dar; davor mutmaßlich die Weisen aus dem Morgenland, resp. die Heiligen Drei Könige auf Kamelen, Hirten und hinter dem doppelflügeligen Portal als vierundzwanzigstes Türchen die Krippe. Ein Verkaufsrenner!

Dieses Jahr nun erregt die Darstellung Unmut, nachdem die leckere Schoki-Bude das Motiv in sozialen Netzwerken bewirbt. Die deutschnational stolzen aber geistig tieffliegenden Islamgegner – überwiegend mutmaßlich übrigens Heiden! – empören sich, daß die Weihnachstgeschichte vor und in einer vermeintlichen Moschee sich abspielt. Ja, großartig! Glauben die ernsthaft, daß der jüdische Wanderprediger Jesus im vorderen Orient auf einer weitläufigen Domplatte im Schatten einer doppeltürmigen Kathedrale umhergewandelt ist und die Pegidaanhänger aus dem Tempel vertrieben hat!? Idioten!

Ähnlich blöd geriert sich zum wiederholten Male die zunehmend an ihrer eigenen Überheblichtkeit erstickende Firma „Mercedes“. In ihrem vierten Hochglanz-„Magazin“ diesen Jahres zeigen sie ihre etwas pummelig daherkommende Schießschartenausgabe der C-Klasse, genannt Coupé, und feiern es als „Kunststück“, welches „neu und auf dem besten Weg zum Designklassiker“ sei, das ganze garniert mit Bildern vor Gerrys Vitra Design Museum und einem Interview mit dessen Leiter Dr. Mateo Kries. Einmal abgesehen davon, daß ein „Coupé“ genanntes Automobil von Mercedes-Benz bisher immer mit der Besonderheit einer fehlenden B-Säule und vier öffenbaren Scheiben glänzte, was das einzigartige Flair dieser Karrosserieform hauptsächlich ausmachte, sprich, der neue Sproß diesbezüglich sein Klassenziel kläglich verfehlt, hilft Dr. Kries auf die Frage „Was muß geschehen, damit ein bestimmtes Design zum Klassiker wird?“ mit seiner Antwort „Da ist zum einen der Faktor Zeit. Nach zwanzig, dreißig Jahren kann man das eine nicht mehr sehen, während das andere immer noch gegenwärtig wirkt!“. Mercedes, zuhören und sich dann in Bescheidenheit üben! Deine Prahlerei gleicht dem Pfeifen im dunklen Walde. Ihr scheitert schon seit Jahren an der Last eurer Geschichte, denn früher sind euch wirklich Klassiker gelungen. Die habt ihr aber bei Erscheinen nicht so bezeichnet, sondern die Zeit entscheiden lassen. Mit dieser vornehm zurückhaltenden aber kraftvoll selbstüberzeugten Attitüde desjenigen, der weiß, daß er sein bestes gibt, hat man die Chance, wirklich in die Geschichte einzugehen. Dicke Backen machen, ist einfach nur kindlich und lächerlich, die braucht es nicht, wenn man gut ist.

Und Dr. Kries, warum geben sie sich für eine solche Schmierenkomödie her!? Ach, so! Mercedes sponsort ihre aktuelle Austellung! Eine Kunstnutte, die die Klassiker der Moderne verwaltet, ist enttäuschend und vielleicht eine Fehlbesetzung. Ihre Strafe wird hoffentlich sein, daß ihr Dienstherr ihnen das neue C-Coupé als Firmenwagen verordnet. Sie werden den Aufenthalt in ihrem Museum danach in erhöhtem Maße zu schätzen wissen, umgeben von echten Klassikern. Machen sie mal mit den Mercedesoberen eine Führung und lehren sie sie Demut.

Und bei meinem nächsten Besuch in Weil werde ich versuchen mein W124er Coupé direkt vorm Eingang zu parkieren. Nehme ihn nach dem Rundgang aber in dem Wissen wieder mit, daß er kurzzeitig als würdiger Teil des Gesamtensembles gewirkt hat!

Oma, du hast ja so recht! Schade, aber immer schon wahr!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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