Der Rheinländer nennt ihn Köt – richtig heißt er Cutaway.
Ein wunderbares Kleidungsstück, welches man der Jugend von heute im Zweifel erklären muß, da sie es noch niemals gesehen hat. Der Große Gesellschaftsanzug des Tages hat in Deutschland praktisch ausgedient. Das Pendant für den Abend, den Frack, erlebt man fast nur an Dirigenten und Orchestermusikern. Einzig der Smoking findet bisweilen noch seinen Einsatz. Selbst zu Hochzeiten scheint Stilechtheit kaum mehr gefragt, stattdessen wartet der Mann dort mit oft gräuslichen Mischformen auf oder er trägt den richtigen Anzug zur falschen Uhrzeit. Eigentlich traurig, daß die guten Umgangsformen, die sich auch und gerade am Habit zeigen, derartig aus der Mode kommen.
Umsomehr erfreut heute ein Bild im Hauptteil der FAZ von Japans umgebildetem Kabinett um Ministerpräsident Abe. Zwar erkennt man nur zwei Frauen, aber alle Männer tragen Cutaway. Nun ist Nippon zwar als sehr traditionsreiches Land bekannt, daß man dort jedoch einer ab dem Jahr 1850 von England ausgehenden Kleiderordnung bis in die Jetztzeit folgt, stellt eine Wohltat für das Auge dar. Das korrekte Uniforme läßt die Personen sichtbar hinter ihrem Amt zurücktreten, was bei der Neueinführung einer Regierungsmannschaft mehr als angemessen ist. Individualität muß nicht zwingend an solchen Tagen zur Schau getragen werden. Ihre persönliche Art und ihr Handeln sind für Menschen die viel wichtigere Unterscheidung. Und wer die Ehre hat, Verantwortung für das Volk zu übernehmen, tut gut daran, dem Akt der Ernennung mit Würde und Demut zu begegnen. Beides drückt der abgerundete Frack mit Streifenhose in vorzüglicher Art und Weise aus.
Diese Traditionsbewußtheit sei bei uns zur Nachahmung empfohlen! Oder nimmt man hier die Sache nicht mehr so ernst?
Es lebe der Köt! Und nun: Cut!
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf