wolfsgeheul.eu vom 31.03.2016

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Sind ältere Herren, die einer zwielichtigen Organisation vorstehen und es gewohnt sind, auf der ganzen Welt mit allem umgarnt oder gar bestochen zu werden, was das (Männer-)Herz begehrt, wohl Gegner von Zwangsarbeit? Eher nicht!

Das nenne ich einfältig, Amnesty International, wenn du in einem Bericht zur Fußball-WW 2022 in Katar der FIFA vorwirfst, gegen mutmaßliche Menschenrechtsverstöße beim Bau der Spielstätten nicht Ausreichendes zu unternehmen und sie aufforderst, den Druck auf die dortige Regierung zu erhöhen. Der Inbegriff der deutsch-kaiserlichen Einfalt, Franz Beckenbauer, hat dazu bereits 2014 mit „Ich hab‘ noch nicht einen einzigen Sklaven in Katar gesehen.“ den abschließenden Satz gesprochen. Und ohne Ausbeutung, Zwangsarbeit und Sklaverei wäre doch auch die weltweite Prostitution unmöglich, was den Spaß der FIFA-Mannen bei ihren Test- und Vergabereisen mit ziemlicher Sicherheit maßgeblich reduzieren würde. Also, Amnesty, eure Aufforderung ergeht an die Falschen! Die werden ihren gönnerhaften Gastgebern niemals richtig ans Bein pinkeln. Sie sind vielmehr in deren Schuld.

Die Frage bleibt  aber, ob überhaupt jemand berufen ist, die Verhältnisse in Katar, soweit sie beklagenswert sind, zu kritisieren. Zu denken wäre an die deutsche Regierung. Wenn aber sogar auf Baustellen des Bundes in Berlin schon illegale Bauarbeiter entdeckt worden sind, sollte diesbezüglich vielleicht Zurückhaltung angezeigt sein. Grundsätzlich ist doch anzunehmen, daß im Bereich der Wanderarbeit immer und überall Schindluder getrieben wird. Schlechte Bezahlung und menschenunwürdige Unterbringung sind dabei nur die Spitze des Eisberges. Auch bei uns! Das mag zwar desillusionierend sein, ist aber leider die Realität! Wer – wie wir alle mehr oder minder – davor jedoch die Augen verschließt, weil die Wirtschaft nun einmal so funktioniert und es kaum bis gar nicht zu verhindern ist – und das nicht nur in unfreien Ländern! -, der ist wohl kaum dazu berufen, laut Kritik an anderen zu üben. Außerdem sollte nicht vergessen werden, daß ein beträchtlicher Teil der Menschen, die sich derart verdingen, dies letztlich freiwillig tut, weil es allemal besser ist, als in den armen und/oder krisengeschüttelten Heimatländern gar nichts zu verdienen und Hunger zu leiden. Auch zum Ausbeuten gehören immer zwei Seiten, die, die es unternimmt, und die, die es mit sich machen läßt, weil sie es will oder keine andere Wahl hat, wenn sie und ihre Familien überleben wollen. Und vielleicht geht es den Betroffenen in Katar noch weit besser als in anderen Ländern dieser Erde!? Auf dieser Bigotterie basieren nicht unwesentliche Teile unseres Wohlstandes. Wer das beklagt, vergießt immer auch Krokodilstränen, weil er nicht frei davon ist, es zu wissen oder mindestens zu ahnen und auf die eine oder andere Art, ob er will oder nicht, selbst davon zu partizipieren.

Gleichwohl sind Organisationen wie Amnesty natürlich wichtig, weil sich nichts ändert, wenn nicht manche wenigstens ständig Aufmerksamkeit anmahnen, Mißstände anprangern und Maßnahmen zu ihrer Bekämpfung fordern. Doch letztlich müssen sich selbst Menschenrechtsorganisation eingestehen, daß ihre Daseinsberechtigung und die Einkunftsmöglichkeiten ihrer Funktionäre und Mitarbeiter davon abhängen, daß es überhaupt etwas zu kritisieren gibt. Auch hier herrscht ein Verhältnis von Geben und Nehmen, da sollte man sich keinen Illusionen hingeben. Es ist Teil des Spiels und durchaus auch das Kalkül von manchen vermeintlichen Gutmenschen! Gäbe es das Böse nicht auf der Welt, keinen Haß, keine Gier und keine Raffsucht sowie keine Kämpfe um Macht und Bedeutung, wären viele Menschen – auch Teile der guten – arbeitslos. Ob der Aktivist, der bona fide ist, sich das  immer bewußt macht, darf bezweifelt werden.

