wolfsgeheul.eu vom 16.03.2017

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Abgerechnet wird am Wahltag. Hurra!

Wenn dieser gelackte, rechte Populistenbrandstifter Wilders – im Ausland sind die eben nicht wie bei uns bieder, sondern smart – gewonnen hätte, wäre ich ernsthaft ins Grübeln gekommen, ob ich am heutigen Abend mit großer Lust das Dinnermeeting meines internationalen Maastrichter Lions Clubs besuche. Da ich gewöhnlich die Schnauze nicht halten kann, wäre mir sonst nämlich sicherlich eine bittere Bemerkung über die Lippen gekommen, obwohl wir als Serviceorganisation strikt unpolitisch und unreligiös sind, was uns aber nicht hindert, politische und denkende Menschen zu sein bzw. zu bleiben und uns im kleinen wie großen Kreis entsprechend zu äußern.

So aber kann ich Holland – die vorbildliche Wahlbeteiligung von über achtzig Prozent sollte uns zu denken geben und Vorbild sein – und meinen Limburger Freunden nur gratulieren, daß sie dem Rechtspopulismus letztlich doch die Rote Karte gezeigt haben. Wie schwierig es bei der etwas zerklüfteten Parteienstruktur – Rutte hat rund zehn Sitze verloren, also wahrlich kein Grund zu ungetrübter Freude – in den Niederlanden auch werden wird, eine Regierungskoalition zustande zu bringen, jetzt sind die gemäßigten Demokraten gefordert, zu zeigen, wie gute Demokratien funktionieren.

Dieses Ergebnis wird hoffentlich fanalhafte Wirkung auf die kommenden Wahlen in Deutschland und Frankreich ausüben. Auch wenn ich die Methode von Ministerpräsident Rutte, die jetzt leider von der Saarländischen Regierungschefin kopiert wurde, grundsätzlich ablehne, muß ich zugeben, daß man im Sinne des Zweckes, der die Mittel heiligt, dieses Vorgehen doch billigen kann und vielleicht sogar sollte. Denn eines ist evident! Wenn die Rechten jetzt reihenweise verlieren sollten, dürfte sie das nachhaltig schwächen.

Das bedeutete aber nicht, daß sich die gemäßigten Kräfte dann in Sicherheit wiegen könnten. Sie müssen vielmehr endlich beweisen, daß sie lernfähig und in der Lage sind, das Volk wieder ernst zu nehmen und zu verstehen. Die Entfernung vom einfachen Mann von der Straße, die sich in letzter Zeit im Zuge allgemeiner Sattheit und Ignoranz wie ein schleichendes Gift bedauerlicherweise entwickelt hat, dürfte der Hauptgrund für das Aufbegehren in der Bevölkerung darstellen. Außerdem müssen die unbestreitbaren Nachteile der freien Gesellschaft, der offenen Grenzen und der Migration, die in letzter Zeit mehr und mehr ausgeufert sind, schnellstens wieder eingedämmt werden. Der Staat muß in allen Bereichen zeigen, daß er die Hoheit über die Prozesse hat und Mißbrauch weitestgehend zu verhindern in der Lage ist. Hier herrscht dringender Optimierungsbedarf. Nur so wird zu verhindern sein, daß unsere freiheitlichen und liberalen Grundüberzeugungen früher oder später von den – teils übrigens auch berechtigterweise – Unzufriedenen zu Fall gebracht werden. Wer also jetzt die Zeichen nicht sieht und versteht, wird die zweite Welle nicht verhindern. Das ganze – hoffentlich nur vorübergehende – Desaster war und ist ein tiefsitzender Warnschuß.

Demokraten, hört die Signale!

Und ich fahre jetzt ohne Grenzkontrollen und freudig nach Maastricht.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: An alle Trumphysteriker! Das Bundesgericht in Hawaii hat auch das zweite Einreiseverbot kassiert. Es lohnt sich, der Demokratie und dem Rechtsstaat zu vertrauen, denn es macht ruhiger.

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wolfsgeheul.eu vom 14.03.2017

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„Blödsinn“!

Es freut mich sehr, daß die gestrige banausige Kolumne meinen Freund und den Weinkenner Harald Klein offensichtlich so sehr auf die Palme gebracht hat, daß er sich erstmalig zu einem genauso launigen wie kundigen Kommentar, den ich sehr zur Lektüre empfehle, herausgefordert fühlte, obwohl er sich geschäftlich mit vollem Programm im schönen Tel Aviv aufhält. So geht – im wahrsten Sinne des Wortes – geistvolle Auseinandersetzung! Genau diese Begeisterung für das Feine schätze ich unter anderem an ihm, und ich lerne viel, was aber nicht zwingend bedeutet, daß ich immer versuche, es ihm gleichzutun. Der gemeinsamen Leidenschaft für die guten und schönen Dinge tut das keinen Abbruch, und jeder setzt halt andere Schwerpunkte.

Die tatsächliche Herkunft des angesprochenen Weines bringt mir übrigens einen netten Witz in Erinnerung, der sich um die Person von Helmut Kohl rankt. Dieser soll dem humoresken Ondit  folgend beseelt von der durch sein hohes Amt neu gewonnenen Internationalität am Kabinettstisch von seinem Wanderurlaub im österreichischen Stanton geschwärmt haben, woraufhin man ihn freundlich-kollegial darauf hinwies, daß es sich wohl um die Gemeinde St. Anton gehandelt habe. Der Altkanzler – entgegen sonstiger Erfahrungen mit ihm – zeigte sich einsichtig und berichtete als gelehriger Schüler im Jahr darauf ebenso freudig von seinen erholsamen Tagen beim Wandern in der St. Eiermark.

Mich hat Herr Gernhardt inspiriert, weil wir neben Holland und Frankreich auch in Deutschland dieses Jahr sehr entscheidende Wahlen erwarten, die uns Aufschluß darüber zu geben versprechen, wie tief das rechte Virus inzwischen in Europas Organismus eingedrungen ist. Bleiben wir also beim Wein!

Neue Schläuche  

Da liegt er nun, der alte Wein,

In der verstaubten Flasche

Und wartet in sein Ende rein,

Da er wird zu Asche.

Es ist der Weg des irdnen Seins,

Dies gilt’s zu akzeptieren.

So funkt man denn auch Gott nicht rein

Und läßt es halt passieren.

Nur manche finden Spaß daran,

Zu hindern den Gang der Gebräuche,

Und füllen die alte Brühe dann,

Hinein in neue Schläuche.

Auch wenn es vielleicht verwegen klingt, hoffe ich sehr, daß der liebe Gott Harald Klein und mir noch so manche Gelegenheit schenken wird, dreißig Jahre alte Weine, die zu Beginn schon gut waren und zwischenzeitlich nur noch besser geworden sind, gebührend zu würdigen und zu verkosten. Am liebsten einen, der erst noch gekeltert werden muß!

Aber politisch wünsche ich mir, daß die, die uns heute bereits seit langem umgekippten, firnigen Wein in neuer Flasche verkaufen wollen, damit keinen Erfolg haben werden. Am meisten Hoffnung setze ich dabei auf die Grande Nation. Wo, wenn nicht dort, sitzen die echten Weinkenner!? Es wäre doch gelacht, würden die Franzosen als Connaisseure mit der Le Pen-Cuvée „Adolf Hitler“ nicht das einzig Richtige tuen. Sie ausspeien!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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