wolfsgeheul.eu vom 04.02.2018

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Akademiker passé! Heute blödelt ein Maurermeister!

Früher war alles besser. Ich bin mir bewußt, wie falsch und ungerecht dieser Satz häufig ist. Widerspricht er doch in erheblichem Maße der hohen Meinung, die wir durchaus nicht zu Unrecht von unseren Kindern haben. Er beleidigt sie gleichsam. Trotzdem spielt sich in vielen Bereichen ein eklatanter Niveauverfall ab, der interessanterweise von den Alten, die vorgeben, Besseres gewohnt zu sein, nicht beklagt, sondern beklatscht wird.

Gestern war ich beim Kappesball in Aachen. So heißt hier der alternative Karneval. Begonnen wurde er im Jahre 1992 als Strunxsitzung. Hauptakteure waren ein Architekt und ein Oberstudiendirektor, die einundzwanzig Jahre ein legendäres Duo formten. Das gebildete Bürgertum mit Aversion gegen den organisierten Karneval lag ihnen zu Füßen. Zu Recht, denn es wurde auf hohem Niveau köstlich unterhalten. Das schloß natürlich surreales Blödeln mit ein.

Und heute? Die Nachfolgeveranstaltung bemüht sich im fünften Jahr nach Kräften, die Fahne des alternativen Karnevals hochzuhalten. Denn das inzwischen grauhaarige Publikum will weiterhin bedient und unterhalten werden. Das gelingt zum Teil auch hervorragend. Es war insgesamt ein guter Abend. Aber es gibt über die Jahre schmerzliche Abgänge bei tragenden Akteuren zu verzeichnen. In der aktuellen Auflage versucht man die mit einem neuen Ensemblemitglied zu kompensieren. Udo Wolff, ein 50-jähriger Schulabbrecher und Maurermeister, der als Spätberufener begonnen hat, sich als Comedian einen Namen zu machen. Seine Auftritte verlaufen erwartungsgemäß. Als eine Art Mario Barth für Senioren! Er errichtet auf der Bühne eine Mauer aus Flachheiten. Nichts davon ist wirklich neu, geschweige denn geistreich oder surreal.

Aber die überwiegenden Alt-68er im Publikum – die Jugend bleibt dem Treiben nämlich mehrheitlich fern – jubeln ihm zu. Sinkt also mit den Jahren der Anspruch der Alten? Oder nehmen sie nur das, was sie noch kriegen können, nach dem Motto „Wir lassen uns das Lachen nicht verbieten.“ einfach mit?

So oder so! Früher war vieles besser. Auch die damals noch jüngeren Alten! Und mit der Jugend hat der Niedergang zumindest in diesem Falle rein gar nichts zu tun.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 01.03.2017

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„Zum Prinzen drängt,

Am Prinzen hängt,

Doch alles. Ach wir Glücklichen!“

„Fack ju Göhte“ und sorry für Verballhornung! Am Aschermittwoch ist zwar alles vorbei, aber auch die Zeit, ein Resümee über die Karnevalssession zu ziehen und nicht überraschend festzustellen, daß alles im Mißraten wie im Mißlingen an einzelnen Menschen hängt.

Die Mainzer haben sich nicht den Schneid abkaufen lassen und eine beachtliche, wenn auch teilweise etwas überambiotionierte Sitzung, was das Anti-AfD-Sendungsbewußtsein anbelangte, mit gigantischen Fernsehquoten hingelegt. Die Kölner haben wohl eine grandiose Saison mit einem bürgernahen und insgesamt herausragenden Dreigestirn, das obendrein die Krätzje-Tradition belebt hat und sehr karitativ unterwegs war, hinter sich gebracht. Von Düsseldorf, meiner Geburtsstadt, gibt es wie immer überwiegend von den alles überragenden politischen Rosenmontagswagen Tillys nur Gutes zu berichten.

Und meine Heimatstadt Aachen? Der öffentlichkeitswirksame Teil des Karnevals mit der Entscheidung für Ritter Gysi stand stark in meiner Kritik. Aber den Bereich des eher Lokalen – aber des damit nicht minder Wichtigen – kann man nur in höchsten Tönen loben. „Eimol Prinz zo sin“, der diesjährige Thomas III. hat nach meiner Kenntnis alles bisher dagewesene übertroffen, indem er mit seinem Hofstaat ein paar wunderbare Lieder eingesungen und mit schier unendlicher Energie rastlos über Wochen vorgetragen hat, die die nach lokaler Karnevalsmusik geradezu lechzenden heimischen Jecken mitgerissen haben. Man kann es ja auch nur zu gut verstehen. Denn sosehr ich die Kölner schätze und verehre, so blöd kann es natürlich auch manchmal sein, wenn Öcher oder Düsseldorfer in Ermangelung eigener Songs mit Inbrunst „Ich bin ne kölsche Jung“ schmettern. Und den gestrigen AKV-Theaterball, den ich trotz meiner kleinen Fehde erstmalig besucht habe, weil ich es versprochen hatte, hat er damit veredelt und zu einem unvergeßlichen Erlebnis gemacht, das die Session fulminant beendete. Wenn aber ansonsten der beste karnevalistische Beitrag des Abends von einem urkomischen Duo vom alternativen „Kappesball“ bestritten wird, sollten sich die Lackschuhkarnevalisten einmal Gedanken machen. Es ist zwar schön, daß die ansonsten sehr gegensätzlichen Gruppen auf diese Weise aufeinanderzugehen – etwas, das in Köln zwischen „Stunksitzung“ und Etablierten wohl eher undenkbar erscheint -, aber für die Traditionsvereine sollte es einen Weckruf darstellen und den diesbezüglichen Nachholbedarf in den eigenen Reihen deutlich machen.

Die ultimative Abrundung war dann der Aschermittwochs-Gottesdienst heute abend im Hohen Dom zu Aachen auf Öcher Platt. So klingt zum Beispiel die Spezialfassung des „Vater unser“ im hiesigen Dialekt:

„Vadder ejjene Hömmel, Dinge Nam sall os heilig siie. Die Rich sall komme, Dinge Well sall jelde ejjene Hömmel än open Eäd. Jevv os et däjelich Bruet än loss os de Schold noeh, wie ouch vür dön verjevve welle, die aan os schöldig wooete. Loss os net vür der reähte Wejg avkomme än erlues os va de Schleähtigheät. Denn Du alleng hat et Sage, die Kraff än de Praach. Ömmerzou. Amen.“

Da geht einem – nur als Rheinländer? – doch das Herz auf. Und wenn dann noch auf dem Heimweg mich mein türkischer Gemüsehändler dezent auf den Schmier auf meiner Stirn aufmerksam macht, für den er mein Aschekreuz hält und der ihn zunächst gar zu der Vermutung verleitet, ich hätte eine Autopanne gehabt, und wir beide nach der Aufklärung herzlich lachen, dann weiß ich einmal mehr nicht, was man Grundsätzliches gegen ein Nebeneinander der Kulturen haben kann. Es bereichert beide Seiten und macht mein Aachen so lebenswert. Der nächste Karneval kommt bestimmt.

Schöne Fastenzeit und

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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