Nichtsdestotrotz sollte aber jeder sein Scherflein dazu beitragen, die Welt ein bißchen besser zu machen, auch wenn es anstrengend ist, meistens nur Sisyphos nachzueifern. Das beharrliche Wollen und Tun dürfte bei aller überwiegenden Vergeblichkeit nämlich gleichwohl einen Anteil daran haben, daß die Dinge nicht vollends aus dem Ruder laufen. Auch kleine Schritte zählen. Es ist halt eine Lebensaufgabe, wenn einem nicht alles egal ist.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 30.03.2016

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Verkehrte Welt: Abitur spielt und Hilfsschule kommentiert!

Früher – so jedenfalls meine verklärte Erinnerung – waren im Fußball die Rollen meist anders verteilt. Gestern im Freundschaftsspiel der Deutschen gegen Italien saß ein Steffen Simon am Mikrofon, von dem man im Netz wohl lesen kann, er habe seine „Karriere“ mit 13 Jahren als Schülerreporter bei RIAS Berlin begonnen, über einen Schulabschluß dagegen findet man nichts. Vom Schülerreporter direkt ohne Ausbildungsumweg zum Reporter!? So reihte sich sein Kommentar nahtlos in das Geschwätz eines Großteils seiner Kollegen bei den öffentlich-rechtlichen Sendern ein. Die mit dem Brustton der Überzeugung dargebrachten sprachlichen Verfehlungen führen übrigens oft dazu, daß man zwar stutzt, aber zunächst gar nicht weiß, was eigentlich falsch war. Als Herr Simon gestern meinte, die deutsche Mannschaft dürfe in ihrer Aufmerksamkeit nicht nachlassen und müsse immer auf dem Quivive sein, und sagte „sie müsse ihre Sinne zusammenhalten“, war das so ein Moment. Mit dem Gedanken „der hat doch nicht alle beisammen“ fiel natürlich bald darauf der Groschen. Wann – ich kann es nicht oft genug wiederholen – erkennt das Gebührenfernsehen endlich, daß es auch einen Bildungsauftrag hat!? Während wir Alten nämlich weghören oder es noch besser wissen, neigen junge Menschen erstens zur Nachahmung und zweitens unterstellen sie – und das kann man ihnen nicht einmal verübeln – blind, daß die in der Glotze schon richtiges Deutsch sprechen werden. Tun sie leider nicht (mehr), und so nimmt es nicht Wunder, daß es mit der Sprachkompetenz insgesamt bergab geht.

Wie wohltuend erscheint da der Abiturient Thomas Müller, der nicht nur auf dem Feld, sondern auch vorm Mikrofon zu erfreuen und überraschen versteht! Nach dem Spiel gegen England zum Beispiel mit dem offenen und ehrlichen Eingeständnis, es sei halt ein „typisches Testspiel“ gewesen, bei dem man sich dabei ertappe, „dass man den letzten Schritt nicht aggressiv genug macht“, was ihm erwartbar neben Lob natürlich auch wieder einen Sturm der Entrüstung eingetragen hat. Dabei ist es nicht erst seit gestern ein offenes Geheimnis bzw. schlicht die Wahrheit. Man mag es bedauern, aber die Zeiten, in denen der Bundesadler auf der Brust jeden, egal in welchem Spiel, immer zu Höchstleistungen animierte, sind vorbei. Dafür geht es außerhalb der Nationalmannschaft um zuviel. Vielleicht werden deshalb die Fußballer auch schlauer. Denn Müller ist nicht der einzige, der positiv auffällt. Am meisten freue ich mich über Migranten, die in geschliffenem Deutsch parlieren. Ein schöneres Beispiel für Integration kann man nicht aufbieten, erst recht, wenn man bedenkt, daß die Eltern dieser jungen Deutschen nicht selten kaum bis gar nicht Deutsch sprechen.

Die Sportler fordern manch‘ Fersehschaffenden inzwischen zum Sprachwettstreit und gewinnen ihn. Wenn das keine Herausforderung ist! Ein Reporter muß nicht gut Fußball spielen können, aber sprachlich sollte er Vorbild und selbst den besten Kickern überlegen oder mindestens ebenbürtig sein. Ansonsten verliert er jedweden Respekt. Thomas Müller hat das berechtigterweise übrigens schon längst getan!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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