wolfsgeheul.eu vom 22.06.2018

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„in terna veritas“ klingt vermeintlich nach Latein und könnte entsprechend frei übersetzt „aller guten Dinge sind drei“ bedeuten!

Eigentlich hatte ich mir vorgenommen, die sprachlichen Fehlleistungen der televisionären Hilfsschüler auf Seiten der Kommentatoren und Experten regelmäßig zu notieren und geschlossen in einer Kolumne zu dokumentieren. Es versaut einem aber gehörig das Leben, weil man erstens aus dem Mitschreiben fast gar nicht mehr herauskommt und zweitens wegen der damit verbundenen Ablenkung sich kaum noch dem sportlichen Geschehen in ausreichendem Maße widmen kann. Deshalb habe ich das Vorhaben sehr schnell begraben.

Heute reichten aber drei weitere Verbalentgleisungen, um das Thema doch an dieser Stelle aufzugreifen. Zunächst fiel die Formulierung „unsagenhafter Blödsinn“. Wenn man erst einmal realisiert hat, was der Sprachtölpel damit sagen wollte, fällt einem nur das Prädikat „unsäglich“ ein. Es ging jedoch Schlag auf Schlag. Sodann berichtete jemand von einem Maulwurf in einem WM-Team, der „Internas“ ausgeplaudert hatte. Nach Identifizierung des Übeltäters habe man diesen aber sofort „weggeschickt und eliminiert“. Tja, in Rußland werden eben rostige Nägel mit Köpfen gemacht und genauso rüde wie finale Konsequenzen gezogen. Todesstrafe für Whistleblower!

Es ist unbegreiflich, in wie kurzer Zeit eine Sprache ihr Niveau und ihre Klarheit derart verlieren kann. Der Konjunktiv liegt im Koma, die Grammatik wird außen vor gelassen und Fremdwörter sowie feststehende Redewendungen werden bis zur Unkenntlichkeit entstellt. Ständig drängt sich die Frage auf, was die fröhliche Fernsehschnauze einem eigentlich sagen möchte.

Den Kampf für den Erhalt der deutschen Sprache in ihrer ganzen Pracht haben wir offensichtlich längst verloren. Denn wer will uns den heutigen Status Quo in seiner Erbärmlichkeit noch als natürliche und akzeptable Sprachentwicklung verkaufen!?

Übrigens: Was soll uns eigentlich die Begrifflichkeit „gebrauchter Tag“ an Bedeutung vermitteln?

Wenn der Reporter das „Momentum“ auf seiner Seite hat, scheint sein Erbsenhirn gänzlich den Dienst zu versagen. Es gelingen ihm dann konsequenterweise nur noch „Quantensprünge“ innerhalb seines ohnehin sehr eingeschränkten Sprachvermögens.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 29.04.2015

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Bravo, Herr Klopp, gut zurückgekommen! Da haben offenbar geradliniges Zurücktreten und Gerüchte um außereheliche Affairen den Respekt der Mannschaft zurückerobert und die über die falschen Haare(s. wolfsgeheul vom 03.03.2015) beschädigte Mannes-Aura wiederhergestellt!? Meine These hält also und wird meines Erachtens durch den Erfolg nicht widerlegt.

Nun zum ernsten Teil! Fußballreportagen im Fernsehen sind zumeist ein Graus!

Gestern begann es schon bei einem eingespielten Interview mit Thomas Müller, der nach der Formulierung, man habe „schon so manche Schlacht geschlagen“, nicht ganz unernsthaft darum bat, diesen Teil herauszuschneiden. So weit sind wir schon mit der Political Correctness gekommen, daß bildhafte Sprache, die keiner falsch und jeder richtig versteht, gleichwohl auf dem Index zu stehen scheint. Immerhin hat man die Passage nicht entfernt. Das soll aber nicht mein Thema sein.

Aber um Sprache soll es schon gehen. Die Fußballreporter unterscheiden sich leider wenig von anderen Sprechern und Moderatoren in TV und Radio, sie alle leben und fördern nämlich mit ihren Fehlern den Raubbau an und den Niedergang unserer Sprache. Warum eigentlich? Darf es in unserer Zeit keine Unterschiede mehr geben zwischen dem, was der gemeine Bürger auf der Straße spricht, und dem, was hoffentlich gelernte und geschulte Redner produzieren? Meiner Meinung nach sollten letztere eine Vorbildfunktion nicht nur haben, sondern auch wahrnehmen und gerade sich eines elaborierten Kodes befleißigen.

