wolfsgeheul.eu vom 29.09.2016

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Gestern im Golfclub!

Nach einer herrlichen Altweibersommerrunde mit meinem Freund und Golfziehvater wollen wir noch ein Bier und den wunderschönen Blick mit letzten Sonnenstrahlen und Abendrot auf der Terrasse genießen. Wir setzen uns zu anderen glücklichen Connaisseuren an den Tisch. Bei  einem von ihnen vermissen wir die Frau und bekommen die Auskunft, sie sei noch weiter unterwegs, er habe wegen Knochenproblemen abbrechen müssen und könne deshalb leider auch nicht zum kommenden Mixed-Turnier an ihrer Seite antreten. Welch‘ möglicherweise wundersame Koinzidenz, denn die Angetraute meines Freundes kämpft seit Tagen mit einem maladen Rücken und muß ebenfalls passen, so daß entgegen der Planungen beider Teilnahme auch unmöglich ist. Es kam, wie es kommen mußte. Mein Kumpel fragte den Ehemann, ob er dann eventuell mit dessen Frau ein Team bilden und auf diese Weise dennoch antreten könne. „Da mußt Du meine Frau fragen. Die ist schon groß und kann selbst entscheiden.“.

Das hat niemand bestritten, aber die Frage muß zumindest unter Männern trotzdem gestellt werden, bevor die Gemahlin angesprochen wird, oder!?

Offensichtlich nicht mehr! Warum eigentlich nicht? Es ist doch in meinen Augen ein Gebot männlicher Solidarität sowie Höflichkeit, daß man – und sei es auch noch so unverfänglich wie für sportliche Zwecke – des anderen Weib nicht hinter dessen Rücken und obendrein unter Ausnutzung seiner aktuellen Schwäche – man fordert auch keinen Blinden zum Duell heraus – abwirbt. Erst mit seinem Einverständnis – ohne ein solches sollte es zu dem Vorstoß gar nicht kommen – kann man dann den nächsten Schritt gehen und schauen, wie die schon erwachsene Frau entscheidet. Gleiches sollte man meiner Ansicht nach auch unter umgekehrten Geschlechtsvorzeichen erwarten können. Hier geht es nämlich nicht um Gleichberechtigung oder die Souveränität von Individuen, geschweige denn um die Anerkennung von tatsächlichen oder vermeintlichen Besitzansprüchen an einem anderen Menschen; letzteres müssen Paare unter sich ausmachen und geht Außenstehende nichts an. Hier geht es einzig um gutes Benehmen und den Respekt vor dem anderen und dessen Lebensumständen.

Aber in einer immer individualistischer werdenden Welt scheinen derartige Rituale nicht mehr in Mode zu sein. Das ist traurig, denn sie entkomplizieren das Leben und helfen unnötige Unstimmigkeiten zu vermeiden.

Wenn man das alles über Bord wirft, fehlt wichtiges Rüstzeug für ein fried- und gedeihliches Zusammenleben. Geben wir also weiterhin ein gutes Vorbild ab, ob es erwartet wird oder nicht! Nur so kann man anderen (wieder) ins Bewußtsein bringen, daß nicht alles Moderne auch segensreich sein muß. Nicht verschweigen möchte ich deshalb, daß der Gefragte durchaus angetan von der korrekten Vorgehensweise meines Freundes war. Und diese Freude ist wahrscheinlich umso größer je unerwarteter etwas inzwischen geworden ist. In diesem Sinne

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 29.06.2015

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Das Golfspiel stellt in vielerlei Hinsicht etwas Außergewöhnliches dar.

Zunächst ist es einmal ein ernstzunehmender Sport, der immer in der freien Natur stattfindet. Für achtzehn Löcher müssen rund zehn Kilometer in zügigem Schritt bewältigt werden. Wer seine Utensilien selbst trägt, hat dabei noch mehrere Kilogramm Gepäck über der Schulter bzw. auf dem Rücken. Das ganze ist also kein gemütlicher Spaziergang, sondern eher schnelleres Wandern. Dann kommt beim Bällchenschlagen ein hochkomplizierter Bewegungsablauf hinzu, der auf die eine oder andere Weise jeden Muskel anspricht und höchste Konzentration erfordert. Richtig betrieben kommt man dabei durchaus ins Schwitzen. Man verbrennt Körperfett, fordert und fördert die Pumpe und die müden Knochen und schult seine Koordination. Zu keinem Zeitpunkt aber ist man außer Atem oder verliert sonstig die Contenance.  Zudem haftet dem Ganzen etwas genauso Skurriles wie Kontemplatives und geradezu Philosophisches an. Und ein gelungener Schlag setzt wunderbar viele Glückshormone frei, der, wenn man es nicht zu verbissen sieht, die genauso ärgerlichen wie zumeist nahezu unerklärlichen Fehlschläge bei weitem überwiegt oder gar vergessen läßt. Das alles hat etwas sehr Kultiviertes.

