wolfsgeheul.eu vom 24.12.2015

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Eine kleine, wahre Weihnachtsanekdote:

Gestern habe ich mir – es ist Weihnachten, und wenn keine Mandantentermine mehr vorgesehen sind, geht auch Knoblauch! – etwas gegönnt und bin zum Mittagessen zu meinem Lieblingsgriechen um die Ecke gegangen. Darüberhinaus einen Abstecher in die Stadt zu unternehmen, hatte ich eigentlich nicht vor. Erstens gab es nichts zu besorgen und zweitens zieht mich grundsätzlich nichts in den jahreszeitentypischen Konsumtrubel. Auf dem Weg zum Imbiß traf ich eine mir bekannte junge Dame, mit der ich kurz nett plauschte und die überraschenderweise berichtete, es sei sehr entspannt im Stadtzentrum gewesen. Während ich dann also das beste Gyros Aachens bei Freund Petros genoß, reifte der Gedanke, den ohnehin geplanten Gang durch die „Pforte der Barmherzigkeit“ im Dom direkt im Anschluß zu absolvieren. Gleichzeitig noch ein paar Schritte bei diesem merkwürdigen aber schönen Wetter zu gehen, diese Aussicht gab den Ausschlag.

Der Aachener Dom wird gewöhnlich durch zwei kleine Schwingtüren rechts und links des Hauptportales begangen. Die schweren eisernen Türen – übrigens „Wolfstür“ genannt – wähnte ich nun geöffnet. In Vorfreude betrat ich den Domhof und mußte erstaunt feststellen, daß das Portal wie gewöhnlich geschlossen war. Nur besichtigen wollte ich das mir wohlvertraute und von mir besonders geliebte Gotteshaus an einem solch‘ touristenträchtigen Tage eigentlich nicht. Trotzdem ging ich, leicht irritiert, den gewohnten Weg in die Eingangshalle und betrat, leicht enttäuscht und ungewohnt emotionslos das Oktogon durch die stählerne, verglaste Doppelschwingtür, die vor circa zwei Jahren installiert worden ist.

Den ersten Domschweizer, der mir begegnete, fragte ich, warum die „Pforte der Barmherzigkeit“ denn geschlossen sei. Der schaute mich mit großen, freundlichen Augen verwundert an und sagte: „Wieso, die ist doch auf! Sie sind gerade durchgegangen.“ Ich war falsch gewickelt. Nicht das Hauptportal, sondern die inneren Türen sind zur „Pforte der Barmherzigkeit“ erklärt worden. Alles nur Definitionssache! Wir lachten und wünschten uns eine frohe Weihnacht.

Einmal davon abgesehen, daß für den möglichen Ablaß ohnehin ein dreimaliges Durchschreiten und weitere erfüllte Bedingungen, nämlich die Beichte – auch und gerade angesichts der einen oder anderen Kolumne sicherlich auch notwendig!? – und die Eucharistie, erforderlich sind, dürfte mein heutiger Akt keine Wirksamkeit gehabt haben, denn das unbewußte Hindurchgehen erscheint mir jedenfalls nicht ausreichend.

Es bleibt mir aber noch ein ganzes Jahr Zeit, den Ablaß vollständig zu erlangen. Kein Grund zur Beunruhigung also, und ein Besuch im Dom ist unabhängig davon immer erhebend!

In diesem Sinne wünsche ich meinen Lesern eine gesegnete Weihnacht und ein frohes Fest!

Und noch ein kleiner Tip: Gebäude sollte man immer sehr bewußt betreten, denn man kann nie wissen, welche Wirkung der eigentlich profane Vorgang darüberhinaus haben kann.

Gute  Heilige Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 23.12.2015

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Es ist Weihnachten! Zeit, endlich die Politik und sonstige Krisen einmal ein paar Tage Politik und sonstige Krisen sein zu lassen! Aber nicht ganz!

Denn nicht nur gute Menschen singen Lieder, was aber nicht zwingend heißen muß, daß die heilsame Wirkung der Musik nicht eventuell auch bei ihnen eintreten kann, wenn es denn wenigstens die richtigen Lieder sind, die gesungen werden.

Da hat doch am Montag tatsächlich die Pegida-Kundgebung zwischen ihren Hetzparolen „Leise rieselt der Schnee“ erklingen lassen. Vielleicht ein Anfang!? Es ist Weihnachtszeit, weshalb ich die Mitläufer heute nicht als die bezeichnen möchte, für die ich sie zum Großteil halte. Stattdessen verweise ich die verwirrten Herrschaften schlicht auf die zweite Strophe:

„In den Herzen ist’s warm,
Still schweigt Kummer und Harm,
Sorge des Lebens verhallt:
Freue Dich, Christkind kommt bald.“

Auch der Erwähnung bedarf es, daß heute in Dresden zum dreiundzwanzigsten Male die „Weihnachtliche Vesper vor der Frauenkirche“ mit über 20.000 Besuchern stattgefunden hat, die auf der Homepage der Frauenkirche als größter regelmäßiger Open-Air-Gottesdienst – also eine reinrassige kirchliche Zelebratrion – in Deutschland bezeichnet wird. Das ist auch Dresden und ein besonderes Zeichen gerade aus diesem entchristianisierten Jammertal! Und es ist die Leistung der Protestanten vor Ort. Geht doch! Hoffen wir, daß wenigstens einige Pegidisten sich dort beteiligt und etwas von der friedlichen und hoffnungsfrohen Stimmung mitgenommen haben und zur eigenen Mäßigung umsetzen.

Und was ist es für eine wunderbare Idee, daß der Karlspreis im nächsten Jahr an Papst Franziskus gehen soll! Daß es eine Bischofsstadt aber offenbar nicht erreichen konnte oder wollte, die Preisverleihung wie gewohnt im schönen Aachen, sondern im fernen Rom zu vollziehen, schmälert die Freude erheblich. Denn, wenn der Papst entgegen seiner sonstigen Gewohnheit überhaupt einmal eine profane Würdigung annimmt, dann war das doch mindestens schon die halbe Miete. Da wäre vielleicht Hartnäckig- und Standhaftigkeit gefragt gewesen. Nicht unbedingt rheinische Primäreigenschaften! Schade! Eine verpaßte Chance auch für mich, des Papstes an Heimatstelle ansichtig werden zu können! Sei es drum! Ein mehr als würdiger Preisträger! Eine Steigerung nach dem Buchhändler Schulz war leicht, aber wen hat das Komitee für 2017 im Auge? Oder endet mit Franziskus der Preis? Nein, das wäre dumm für meine Heimatstadt, diese international bekannte Marke aufzugeben! Aber die Herausforderung zu meistern und das neu erreichte Niveau zu halten und danach nicht wieder irgendeine politische Pappnase aus dem Hut zu zaubern, wird eine sehr schwierige Aufgabe sein. Hoffen wir dabei auf ein glücklicheres Händchen als beim „Orden wider den tierischen Ernst“.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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