wolfsgeheheul.eu vom 18.01.2017

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Kindermund tut Wahrheit kund – und der Volksmund häufig auch.

Schon seit Wochen tobt im (erweiterten) Rheinland, also auch und gerade bei mir in Aachen, der Karneval. Eine Veranstaltung jagt die nächste, und zumindest die organisierten Jecken haben kaum noch Zeit für ihre Arbeit und die alltäglichen Dinge. Ein guter Anlaß also, die rheinische Mentalität ein wenig zu beleuchten.

Heute war ich mit dem Leiter der Kulturbetriebe Aachens in dessen Bureau verabredet, welches sich an einer großen Straßenkreuzung in den ehemaligen Räumen des Finanzamtes befindet. Gegenüber liegt ein großer Gebäudekomplex der katholischen Kirche, und über die Hauptstraße hinweg befand sich früher das Polizeipräsidium. Und wie nennt der überwiegend katholische Öcher diesen Bereich? „Dreiräubereck“! Dabei lieben alle den Dom und ihren Bischof, keiner ist wirklich ein Gegner der Polizei und die Finanzverwaltung ist für den Eingeborenen, wenn auch, wie überall, nicht unbedingt beliebt, so doch eine notwendige Einrichtung. Aber irgendwie stimmt es ja, daß alle drei nach des Bürgers Portemonnaie trachten, was man in anderem Zusammenhange als Räuberei bezeichnet. Und genau so ist der Begriff zu verstehen, als liebgemeinte Neckerei, als kleiner, anarchischer Gruß an die Obrigkeit, von der man sich keinesfalls unterkriegen lassen möchte. Was ich nicht verändern kann, muß ich wenigstens ein bißchen verhöhnen. Eine friedliche und folgenlose Form des zivilen Ungehorsams, den jeder versteht, auch Angehörige der drei jeweiligen Verwaltungen, da doch für sie immer noch zwei „Feinde“ übrigbleiben und man als Rheinländer über sich selbst lachen kann.

Eine andere Form der sympathischen Respektlosigkeit findet man im heutigen Zentrum an der damaligen Grenze, die durch die Ringstraßen gebildet wurde, zu den Außenbereichen der Stadt. Innen lebte vormals die feinere Gesellschaft – die sogenannten „Duemjroefe“ – draußen das einfache Volk. Am Ende einer kleinen auf den inneren Ring zuführenden Straße stand und steht ein Kruzefix. Und wo wohnten die armen Leute? „Henger Herrjotts Fott“ und so heißt exemplarisch ein kleiner Platz hinter der Bronzeplastik! Darf man als gläubiger Katholik so etwas despektierliches über Gottes Sohn sagen? Natürlich, aber nur als rheinischer! Der meint es nämlich nicht böse. Und wie sieht das die Kirche? Ein Pfarrer soll einmal gesagt haben, daß die, die nur die Rückansicht des Herrn anblicken, mehr Zeit hätten, sich um andere Leute zu kümmern. So sei es, und so ist es!

Es gibt so viele unterschiedliche und alle auf ihre Art liebenswerte Landsmannschaften in Deutschland. Das weiß ich aus eigener Erfahrung. Aber keine ist so nett und so fröhlich wie die um Köln herum. So sieht das zumindest der Rheinländer.

Alaaf und Helau!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 18.02.2016

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„So viel geraucht wie in diesem Film wird sonst nur selten in deutschen Krimis.“ So steht es in einer Rezension der FAZ zum heutigen ARD-Krimi aus Aachen über die Figur der Kommissarin Boni und der ihres Chefs.

Die Aussage stimmt meines Erachtens nur halb, denn es ist tatsächlich auffällig, daß in letzter Zeit wieder vermehrt auch in anderen TV-Filmen dem blauen Dunst gefrönt wird, und das nicht ausschließlich auf Balkonen oder vor der Tür, sondern oft ungehemmt genauso in geschlossenen nicht nur privaten, sondern sogar öffentlichen Räumen. Wie muß man diese Erscheinung deuten?

Nicht unsympathisch scheint die Erklärung, daß hier die Gaukler-Gilde ihre arnachischen Gelüste auslebt und so still, aber massiv gegen die Lustfeindlichkeit der heutigen Gesellschaft protestiert. Schöner noch wäre es, bewirkte dieses (schlechte) Vorbild etwas. Davon jedoch spürt man nichts. Allerdings mutet es mehr als erstaunlich an, daß sich gleichzeitig kein Shitstorm enwickelt, in dem besorgte Eltern und Pädagogen fordern, dieser Entwicklung sofort Einhalt zu gebieten und wieder mit gutem Beispiel voranzugehen.

Erster Schluß: Kunst vermag die Welt nicht zu verändern.

Zweiter Schluß: Außergewöhnliche Charaktere und besondere Typen sind immer etwas verrucht, im vorliegenden Fall verraucht.

Ersteres erklärt, warum Künstler in einer Parallelwelt leben, meist unpolitisch sind und die, die sich doch auf dieses fremde Feld vorwagen, eher inkompetent sind und in ihrem blinden Eifer lächerlich wirken.

Zweiteres aber entlarvt die Bigotterie der biederen Lustverzichtler, die sich über andere erheben und sich zelebrieren, gleichzeitig aber in ihren Filmen und Romanen wie selbstverständlich die kaputten Kreaturen erwarten und goutieren, weil die anderen, die so sind wie sie, so langweilig daherkommen. Und die Erfüllung der geheimen Sehnsüchte trübt sogar den Blick und verhindert das sonst typische spontane Aufbegehren gegen alles, was sich abseits ihrer reinlichen Normen abspielt.

Auf diese Art haben alle etwas davon. Der Lasterhafte kann vor dem Fernseher von einer besseren Welt träumen, und der Spießer löscht sein inneres, mühsam unterdrücktes Feuer.

Was ich noch zu sagen hätte, dauert länger als eine Zigarette, die ich mir jetzt anzünden werde. Deshalb bis morgen!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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