Hey, ihr Nimmersatte! Fortan trinke ich nur noch Riesling und Burgunder.
Mit wachsendem Alter kommt – für manche zumindest – die Ruhe und die Ansprüche werden zum Glück überschaubarer. Und so erreicht vielleicht und hoffentlich jeder einmal den Punkt in seinem Leben, an dem nicht mehr die Vielfalt und das immer Neue im Vordergrund stehen, sondern vornehmlich das Berechenbare des altbewährt Soliden geschätzt wird.
Vor diesem Hintergrund ist mein Eingangspostulat zu verstehen. Und obendrein fällt es leicht, weil Aldi Süd für beide Sorten ein preiswertes und qualitativ annehmbares Produkt bereithält. Den R. Prüm Riesling von der Mosel und den Spätburgunder Edition Fritz Keller aus Baden! Aber selbst wenn man verständlicherweise die Rieslinge aus dem Rheingau präferiert, sind diese erschwinglich, wenn man die großen Namen meidet und direkt vom kleineren Winzer des Vertrauens seinen Wein bezieht. Weil ich dort einmal gewohnt habe, kaufe ich zum Beispiel seit über fünfundzwanzig Jahren beim selben Weingut Eltville-Erbach. Und die faden, wäßrigen Spätbunder gehören in Deutschland glücklicherweise der Vergangenheit an, so daß man nicht mehr unbedingt zum weitaus teureren Original aus dem Burgund greifen muß. Sortenreiner und qualitativ hochwertiger Genuß ist also auch für den kleineren Geldbeutel machbar.
Das gilt gleichermaßen auch für die Speisen. Dazu passen nämlich einfache, aromentechnisch harmonische und simple, sprich die Hauptdarsteller nicht zuschüttende Gerichte aus guten Produkten wie Zürcher Geschnetzeltes mit Rösti, Spargel mit Kartoffeln und Schinken, Steak mit Pommes Frites und Grillgemüse, Kabeljau auf Senfsauce, Heilbutt mit Gemüse brunoise und Kartoffelgratin, Steinbutt in Tomatenbutter, Wiener Schnitzel oder Frankfurter Grüne Soße wider den offensichtlichen Trend in der Sterneküche, es hoffnunglos zu übertreiben. So zum Beispiel wie Strobel y Serra heute in der FAZ einen Fischgang bei „Ox & Klee“ in Köln so trefflich beschreibt und letztlich vernichtend beurteilt: „Der Artischocken-Gurken-Estragon-Schaum, das Kurkuma-Panko-Crumble und die Tapioka-Stickstoffperlen sorgen gemeinsam mit Zitronen-Gel und schwarzem Trüffel für so ein Geschmacksringelpiez auf dem Teller, dass der Kabeljau nur noch wohlwollend zuschauen kann.“ Aber der currywurstgeschulte Gaumen der neureichen Schickeria jubelt, weil er diesen Overkill wahrscheinlich auch braucht, um überhaupt etwas zu schmecken.
Laßt mich bloß in Ruhe mit so einem abgedrehten, überkandidelten und überflüssigen Fraß! Meine Gerichte kann man übrigens allesamt selbst zu Hause kochen und von guten Weinen aus dem eigenen Keller begleiten lassen. Das Alter hält durchaus auch schöne Seiten bereit. Es hat nämlich etwas mit Vernunft und Einsicht zu tun.
Wohl bekomm’s und gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf