wolfsgeheul.eu vom 15.01.2016

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Ernsthaft erwäge ich, meine Kritik an und Polemik über Frau Dr. Merkel – immerhin hat sie mich bereits vor sieben Jahren veranlaßt, nach 26-jähriger, mehr oder minder passiver aber treuer Parteimitgliedschaft, die auch Kohl und manch‘ andere schwere Prüfung überdauert hat, aus der CDU auszutreten, und sie hat mir bis heute zum Schaden von Deutschland keinen Grund geliefert, das zu bereuen – zu reduzieren oder gar einzustellen, auch wenn es mir sehr schwerfiele. Nicht allerdings, weil ich meine Meinung zu ihrer Leistung geändert hätte, sondern weil es zunehmend unerträglich ist, wie die Dumpfbacken von AfD und Pegida, die unter anderem mit dem Motto „Merkel muß weg!“ aufmarschieren, die deutsche Bundeskanzlerin verunglimpfen, sich insgesamt äußern und gerieren! Mit diesen Typen macht man sich ungern – und wenn es auch nur vordergründig ist und lediglich die Grundthese betrifft – gemein.

War der Merkel-Galgen bei der Pegida-Demonstration schon mehr als geschmacklos, zeigte jetzt ein Teilnehmer der AfD-Veranstaltung am letzten Mittwoch in Erfurt ein Plakat, bei dem neben dem Slogan „Angela muss weg“ zwei blaue Davidssterne gemalt waren. Claus Peter Müller, der heute in der FAZ von seinem Besuch bei dieser Demo ausführlich berichtet, erklärt dazu, daß unter Antisemiten die Behauptung kursiere, Merkel sei Jüdin. Was auch immer in den weichen und kranken Hirnen der AfDler vorgehen mag und was auch immer sie vermuten, hier wird eine Grenze überschritten, denn bei uns hat der Davidstern leider durch die unrühmliche Geschichte die Bedeutung eines Stigmas bekommen. So wird es hier auch gebraucht. Das geht zu weit! Den weiteren Parolen unterirdischen Niveaus will ich hier gar keinen Raum geben, möchte aber herausheben, daß es immer schwerer wird, Teile der Anhänger der rechten Gruppierungen noch in Schutz zu nehmen, da sie weiterhin allesamt treue Gefolgsleute der Volksverderber bleiben, obwohl sie hören können und verstehen müssen, was diese postulieren. Wer das nicht teilt, kann es nur durch Verweigerung der Teilnahme zeigen, was aber ausweislich der Zahlen nicht geschieht.

Müller beschreibt aber einen anderen Vorgang, der aufhorchen läßt. Zu Beginn der Veranstaltung hat sich ein AfDler an die Menge gewandt und mitgeteilt, es befänden sich „Saboteure“ der „politischen Gegner“ unter ihnen, die sich eingeschleust hätten. Was glauben diese Herrschaften denn eigentlich! Wir sind ein freies Land und jeder freie Bürger kann sich jede angemeldete Demonstration ansehen und -hören, ob er nun Befürworter ist oder dem Veranstalter und seinen Anhängern ablehnend gegenübersteht. Es geht aber noch weiter. Der Anheizer forderte die Menge auf, solch‘ auffällige Personen zu melden und Beweisphotos von den Betreffenden anzufertigen. Na, prima! Man kann sich schon denken, daß das im Ex-Stasihoheitsgebiet sofort auf fruchtbaren Boden gefallen ist und sich einige eifrig daran machten, Ausschau zu halten. Auch der FAZ-Journalist Müller wurde peinlich befragt und als Gegner identifiziert. Sodann wurde unter den Augen der Polizei von jemandem per Handy ein Photo von Müller angefertigt. Als sich dieser richtigerweise wegen seines Rechtes am eigenen Bild hilfesuchend an einen der Polizisten wandte, lehnte dieser ein Einschreiten ab und empfahl stattdessen, Müller möge sich besser außerhalb der Absperrung und in Ordnungshüternähe aufhalten.

So, jetzt reicht’s aber! Während die Kölner Polizisten bezüglich ihres Versagens an Silvester wohl noch den Überraschungsmoment und falsche Anweisungen für sich reklamieren können, sind die Erfurter, Plauener, Magdeburger, Dresdner, Chemnitzer  und Leipziger Polizeikräfte traurigerweise seit langem mit dieser Art der rechten Veranstaltungen vertraut und geübt, so daß sie sich für ihr Versagen nicht exkulpieren können. Einem freien Journalisten dabei zu empfehlen, er solle besser von einer Recherche in der Masse, wo man einzig die Atmosphäre richtig aufnehmen kann, absehen, statt ihn dort zu schützen, und ihn im Regen stehen zu lassen, statt dafür zu sorgen, daß der tumbe Blockwart – in der DDR hieß so einer übrigens Abschnittsbevollmächtigter(ABV) – das Photo vor Ordnungshüters und Müllers Augen endgültig löscht, ist ein Skandal. Wie können die Verantwortlichen im Goethe-Freistaat zulassen, daß ihre Mitarbeiter vor Ort offenbar nicht zu erkennen vermögen, was ihre Aufgabe ist, nämlich nicht nur das Demonstrationsrecht zu schützen, sondern auch die Rechte der freien Berufsausübung von Medienvertretern und persönliche Rechte. Hier hat sich kein autonomer Gegendemonstrant, der Randale sucht, unter die Leute gemischt, sondern ein redliches Mitglied der medial arbeitenden Bevölkerung; aber selbst der friedliche Autonome hätte Anspruch darauf, daß sein Recht am eigenen Bild mit Hilfe der Polizei direkt verteidigt wird. Auch die Polizei braucht also ganz offensichtlich dringend Nachhilfe.

