Eine „Blaue Plakette“ ist ein Orden für ein Automobil!
Sollten sich die Umweltminister des Bundes und der Länder durchsetzen, werden in unseren Innenstädten bald dreizehn Millionen weniger knatternde alte Dieselfahrzeuge ihr stinkendes Unwesen treiben können. Was auch immer man von der Sinnhaftigkeit der Umweltzonen hält, fest steht wohl, daß hohe Belastungen mit Stickoxiden maßgeblich von den Selbstzündern verursacht werden. Insofern handelte es sich um eine konsequente Maßnahme, über die wir alle froh sein könnten, denn den lauten Dieselmotoren würde sicherlich keiner eine Träne nachweinen. Außerdem würden so einmal die vermeintlichen Ökofreunde mit ihren überzogen großen Kisten – die darf man ja fahren, weil sie verhältnismäßig so wenig verbrauchen – als das entlarvt, was sie sind, nämlich Heuchler und Ignoranten. Und als wunderbarer Nebeneffekt verschwänden unzählige SUVs aus unserem Stadtbild. Zudem dürfte die Autoindustrie auf diese Weise angespornt werden, sich verstärkt wieder den Ottomotoren und der Steigerung ihrer Effizienz zu widmen, statt den fast totgerittenen Gaul „Diesel“ weiter mit Betrug oder zumindest einer fragwürdigen Ausschöpfung der rechtlichen Spielräume künstlich am Leben zu halten. Zusätzlich würde die neue Plakette durch Ersatzbeschaffungen ihren Umsatz ankurbeln. Alles in allem eine in vielfältiger Hinsicht kluge und richtige Idee mit vielen Vorteilen. Und was macht unser großkarierter Verkehrsminister aus dem ADAC-Freistaat? Er ist dagegen, weil er wahrscheinlich den Zorn der Wähler fürchtet. Dabei müssen eventuell Betroffenne einfach nur klargemacht bekommen und erkennen, daß nichts von Ewigkeit ist, schon gar nicht das Recht darauf, die Umwelt zu verpesten.
Es wäre schlicht die späte Rache für über sehr lange Zeit zu preiswerten Dieselkraftstoff.
À propos Orden! Im Zusammenhang mit meiner Kolumne zum Thema „Kantinenschauspieler“ ist mir eine schöne Anekdote untergekommen. Die „Kommödchen“-Gründer Kay und Lore Lorenz, beide keine Hanseaten, geschweige denn Hamburger, sollten 1976 das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen. Obwohl von Herkunft nicht faktisch bzw. moralisch-landsmannschaftlich gehindert, eine solche Ehrung anzunehmen, verweigerten sie sich. In einem Schreiben formulierten sie ihre Ablehnung „mit freundlich-dankbarer Entschiedenheit“. Herrlich! Wer könnte das heute noch so, und, vor allem, wer täte es!?
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf
P. S.: Der Tip zum Rätsel aus meiner letzten Kolumne besteht übrigens in der Feststellung, daß es nicht verboten ist, die Schnüre an beiden Enden anzuzünden. Na, fällt jetzt der Groschen? Morgen die Auflösung!