wolfsgeheul.eu vom 05.02.2018

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Ein links, ein rechts, ein fallenlassen!

Ob daraus jemals ein Schal oder Pullover wird, weiß ich mangels entsprechender Handarbeitskenntnisse nicht. Aber nach diesem Motto scheint Bodo Broschat verfahren zu sein, der die neue 2-Euro-Münze mit dem Konterfei des großen Altkanzlers Helmut Schmidt entworfen hat. Es zeigt den eloquenten Kettenraucher mit einer typischen Zigarettenhand im Vordergrund. Allein der Glimmstengel fehlt zwischen Zeige- und Mittelfinger des rechten Greiforgans.

Nun könnte man sich mit vielen Rauchern über diese geschichtsverkehrende Darstellung aufregen und es manch qualmendem Numismatiker gleichtun, der einen Erwerb dieser Münze aus Protest ablehnt. Allerdings hilft genaues Hinsehen. Der Formgestalter hat nämlich einen durchaus geschickten Kunstgriff angewandt, um letztlich dem Vorwurf zu entgehen, er verkläre die lasterhafte Person Schmidts durch das Weglassen des bei ihm in Wahrheit allgegenwärtigen Suchtmittels.

Schaut man nämlich im Netz nach Bildern des – ja, es gab eine Zeit, in der die Partei noch solche hatte – SPD-Granden, muß man feststellen, daß bei exakt gleicher Haltung immer seine linke Hand die unvermeidliche Mentholzigarette hält. Der Fehler liegt also nicht in einer Geschichtsklitterung, sondern lediglich darin, daß durch die spezielle Art der Gestaltung der rechtsseitigen Gestik der Betrachter angeregt wird, die fehlende Reyno einfach hinzuzudenken.

Nach Münzen mit dem Portrait eines zigarrerauchenden Winston Churchill sucht man übrigens vergebens. Insofern erscheint es historisch richtig, große Staatsmänner künstlerisch nicht mit ihrem Laster abzubilden. Für diese Form der Dokumentation der Realität ist die Photographie zuständig. Und die bleibt auch ewig.

Auf den blauen Dunst und Helmut Schmidt, der sich auf Wolke sieben mit seiner Loki sicherlich gerade in großer Gelassenheit genüßlich eine ansteckt!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: #FreeDeniz – 357 Tage in Unfreiheit -!

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wolfsgeheul.eu vom 18.02.2016

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„So viel geraucht wie in diesem Film wird sonst nur selten in deutschen Krimis.“ So steht es in einer Rezension der FAZ zum heutigen ARD-Krimi aus Aachen über die Figur der Kommissarin Boni und der ihres Chefs.

Die Aussage stimmt meines Erachtens nur halb, denn es ist tatsächlich auffällig, daß in letzter Zeit wieder vermehrt auch in anderen TV-Filmen dem blauen Dunst gefrönt wird, und das nicht ausschließlich auf Balkonen oder vor der Tür, sondern oft ungehemmt genauso in geschlossenen nicht nur privaten, sondern sogar öffentlichen Räumen. Wie muß man diese Erscheinung deuten?

Nicht unsympathisch scheint die Erklärung, daß hier die Gaukler-Gilde ihre arnachischen Gelüste auslebt und so still, aber massiv gegen die Lustfeindlichkeit der heutigen Gesellschaft protestiert. Schöner noch wäre es, bewirkte dieses (schlechte) Vorbild etwas. Davon jedoch spürt man nichts. Allerdings mutet es mehr als erstaunlich an, daß sich gleichzeitig kein Shitstorm enwickelt, in dem besorgte Eltern und Pädagogen fordern, dieser Entwicklung sofort Einhalt zu gebieten und wieder mit gutem Beispiel voranzugehen.

Erster Schluß: Kunst vermag die Welt nicht zu verändern.

Zweiter Schluß: Außergewöhnliche Charaktere und besondere Typen sind immer etwas verrucht, im vorliegenden Fall verraucht.

Ersteres erklärt, warum Künstler in einer Parallelwelt leben, meist unpolitisch sind und die, die sich doch auf dieses fremde Feld vorwagen, eher inkompetent sind und in ihrem blinden Eifer lächerlich wirken.

Zweiteres aber entlarvt die Bigotterie der biederen Lustverzichtler, die sich über andere erheben und sich zelebrieren, gleichzeitig aber in ihren Filmen und Romanen wie selbstverständlich die kaputten Kreaturen erwarten und goutieren, weil die anderen, die so sind wie sie, so langweilig daherkommen. Und die Erfüllung der geheimen Sehnsüchte trübt sogar den Blick und verhindert das sonst typische spontane Aufbegehren gegen alles, was sich abseits ihrer reinlichen Normen abspielt.

Auf diese Art haben alle etwas davon. Der Lasterhafte kann vor dem Fernseher von einer besseren Welt träumen, und der Spießer löscht sein inneres, mühsam unterdrücktes Feuer.

Was ich noch zu sagen hätte, dauert länger als eine Zigarette, die ich mir jetzt anzünden werde. Deshalb bis morgen!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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