Es ist schon erstaunlich wie sich eine Talfahrt einer Nation akzeleriert, wenn man seit Jahrzehnten auf eine allgemeine Rundumbildung verzichtet. Mehr und mehr stellt sich also leider doch die Frage, ob dieser Prozeß noch aufgehalten und umgekehrt werden kann. Rilke hilf! „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen, die sich über die Dinge ziehn. Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen, aber versuchen will ich ihn.“. Werfen wir also weiter unsere Steine in den immer trüber werdenden See.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 14.01.2016

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Leider gibt es nicht nur gute Nachrichten.

Terror in Istanbul und Jakarta! Schweine! / Die AfD liegt bei den Umfragen in Sachsen-Anhalt bei 15%! Cave Ostdeutschland!!! / Die kleine Stadt Rheinberg sagt ihren Karnevalsumzug ab, weil sie Schwierigkeiten à la Köln von den 500 dort leben werdenden Flüchtlingen erwartet und der Verein das geforderte Sicherheitskonzept nicht darstellen kann. Jetzt verbieten wir uns unsere Traditionen schon selbst! Das sollte, das darf nicht sein! / NRW-Innenminister Jäger ist immer noch nicht zurückgetreten. Es wird Zeit!/ Es gibt einen Ansturm in Köln und anderswo auf die Erlangung eines Kleinen Waffenscheins. Wollen wir denn nicht vom abschreckenden Beispiel USA lernen!? / Unsere Bundeskanzlerin scheint abgetaucht zu sein. Sie wird sich doch nicht im Atombunker des Kanzleramtes etwas angetan haben!? / Und je näher der Straßenkarneval rückt, umso winterlicher wird das Wetter. Da ist aber das letzte Wort noch nicht gesprochen, oder, leev Herjott!?

Aber immer noch kein Grund, sich den Optimismus nehmen zu lassen! Und der menschenverbindenden Kraft des Karnevals zu vertrauen und sich schon einmal einzusingen! Die Kölsche Ur-Band „Bläck Fööss“ hat bereits im Jahre 2000 das Lied „Stammbaum“ veröffentlicht, welches richtigerweise auch die diesjährige Dreigestirns-Proklamation eingeleitet hat, gesungen vom katholischen Jugendchor mit einem weißhäutigen Sänger und einer schwarzhäutigen Sängerin als Solisten, alle in ihrer Muttersprache „Kölsch“. Wenn eine Stadt eine lange Tradition in Völkerverständigung und Integration hat, dann ist es – das muß ich als in Aachen lebender Düsseldorfer neidlos anerkennen – Köln. Also r(h)einhören! Wenn man weiß, daß „Pimock“ im weitesten Sinne „Zugereister“, „Buur“ „Bauer“, „Rhing“ „Rhein“, „mem“ „mit dem“ und „schwade“ „reden/quatschen“ heißt, müßte auch der Nicht-Rheinländer alles verstehen können.

Stammbaum(Bläck Fööss)

Ich wor ne stolze Römer, kom met Caesar’s Legion,
un ich ben ne Franzuus, ich kom mem Napoleon.
Ich ben Buur, Schreiner, Fescher, Bettler un Edelmann,
Sänger un Gaukler, su fing alles aan.

Refrain:

Su simmer all he hinjekumme,
mir sprechen hück all dieselve Sproch.
Mir han dodurch su vill jewonne.
Mir sin wie mer sin, mir Jecke am Rhing.
Dat es jet, wo mer stolz drop sin.

Ich ben us Palermo, braat Spaghettis für üch met.
Un ich ich wor ne Pimock, hück laach ich met üch met.
Ich ben Grieche, Türke, Jude, Moslem un Buddhist,
mir all, mir sin nur Minsche, vür’m Herjott simmer glich

Refrain

De janze Welt, su süht et us,
es bei uns he zo Besök.
Minsche us alle Länder
ston bei uns hück an de Thek.
M’r gläuv, m’r es en Ankara, Tokio oder Madrid,
doch se schwade all wie mir
un söke he ihr Glöck.

Refrain/Schluß

Ist doch so einfach! Menschen dieser Welt, schaut, ohne an Silvester zu denken, auf Köln und den Kölner Einwohnern gleich welcher Herkunft, Hautfarbe oder Religion aufs Maul! Da kann man was lernen!

Helau, Alaaf, Prost und gute Nacht!

Ihr/Euer Karnevals-Wolf

 

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