wolfsgeheul.eu vom 19.05.2017

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Hektik vs. Ruhe

Der Mensch bekämpft die Langeweile

Mit Aktionismus immerdar,

Mehr zählt für ihn die lange Meile,

Ein kleiner Schritt ihm meist zu nah.

 

Wer nicht weiterkommt,

Steht still.

Und da heißt die Lösung prompt,

Daß er das nicht will.

 

Doch in dieser steten Eile

Geht das Wichtigste verloren.

Daß der Augenblick verweile,

Dafür ist er auserkoren.

 

Wahrer Genuß, der darf nicht hetzen,

Weil Hast ihn rasch zunichte machet.

Drum sollte man die Rast mehr schätzen,

Es genießt nicht, wer nur flüchtet.

 

Wer also nicht kann dehnen

Seine viel zu kurze Lebenszeit,

Der wird dereinst vorm Ende stehen,

Obwohl dazu noch nicht bereit.

 

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 17.05.2015

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Wir scheinen eine gehetzte Gesellschaft zu sein. In den letzen Jahren hat sich die „togo“-Bewegung in einer Art und Weise breit gemacht, daß sie mir eine Anmerkung wert ist.

Früher wurden Kinder, zumindest aus dem bürgerlichen Umfeld, dazu erzogen, daß draußen nicht gegessen und getrunken wird. Es war nicht immer zu unserem Wohlgefallen, daß wir unser schönes Spiel länger unterbrechen mußten, um uns in der häuslichen Küche zu stärken, während andere in der Sonne verbleiben und ihren Apfel nebenbei essen durften. Neben hygienischen Gründen gab diese Regel der Nahrungsaufnahme einen besonderen Stellenwert, es sollte gesittet und in Ruhe vorsichgehen. Zwei der wenigen Ausnahmen, die mir einfallen, waren das Eishörnchen, aber selbst das wurde überwiegend innehaltend verzehrt, allein schon um das Kleckern unter Kontrolle und fern der Kleidung zu halten, und die Wegzehrung bei sportlichen Outdoor-Aktivitäten, die aber, vom Radfahrer vielleicht abgesehen, auch nur in dafür eingelegten Pausen und zumeist sitzend eingenommen wurde.

Das hat sich vollständig gewandelt. Wenn man heute spazieren oder in die Stadt geht, begegnen einem ständig Menschen, die irgendetwas ihrem leiblichen Wohl Dienendes in der Hand halten, seien es die inzwischen nahezu unverzichtbar erscheinende Wasserflasche, der Kaffee, der „togo“, nicht „Togo“, bekannt und berühmt gemacht hat, das Brötchen, das Teilchen, der Döner, der Hamburger, die Wurst, das Obst oder was auch immer. Und da man die Verzehrzeit offenbar nicht immer richtig einschätzt oder einschätzen, soll sagen mit der Wegzeit koordinieren kann und will, werden angebrochene Snacks und Drinks auch gedanken- und bedenkenlos mit in die Kaufhäuser, Läden und sogar die Museen und Theater mitgeführt, wo es die Verkäufer und Ordner offenbar inzwischen überwiegend aufgegeben haben, freundlich aber bestimmt ihren Kunden und Besuchern vorübergehend die Tür zu weisen. Was bringt Menschen dazu, sich überall wie zu Hause, wo es ja mutmaßlich so zugehen muß, zu fühlen und zu benehmen? Und glauben diese Leute eigentlich, sie würden verhungern oder verdursten, wenn sie nicht ständig äßen und tränken? Letzteres kann in unseren Zeiten und Breiten mit Sicherheit nicht der Grund sein.

Es scheint daher einzig mit schlechter Erziehung, schlechtem Vorbild und schlechtem Benehmen erklärbar zu sein. Dabei ist schon erstaunlich, in welch‘ kurzer Zeit über Jahrhunderte gewachsene Kultur-und Zivilisationsleistungen, die uns vom Urzeitmenschen und Barbaren merklich und wohltuend abhoben, über Bord gehen respektive geworfen werden. Ganz abgesehen einmal davon, daß auch die kleine Unterbrechung der Hektik, das kurze Gespräch, der schweifende Blick auf die Umwelt dieserart unter den Tisch fallen. Es geht also etwas Maßgebliches verloren, und das verändert den Menschen und die Gesellschaften eindeutig zum Negativen. Wer nicht ruht und rastet, kommt nicht zum Nachdenken. Eine schlüssigere Erklärung für die grassierende Bedenkenlosigkeit und Egozentriertheit ist mir in letzter Zeit noch nicht eingefallen.

Wir sollten die Woche mit einer zehnminütigen Pause beginnen und in Ruhe einen Kaffee und ein Pain au chocolat zu uns nehmen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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