wolfsgeheul.eu vom 14.12.2017

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Gestern bei strömendem Regen an meiner Lieblingsimbißbude vor Porta in Aachen mit Blick auf den Tivoli! Die Wurstbräterin steht hinter der Theke und schaut bewegungslos auf ihr Handy. Nachdem sie mich freundlich bedient, also die leckere Frikadelle ins Brötchen gebettet und kassiert hat, das gleiche Bild.

Was haben eigentlich faule und/oder gelangweilte Menschen früher getan, als es noch keine Smartphones gab?

Dumm in der Gegend herumgeguckt, über etwas nachgesonnen, eine Zeitung oder ein Buch gelesen, einen unendlichen Schal gestrickt, aber auch, so vorhanden, sich – eine sehr spontane, schöne und leider inzwischen unmoderne Angewohnheit der Altvorderen, um auf interessante, interaktive und vor allem direkte Weise sich mit dem Mitmenschen auseinanderzusetzen und zu amüsieren – mit dem Nebenmann unterhalten oder gar gearbeitet. Letzteres geht nämlich immer. Überall liegt Arbeit herum, zu der man gewöhnlich nicht kommt und für deren Erledigung kleine Belastungstäler eine willkommene Gelegenheit bieten. Will sagen, es gab Zeiten, da haben durchschnittlich disziplinierte und loyale Arbeiter oder Angestellte außerhalb der offiziellen Pausen durchgehend an irgendetwas gearbeitet, waren also ihr Geld wert. Heute zückt der, der vermeintlich nichts zu tun hat, sofort sein mobiles Wunderkästlein und legt im Zweifel los, damit Sinnfreies und/oder rein Privates anzustellen. Aber auch in der Freizeit neigt der neuzeitliche Homo Digitalis dazu, nur blöd auf dem berührungsempfindlichen Bildschirm herumzustreichen. Nichtstun mit Bespaßungsfaktor!

Es geht vieles verloren durch diesen angeblichen Segen der Technik. Auch Produktivität! Ob das durch die Erleichterung und Beschleunigung der Kommunikation wettgemacht wird?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 16.10.2017

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Als Anti-Wagnerianer bin ich wohl ein Tannhäuser Tor.

„Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet. Gigantische Schiffe, die brannten, draußen vor der Schulter des Orion. Und ich habe C-Beams gesehen, glitzernd im Dunkeln, nahe dem Tannhäuser Tor. All diese Momente werden verloren sein in der Zeit, so wie Tränen im Regen. Zeit zu sterben.“

Diesen genauso rätselhaften wie inhaltsleer scheinenden Monolog in seiner deutschen Synchronisation spricht der sterbende, sogenannte Replikant Roy Batty in Richtung von Blade Runner(Harrison Ford) im gleichnamigen Ursprungsfilm aus dem Jahre 1982, und er hat offenbar Kultcharakterstatus erlangt, obwohl zur damaligen Zeit eigentlich der Genetiv noch üblich war. Ein Ort oder ein Bauwerk namens „Tannhäuser Tor“ existiert nicht in der Realität. Man kann also des Tores nur auf der Leinwand ansichtig werden bzw. von ihm Kunde erhalten.

Mir war das als 22-Jähriger nicht vergönnt, da ich in der Lebensphase wohl eher zum Beispiel Fanny Ardant bei Truffaut, Mia Farrow bei Allen und auch deutsche Filme von Herzog oder Fassbender bevorzugte. Jedenfalls fehlte mir vorgestern die entsprechende Vorbildung, als ich mit einer Freundin spontan den neuen „Blade Runner 2049“, der im weitesten Sinne sogar von der FAZ gute Kritiken bekommen hat, angeschaut habe.

Selten einen so doofen und langatmigen und -weiligen Film gesehen! Und mit dieser Meinung stand ich nicht alleine. Fade Dialoge, wenig Licht, viele Standbilder und schlechte Tricksequenzen! Einzige Erkenntnisse sind, daß man in dreißig Jahren wieder Mantel trägt sowie mit Beton baut und Autos zwar fliegen können, aber immer noch Scheinwerfer wie ein 70er-Jahre-Chevy und profane Scheibenwischer haben. Mein sehr geschätzter Freund Harald ist sich jedoch sicher, daß mit den notwendigen Vorkenntnissen ich das filmische Monstermachwerk mit ganz anderen Augen gesehen hätte. Er wird mir demnächst nachträglich eine Einweisung geben. Bin schon sehr gespannt, ob es etwas ändern wird!

 „Nach dem Krieg um sechs im Kelch!“, äh, „am Tannhäuser Torentor“ meine ich natürlich.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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