Dieser Eindruck setzt sich fort, wenn man bedenkt, daß Golf durch die Handicapvorgabe die einzige – mir jedenfalls fällt keine andere ein – Sportart ist, die gute und schlechte Spieler gemeinsam ausüben können. Man spielt gegen den Platz und gegen sich selbst und befindet sich dabei in (sportlicher) Gesellschaft. Dabei ist man mehr oder weniger zur Kommunikation verpflichtet, ist also auch interaktiv. Die Themen sind frei wählbar und müssen sich nicht zwingend nur um das Golfen drehen. Zudem gibt es Etiketteregeln, die das Gemeinschaftserlebnis sehr angenehm gestalten. Und beim Suchen des Balles hilft man sich. Auf der Runde kann man rauchen, trinken und essen, einzig rasten verbietet sich zumeist. Golfen ist demnach ein soziales und sinnliches Ereignis.

Zuletzt kommt das für mich fast Entscheidende, auch wenn es bedauerlicherweise nicht mehr so rein gepflegt wird wie früher. Golf braucht nicht zwingend gesonderte Sportkleidung, wenn man einmal von dem Handschuh und festen Stand, Halt und Tritt gewährleistenden Schuhen, die sich aber nicht von Straßenschuhen unterscheiden müssen, da es nur auf die Bequemlichkeit und unter der Sohle angebrachte Stollen ankommt, absieht. Man könnte also mit dem Bureauanzug auf den Golfplatz gehen. Ein Hemd mit Kragen, das im übrigen in der Hose zu sein hat, ist vorgeschrieben, kurze Hosen sind verboten, eine Bermuda aber mit – nur so ist es korrekt – Kniestrümpfen ist erlaubt. Die Regel mit den langen Strümpfen kennt hierzulande zwar kaum einer mehr, insgesamt jedoch sieht man auf dem Platz überwiegend angemessen gekleidete Menschen. Zusätzlich wird von nicht wenigen noch der alte englische Stil gepflegt, so daß viel Kariertes und gewagte Farb- und Musterkombinationen begleitet vom zweifarbigen Budapester an den Füßen präsentiert werden. Wenn es gewollt ist, hat es Stil, und wenn ungewollt ist, könnte man es trotzdem für solchen halten. Und wenn man dann alte Männer in kurzen Hosen auf dem Tennisplatz oder in bunten Wurstpellen beim Joggen oder Radeln dagegen stellt, weiß man, was man gerade beim Golf nicht vermißt. Und so ist der Anblick der Terrasse eines Golfhauses kaum von dem einer gehobenen Ausflugsgaststätte  zu unterscheiden.Was für eine Wohltat!

Gerne habe ich Tennis gespielt und bin Mountainbike gefahren, aber jetzt weiß ich, warum dem Golf immer der Nimbus des Vornehmen anhängt. Es ist aber nicht in erster Linie vornehm, sondern einfach nur kultiviert. Und die sportiven Menschen sind, wenn man einmal von sehr elitären Clubs – und auch da geht es zunehmend weniger um Stil als um Geld – absieht, wie inzwischen überall bunt gemischt. Als Hort des zivilen Aussehens und Umganges steht der Golfsport so als Fels in der Brandung gegen den Mainstream, der immer beliebiger, lauter, schriller, ungehobelter und grober wird. Zumindest für Ältere wie mich also genau das Richtige, fast ein Paradies, fast wie Urlaub vom Alltag ohne Hetze und ästhetische Grausamkeiten für das ohnehin schon genug gepeinigte Auge bei guten Umgangsformen. Schön, daß es so etwas noch gibt. Geradezu ein Vorbild für eine lebenswerte Gesellschaft!

Vivat Golf, möchte man ausrufen, aber eine leider weit verbreitete Unart des golfspielenden Homo Sapiens will ich am Ende nicht verschweigen. Viele reden nur noch von ihrem Sport, auch in Gesprächen mit Mitmenschen, die sich hierfür überhaupt nicht interessieren. Zwar kann ich die Begeisterung aufgrund der Alleinstellung des Sportes inzwischen nachvollziehen, aber die Etikette, sprich gegenseitige Rücksichtnahme sollte auch außerhalb der Sportstätte gewahrt werden. In diesem Sinne hoffe ich, daß es mir gelungen ist, meine Leser weder zu nerven noch zu langweilen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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