Das ganze Drama beginnt beim Kleinen Einmaleins der deutschen Hochsprache. Da fehlt die Inversion nach „weil“, da wird „brauchen“ ohne „zu“ gebraucht. Dem vernachlässigten Genitiv hat schon ein anderer wirtschaftlich sehr erfolgreich nachgetrauert, und es wird kräftig ins Unmögliche gesteigert! Ach, wenn das das „Einzigste“ wäre! Dann hält mehr und mehr Umgangs- und Jugendsprache Einzug. Man hat „keinen Bock“ und läßt sich nicht „anmachen“. Zusätzlich werden neue Wörter unreflektiert übernommen, wie das denkunmögliche „andenken“, welches nach meiner Wahrnehmung nach der Wende aus dem Osten über die Republik geschwappt ist; wahrscheinlich ein Andenken an die DDR-Funktionäre, die vieles nur gedacht, aber nicht gemacht und an das meiste nicht gedacht haben! Entweder denke ich über etwas nach oder ich tue es nicht. Wann beginnt man einmal, über diesen Blödsinn nachzudenken? Fast ausgestorben scheint der reine, schöne Konjunktiv, insbesondere bei indirekter Rede. Stattdessen regiert, wenn überhaupt, das „würde“, und, als wäre das noch nicht schlimm genug, hält es noch Einzug in die direkte Rede, wenn der Reporter meint, ein Foul sei elfmeterwürdig gewesen, stattdessen aber verkündet, daß er „sagen würde, daß das ein Elfmeter war“. Er sagt es doch! Es folgen falsch gebrauchte Redewendungen, wenn z. B. eine Radiomoderatorin mitteilt, daß sie bei einem bestimmten Anblick „beide Hände über ihrem Kopf zusammengeschlagen“ habe. Mit was oder wem muß man hier fragen! Da könnte man es fast noch für sprachschöpferisch halten, wenn Herbert Grönemeyer seine „Lippen riskiert“. Aber wahrscheinlich riskiert er damit nur eine dicke Lippe, denn welcher zwischenmenschliche Kontakt im konventionell sexuellen Bereich soll tatsächlich eine existenzielle Gefahr für die Lippen darstellen!? Zu schlechter Letzt kommen noch die „Internas“, die jemand preisgibt, und die „Initialien“, die einer unter ein Papier setzt.

Das sind nur wenige Beispiele aus einer Unzahl sprachlicher Verfehlungen. In einem solchen Umfeld braucht man sich kaum noch um eine korrekte Sprache zu bemühen. Eventuell erklärt das auch, warum kaum noch jemand einen Versprecher korrigiert, obwohl man ihm zutraut, es zu vermögen. Merkt doch ohnehin niemand mehr, denken die sich vielleicht.

Das darf aber keine unumkehrbare Abwärtsspirale sein. Wer es also noch kann, sollte es bitte auch zeigen und beweisen.  Es kann doch nicht sein, daß die einzigen, die noch die Hochsprache beherrschen, die Ausländer sind, die das Glück hatten, am Goethe-Institut ihr Deutsch gelernt zu haben. An Peinlichkeit ist das nicht zu überbieten, und man will die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Wir sind die leichte Bemühung um Sprachdisziplin der Jugend schuldig. Man denke nur an den wunderbaren Artikel des Konstanzer Zoologen Axel Meyer, der dafür übrigens möglicherweise disziplinarische Maßnahmen der Universität zu erwarten hat – soviel zur, obendrein akademischen Meinungsfreiheit -, in der FAZ vom 16.04.2015, der knackig und unverbrämt auch das sprachlich schlechte Niveau der jungen Studenten anprangert. Über dumme orthographische und grammatikalische Fehler, die schon grundsätzlich, aber erst Recht eines angehenden Akademikers unwürdig sind, habe ich hier jedoch noch gar nicht gesprochen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

 

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