wolfsgeheul.eu vom 19.07.2018

1
0

Die autonome Fortbewegung liegt im Trend.

„Athleten auf vier Beinen und ihre zweibeinigen Begleiter im Sattel“!

Es findet wieder der CHIO in Aachen statt. Und – ja, ich weiß – dieses einzigartige Großereignis ist für unsere Stadt als die wichtigste Pferdesportveranstaltung der Welt ein Segen in wirtschaftlicher und werblicher Hinsicht. Auch habe ich zu diesem Thema schon hinreichend meine kritische Meinung kundgetan. Aber obiges Zitat des Reporters Carsten Sostmeier – als Obersprachschwurbler der Dollasse des Reitsports, den er so gerne wie falsch als „Hippologie“ bezeichnet – vom gestrigen „Preis von Europa“ hat mich wieder so auf die Palme gebracht, daß ich nicht zu schweigen vermag.

Wie muß man sich die zweifelhafte Aussage in der Umsetzung vorstellen? Es kann doch nur bedeuten, daß ein Pferd, das man ohne „Begleiter“ in den Springparcours der berühmten Soers hineinließe, augenblicklich nichts besseres zu tun hätte, als der Reihe nach sämtliche Hindernisse zu überspringen. Seit Horst Stern wissen wir aber nun, daß der schlaue Vierbeiner genau das keinesfalls täte, sondern entweder friedlich graste und den Wassergraben als willkommene Tränke nutzte oder ansonsten wahllos in unterschiedlichen Tempi zwischen den Hürden hin- und herliefe. Nur der Reiter bringt bzw. zwingt das Tier mit harter Hand und straffen Zügeln dazu, sich springend gegen seine Natur zu verhalten. Das mag, als das Pferd noch Fortbewegungsmittel für den Menschen war, notwendig und legitim gewesen sein, aber heute ist es nur noch überflüssiger sportlicher Luxus.

Was fällt also dem Schönredner Sostmeier ein, die Realität derart zu verzerren!? Glaubt er denn ernsthaft, er könne die mehr als berechtigte Kritik an dieser als Sport bezeichneten Tierquälerei, die zumindest auf dieser Profiebene einzig den Gesetzen des knallharten Kapitalismus folgt, ohne groß auf die Befindlichkeiten der geschundenen Kreatur Rücksicht zu nehmen, damit beruhigen oder gar entkräften!?

Doch was nutzt mein schriftliches Anreiten gegen Windmühlenflügel? Nichts! Und so stürmen die Massen weiterhin mit ihren lächerlichen Strohhütchen das beispiellose Reitgelände im schönen Aachen und amüsieren sich prächtig auf Kosten oder besser dem Rücken der Pferde. Soviel zur Bigotterie der Tierliebhaber!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

1
0

wolfsgeheul.eu vom 14.09.2016

2
0

Inklusion!?

Hand auf’s Herz! Wer schaut sich die Paralympics an?

Seit einer Woche tragen die Einbeinigen, Blinden, Rollstuhlfahrer etc. ihre Olympischen Spiele in Rio aus. Am kommenden Sonntag werden sie beendet sein. ARD und ZDF berichten wie gewohnt. Und – diese Behauptung wage ich, wenn ich allein von mir ausgehe – nur wenige schauen zu.

Möchte man in dieser Welt ein Krüppel sein? Und wie muß es bei Behinderten ankommen, wenn gleichzeitig allenthalben von Inklusion gefaselt wird? Die Realität ist eher bitter. Was hilft eine zunehmende Barrierefreiheit, wenn die Gesellschaft letztlich ihre Gehandikapten trotzdem geflissentlich übersieht!?

Rücken wir die Dinge einmal zurecht! Natürlich ist es großartig, daß es seit knapp sechzig Jahren Weltspiele für die körperlich Eingeschränkten gibt. Auch kann nicht geleugnet werden, daß nationale und internationale Förderungen zugenommen haben. Nur, was nützt es, wenn man die Ereignisse trennt!? So bleibt die (spitzen)sportliche Betätigung behinderter Menschen im Ghetto und den sehenden Fußgängern wird es leicht gemacht, darüberhinwegzusehen. Das nenne ich Feigenblattpolitik und Bigotterie.

Den Zustand der Normalität werden wir also erst erreicht haben, wenn alle Sportler dieser Welt gemeinsam im Coubertinschen Sinne ihre Kräfte messen. Selbstredend – darüber braucht man sich keinen Illusionen hinzugeben – macht es überwiegend wenig Sinn, behinderte und nicht behinderte Sportler tatsächlich gegeneinander ins Rennen zu schicken. Dafür sind die körperlichen Voraussetzungen zu ungleich. Das wäre zumeist nicht fair. Und wenn wir übrigens zum Beispiel an federnde Prothesen, die beim Laufen oder Springen eventuell sogar ein Vorteil sein können, denken, muß dies gar nicht immer nur in eine Richtung gelten. Aber auf die Olympiade übertragen, müßten doch alle Spitzensportler dieser Welt zusammen ein Sportfest feiern, sprich zwei bis drei Wochen nebeneinander leben und um den Sieg ringen können.

Jeden kann morgen ein Schicksalsschlag ereilen, der ihn von jetzt auf gleich mit einem Handikap versieht. Bei unserem Status quo bedeutet dies faktisch den sofortigen Zwangstransfer in eine kleine Parallelgesellschaft. Da mag man, wenn man Glück hat, noch sosehr weiterhin in seinem Beruf seinen Mann stehen und sich neue adäquate sportliche Betätigungsfelder erschließen, man gehört gleichwohl nicht mehr vollständig dazu.

Genau diesen traurigen Zustand zu beseitigen, muß die Aufgabe von Inklusion sein. Aber die Diskussion über deren Umsetzung hat nüchtern und knallhart geführt zu werden. Gefühlduselei hilft dabei keinem, denn es gibt zwangsläufig immer Bereiche, die sich nicht mischen lassen.

Aber es wäre eine Riesenhilfe, ginge Olympia hier mit gutem Beispiel voran. Wer dann die Spiele verfolgt, kann mit Recht sagen, allen Spitzenatlethen, die gleichermaßen hart trainieren, um ganz oben auf dem Treppchen zu „stehen“, Aufmerksamkeit geschenkt zu haben.

Nieder mit den Paralympics und ein Hoch auf eine Inklusions-Olympiade!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

2
0