wolfsgeheul.eu vom 23.02.2018

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Kleines Licht – Große Worte!

„Staatliche Akteure müssen die Grundrechte der Bürger schützen.“

„Wenn es den Menschen selbst überlassen ist, sich vor Feinden der Meinungsfreiheit zu schützen, muss man den Staat in Frage stellen.“

„Ich muss jetzt dafür einstehen, dass das Grundrecht auf Meinungsfreiheit in Deutschland geachtet wird. Dabei ist das gar nicht mein Job.“

Diese drei Statements soll der verhinderte Schauspieler und Studienabbrecher Jan Böhmermann laut Münchner Merkur im Gespräch mit der Rheinischen Post vom Stapel gelassen haben. Offenbar stehen diese starken Worte damit im Zusammenhang, daß im Zivilrechtsstreit – strafrechtlich ist er bekanntermaßen unbehelligt geblieben – die Berufungsverhandlung vor dem OLG Hamburg demnächst beginnt. Erstinstanzlich hatte ihm das dortige Landgericht untersagt, einen Großteil seines Gedichtes weiterhin zu veröffentlichen. Dagegen wendet sich sein Rechtsmittel. Das Ergebnis bleibt abzuwarten.

Ein ganz normaler Vorgang in einem Rechtsstaat also! Da Böhmermann nicht freiwillig eingeknickt ist, nimmt der Betroffene Erdogan das jedem zustehende Recht wahr, auf diesem Wege zum Erfolg zu gelangen. Hierbei spielt der Staat nur indirekt eine Rolle, insofern, als er in Wahrung der Grundrechte in unserer großartigen Verfassung gesetzlich die Eröffnung des Rechtsweges zu gewährleisten und für eine unabhängige Justiz zu sorgen hat. Alles weitere liegt in der Hand der Richter.

Wer demnach sich anschickt, die Grenzen von freier Meinungsäußerung und Satirefreiheit auszuloten, muß sich vorher darüber bewußt sein, daß sich davon betroffene beziehungsweise sich betroffen fühlende Menschen dagegen zu wehren versuchen. Und der ob seiner Äußerungen Angegriffene hat die Wahl zwischen Schwanz einkneifen und Streit aufnehmen.

Mit seinen vollkommen neben der Sache liegenden Bemerkungen und Forderungen zeigt Herr Böhmermann einmal mehr, warum er – und sei er manchmal zugestandenermaßen auch noch so gut – niemals ein Harald Schmidt werden wird. Was er da über die Düsseldorfer Provinzpresse lanciert, entlarvt ihn leider vielmehr als dümmlichen Halbgebildeten, der vielleicht sogar obendrein dem Irrtum unterliegt, daß für Prominente Sonderrechte bestünden.

Fazit: Der Staat schützt seine Bürger in vorbildlichem Maße. Jeder muß für seine Meinungsfreiheit selbst kämpfen, hat dabei allerdings weitestgehende Rechte und Freiheiten. Und, ja Herr Böhmermann, das ist ihr Job und der keines anderen.

Daß das Gedicht, obwohl es den Richtigen getroffen hat, im übrigen unterirdisch war, dürfte unter Menschen mit Bildung und Niveau unstreitig sein. Sich derart zu artikulieren, geschieht halt immer auf eigenes Risiko. Und Dummheit schützt schon gar nicht.

Setzen, sechs, Jan!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 13.02.2018

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Outing ist out!

Woran liegt das eigentlich? Sind alle menschlichen Geheimnisse aufgedeckt, weil bereits jeder jedem irgendetwas ihn betreffendes Intimes auf die Nase gebunden hat, obwohl man das eigentlich gar nicht immer hat wissen wollen? Oder hält ein harter Kern von dezenten Menschen gegen den allgemeinen Trend mit bestimmten harten Fakten standhaft hinterm Berg, weil sie noch respektieren, daß es Lebensbereiche gibt, über die man die Öffentlichkeit nicht unbedingt im Detail informieren muß?

Diese offenbarungsarme Phase möchte ich durchbrechen und mich einmal outen. Bekanntermaßen bin ich in Düsseldorf geboren und durch meine rheinische Mutter und die dortige Umgebung mit dem in dieser Gegend üblichen klassischen rheinischen Singsang großgeworden. Wenn man dann im Rheinland herumkommt, stellt man fest, daß die hier heimischen ripuarischen Dialekte von Ort zu Ort stark divergieren können. Manche Begriffe auf Platt sind schon ein Dorf weiter vollkommen unbekannt. Der Verständigung untereinander tut das aber überwiegend keinen Abbruch.

Nun bin ich irgendwann im Zuge meiner Adoleszenz mit dem kölschen Liedgut in Kontakt gekommen, weil – auch das habe ich schon oft erwähnt – man in der Domstadt ein einmaliges Händchen dafür hat, der rheinischen Lebensart sängerisch Ausdruck zu verleihen und damit alle Zungen im Rheinland zu einen. Natürlich mußten die Nachbarn Kölns das eine oder andere Wort lernen, weil der kölsche Dialekt einiges bereit hält, was nur dort gesagt und verstanden wird.

Ein Wort aber – und hier kommt nun mein Outing – habe ich jahrelang nicht nur nicht verstanden, sonders es hat mich regelrecht irritiert. „Ring“! Es war mir recht unbegreiflich, warum der Kölner neben seinem Dom ständig auch seine innerstädtische Hauptverkehrsader, den „Kölner Ring“, besingen, ja fast verehren muß. Das hat mich allerdings nicht vom kräftigen Mitsingen abgehalten. Es hat dann tatsächlich länger gebraucht, bis ich dahintergekommen bin, daß damit der „Rhein“ gemeint ist. Diese Verwechslung war mir offenbar so peinlich, daß ich sie meiner Erinnerung nach noch niemandem gebeichtet habe.

Gestern aber bin ich per Zufall darauf gestoßen, daß das neunbändige Werk „Rheinisches Wörterbuch“ auch online verfügbar ist(Link: http://woerterbuchnetz.de/cgi-bin/WBNetz/wbgui_py?sigle=RhWB ). Und wenn man darin unter „Ring“ schaut, wird dort mit keinem Wort erwähnt, daß es sich auch um ein Synonym für den großen Strom handelt. Somit darf ich mich wohl exkulpiert fühlen.

Gleichzeitig flammt die Frage wieder auf, ob die kölschen Jecken nicht doch mehrspurige Straßen besingen. Denn ausgeschlossen kann bei diesem besonderen Menschenschlag nichts werden. Handeln Lieder doch zum Bespiel auch von einer Hilfsschule in der Kaygasse oder einem Büdchen in Bickendorf. Aber eigentlich ist die Antwort egal! Denn die Rheintöchter bewachen bis heute den Nibelungenschatz. Demnach sicherlich auch so manchen Ring!

Alaaf nach Köln und schöne Nubbelverbrennung! Auf Wiedersehen in der nächsten Session!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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