wolfsgeheul.eu vom 15.03.2016

0
0

Prinzipientreue kann auch etwas Lustfeindliches haben.

Als ich am vergangenen Sonntag bei strahlendem Wetter auf dem Golfplatz meinen Flight mit einem fröhlich-ironischen „Helau“ begrüßte, weil in meiner Geburtsstadt Düsseldorf der Rosenmontagszug nachgeholt wurde, was in meinen Augen(s. Kolumne vom 08.02.2016) ein Unding war, schaute ich aber zunächst nur in fragende Gesichter, denn keiner hatte dieses Faktum präsent. Nachdem man jedoch realisiert hatte, worum es mir ging, sagte mein Kölner Freund wie aus der Pistole geschossen: „Ist doch schön, dann haben die ja tolles Wetter!“. Meine Einwände insbesondere auch gegen den von Kardinal Woelki erteilten Dispens für Karnevalstreiben in der Fastenzeit wischte er sinngemäß mit der Bemerkung weg: „Das ist mir doch egal. Den hätte ich gar nicht gefragt.“. Weitere Tiraden über unsere ausufernde Freizeitgesellschaft habe ich mir daraufhin tunlichst verkniffen. Mir war die Lust an der Unlust vergangen. Stattdessen war mir schlagartig bewußt geworden, daß man wissen sollte, wann es besser ist, mit seinen Kräften zu haushalten und Fünfe gerade sein zu lassen. Und obwohl ich mich für einen grundweg fröhlichen und lebensbejahenden Menschen halte, keimte in mir die Idee auf, daß häufiges Anstoßnehmen und Schimpfen bei aller Berechtigung und bei allem Spaß‘ an der Freud‘ eventuell doch immer auch einen kleinen Schatten auf der Seele hinterläßt und die Gesamtstimmung trübt, ob man es (wahrhaben) will oder nicht. Eigentlich blödsinnig, in dunkleren Zeiten obendrein noch ohne Not die Vorhänge zuzuziehen! Bei meiner weiteren Betrachtung der Welt, werde ich das Sonnige, sprich mein Wohlbefinden zukünftig vermehrt im Auge behalten. Das Leben könnte so einfach sein, müßte ich mich nicht allenthalben aufregen. Aber, was muß, das muß! Die Kunst liegt wie überall im richtigen Maß!

Zwei kurze, ohne pädagogischen Impetus hingeworfene Statements haben mir also komplett den Wind aus den Segeln genommen, und ich stand in der Flaute entwaffnet da. Gibt es ein größeres Glück, als sich mit anderen, aber insbesondere auch nahen Menschen auszutauschen, um seine eigenen Ansichten zu überprüfen, zu revidieren oder zu (ent)schärfen!? Besser und schneller kann man Klarheit nicht gewinnen. In diesem Falle fühlte ich mich stante pede nämlich eher nicht wie der große, aber unverstandene Zampano mit der fundierten und ausgewogenen Meinung, sondern mehr wie der Depp, der letztlich einfach nur den anderen den Spaß nicht gönnte. Touché! Im ersten Moment kein beglückendes Gefühl und außerdem ist Nicht-Gönnen-Können für Rheinländer eigentlich eine Todsünde! Meine Mutter, der ich die Anekdote im Vorab berichtete, empfahl mir übrigens, ruhig häufiger einmal auf meinen Kumpel zu hören. Welch‘ weiser Rat von einer waschechten Rheinländerin, die sich – der Vollständigkeit halber sei es erwähnt – natürlich den Zug im Fernsehen ohne Bedenken und Vorbehalte angeschaut hat! Stimmt! „Hör op zu schängen, Jung, dat lohnt sisch doch nit!“ hätte meine rheinische Oma wahrscheinlich gesagt. „schängen“ bedeutet übrigens „schimpfen“! Man muß wohl ab und zu nur auf sein Umfeld hören.

Vom Kölner lernen, heißt leben lernen! Danke, lieber Freund!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

0
0

wolfsgeheul.eu vom 14.03.2016

0
0

„Völker, hört die Signale“! „Wie bitte? Ich verstehe Sie nicht!“

Die Welt hat ein Hörproblem. Die Alten haben kein „Kind“, sondern immer noch „Adolf“ und „Erich“ im Ohr, die Mid-Ager sind zu sehr mit den eigenen Problemen beschäftigt, um anderen zuzuhören, und die Jugend verstöpselt ihre Lauscher mit Kopfhörern. Deshalb werden fast nur die wahrgenommen, die laut schreien und dabei plakativ reden. Für mehr reicht die Zeit der kurzen Aufmerksamkeit in einer taubgeworden Gesellschaft nicht aus. Einem Knallzeugen gleich wird der Mensch aufgeschreckt und urteilt dann, ohne etwas gesehen, geschweige denn verstanden zu haben. In der Masse jubeln sie zwar mit, wissen aber gar nicht, was sie eigentlich beklatschen. Ist auch nicht so wichtig! Hauptsache es macht Lärm, gibt wenigstens einen kleinen Reiz! Und da man den anderen nicht mehr hört, geifert man aneinander vorbei. Es ist wie das Verrichten einer Notdurft, um die Scheiße aus den Hirnen zu entsorgen, rein mechanisch, freud- und leidenschaftslos. Die Menschheit sitzt dicht an dicht aber isoliert nebeneinander auf der Latrine und besudelt sich gegenseitig. Dabei reflektieren sie sich selbst, also starren ins Leere, ohne in sich hineinzuhören. Dafür ist es auch zu laut! Kakophonie der wörtlichen Art!

Daß eine große Zahl der Menschen sich trotzdem gar nicht so unwohl zu fühlen scheint, muß daran liegen, daß auch der Geruchssinn durch die Dauerbelastung mit Fäkaldämpfen abgestumpft ist und Schaden genommen hat.

Stell dir vor, auf der Erde stinkt’s und keiner merkt’s! Also dann: „Augen auf!“! Denn wer sieht, daß er nur Scheiße produziert und in selbiger sitzt, muß doch wenigstens auf den beißenden Gestank schließen können, der ihn umgibt, und sich zu ekeln beginnen. Scham ist aller Kultiviertheit Anfang!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

0
0