wolfsgeheul.eu vom 14.12.2017

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Gestern bei strömendem Regen an meiner Lieblingsimbißbude vor Porta in Aachen mit Blick auf den Tivoli! Die Wurstbräterin steht hinter der Theke und schaut bewegungslos auf ihr Handy. Nachdem sie mich freundlich bedient, also die leckere Frikadelle ins Brötchen gebettet und kassiert hat, das gleiche Bild.

Was haben eigentlich faule und/oder gelangweilte Menschen früher getan, als es noch keine Smartphones gab?

Dumm in der Gegend herumgeguckt, über etwas nachgesonnen, eine Zeitung oder ein Buch gelesen, einen unendlichen Schal gestrickt, aber auch, so vorhanden, sich – eine sehr spontane, schöne und leider inzwischen unmoderne Angewohnheit der Altvorderen, um auf interessante, interaktive und vor allem direkte Weise sich mit dem Mitmenschen auseinanderzusetzen und zu amüsieren – mit dem Nebenmann unterhalten oder gar gearbeitet. Letzteres geht nämlich immer. Überall liegt Arbeit herum, zu der man gewöhnlich nicht kommt und für deren Erledigung kleine Belastungstäler eine willkommene Gelegenheit bieten. Will sagen, es gab Zeiten, da haben durchschnittlich disziplinierte und loyale Arbeiter oder Angestellte außerhalb der offiziellen Pausen durchgehend an irgendetwas gearbeitet, waren also ihr Geld wert. Heute zückt der, der vermeintlich nichts zu tun hat, sofort sein mobiles Wunderkästlein und legt im Zweifel los, damit Sinnfreies und/oder rein Privates anzustellen. Aber auch in der Freizeit neigt der neuzeitliche Homo Digitalis dazu, nur blöd auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm herumzustreichen. Nichtstun mit Bespaßungsfaktor!

Es geht vieles verloren durch diesen angeblichen Segen der Technik. Auch Produktivität! Ob das durch die Erleichterung und Beschleunigung der Kommunikation wettgemacht wird?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 12.04.2017

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Ohne Seichtigkeit des Seins!

Wenn man, wie ich, keinen Fernseher besitzt, verpaßt man nichts. Das kann ich nach über sechsjähriger Beobachtung ohne Einschränkungen sagen. Selbst die wenigen Ausflüge über das Internet am kleinen Laptop stellen dieses Ergebnis nicht in Frage, sie bestätigen es eher.

Kabarett und Satire wird immer belangloser, und die bestellten Claqueuere im Studio sind an Peinlichkeit für vermeintlich kritische Künstler nicht zu überbieten. Kunst und Kommerz schreiten Hand in Hand und versanden zunehmend in der Unterirdischkeit. Sport kommt am Radio viel besser rüber und die ewiggleichen Interviews stehen so oder ähnlich am nächsten Tag in der Zeitung. Feuilletonleser brauchen auch nicht das, was sich televisionär Kulturprogramm nennt. Bleibt die Politik! Was will man da verpassen, was nicht später genauso der Presse zu entnehmen ist!? Und die unerträglichen Talkshows bringen schon lange keine Erkenntnis mehr, außer daß überwiegend unfähige, unkritische, speichelleckende oder spiegelfechtende Moderatoren am Werke sind, die mit den immergleichen Abziehbildern in ihren Sendungen eine Schau abziehen, die beide Seiten der Medaille direkt auf einer abbildet. Ein kollusives Zusammenwirken im Politik-Showbusiness! Außer Dittsche ist wirklich nichts sehenswert, und selbst der ergeht sich im semper idem, spiegelt damit aber durchaus den Alltag wider und tut dies so brilliant, daß es immer wieder eine Freude ist, die Virtuosi- und Kreativität Olli Dittrichs zu bestaunen. Und solange er den Beckenbauer besser kann als das lächerliche Original, braucht es eigentlich sowieso nur noch ihn.

Nun müßte ich lügen, behauptete ich, daß ich die gewonnene freie Zeit überwiegend sinnvoller ausfülle. Aber jede fernsehfreie Stunde hat zumindest die Chance, eine gewinnbringendere zu werden. Selbst also, wenn man sie nicht entsprechend nutzt, hat man trotzdem mehr gemacht und (nach)gedacht als mit laufender Kiste, weil man sich dieser Möglichkeit nicht benommen hat. Und jedenfalls war es erholsamer und weniger ärgerlich. Es offenbart vielmehr die allgegenwärtige Schwierigkeit, seinem kurzen Leben immer optimalen Sinn zu geben.

Gerade höre ich Bachs wunderbare Oster-Kantanten. Allemal klarer und ehrlicher als der verlogene Herr Plasberg und Konsorten! Und vielleicht gottgefälliger!? Mit zwei Ohren hört und mit zwei Augen sieht man besser! Die Television ist  dabei entbehrlich.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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