In eigener Sache!

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„Ich muß noch Kolumne schreiben.“.

Seit mehr als drei Jahren stellte obiger Satz eine wunderbar vorzuschiebende Entschuldigung dar, wenn ich mich irgendwo verdrücken wollte. Nicht selten aber stimmte er auch, denn über neunhundert Kolumnen schreiben sich nicht, wenn man sich gehen läßt. Dabei habe ich es niemals als Bürde empfunden, wenngleich es schon eine gute Planung voraussetzte und so manches Mal der innere Schweinehund erfolgreich bekämpft werden mußte. Es handelte sich um eine selbstauferlegte Pflicht, die ich mit besonderer Freude und überwiegend großer Leichtigkeit nebenbei erledigt habe. An sogar mehr als einer Idee pro Tag hat es fast nie gemangelt und der Akt des Schreibens ging mir großenteils schnell von der Hand. Was also hindert mich daran, einfach so weiterzumachen? Nichts, wenn ich davon absehe, daß das Projekt bis heute pro bono läuft, was mich doch zuweilen ins Grübeln bringt!

Gleichwohl habe ich spontan beschlossen, mir und meinem Geheul ab sofort eine Pause zu gönnen. Nach dem vorläufigen Plan soll diese nach Ostern enden. Nicht auszuschließen wird es allerdings sein, daß ich mich, so mir der Sinn danach stehen sollte, hin und wieder trotzdem zwischendurch melden werde. Es lohnt sich also weiterhin ab und zu einmal reinzuschauen und wenn es nur zum Stöbern ist. Denn letztlich erschließt sich durch das werktägliche Erscheinen auch ein Almanach, der so manches bereits Vergessene wiederzubeleben vermag und zeigt, wie schnell die Zeit vergeht. Es wäre mir eine große Freude, hielten meine vielen Leser mir die Treue.

Gute Nacht und bis bald!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 21.06.2015

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Aus Recherchegründen habe ich auf YouTube nach einer bestimmten „Harald-Schmidt-Show“ aus der ersten Ära bei SAT1 von 1995-2003 gesucht, bin dabei hängengeblieben und konnte kaum aufhören, eine nach der anderen zu schauen. Nun neige ich dank guter Erziehung zur Souveränität in keinster Weise zu Götzenverehrung, aber Herr Schmidt macht es selbst mir nicht leicht, mich vor ihm nicht zu verneigen. Man wird regelrecht sentimental, wenn man sieht, was es einmal im Fernsehen – und das sogar im privaten – gab. Die Frage, die sich aufdrängt, ist, warum es weder vorher noch nachher etwas Vergleichbares gab und gibt.

Was waren die Qualitäten? Natürlich ist zuallererst die außerordentliche Begabung von Harald Schmidt zu nennen. Da merkt man aber auch, daß gelernt, gelernt ist. Fertig ausbildeter Schauspieler, im zumindest damals hohen Haus des „Kommödchen“ kabarettistisch erweitert und verfeinert und dann von der Bühne vor die Kamera! Da werkelt eben kein dreister, eitler, talentierter Metzger oder dümmlicher, redseliger, abgebrochener Student, sondern ein Profi. Und, was für mich entscheidend ist, war die häufige Präsenz. In der Rückschau zeigt sich nicht nur ein „semper idem“, es öffnet sich vielmehr ein Almanach, der, weil sich meist nur die Personen, aber nicht die Themen ändern, kaum an Aktualität eingebüßt hat. Hinzu kam Nonsense, Extraordinarität und Mut zur Freiheit der Kunst. Das ganze hatte aber auch durchaus journalistische Seiten, und so muß ich konstatieren, daß die Show auch die am längsten sich gehalten habende nahezu tägliche Kolumne, die es sich sogar leisten konnte, sich nicht nur auf ein Thema zu beschränken, war. Das hatte Geist und Witz, und hier und da bildeten sogar die Gäste eine kongeniale Ergänzung und waren nicht nur kommerzielles Kanonenfutter in eigener Sache.

Keine Zeitung leistet dies in dieser exemplarischen Abbildung des Tagesgeschehens bei gleichzeitiger Bedienung von Kunst-, Satire- und Zynismusbedürfnissen, insbesondere schafft kein Medium dieses Durchhalten von Unangepaßtheit und Nonkonformität. Unvergessen sind die Sendungen in französicher Sprache – liebe Franzosen, schaut euch diese Verbeugung vor der Grande Nation an und überdenkt noch einmal, ob ihr Deutsch an den Schulen wirklich abschaffen wollt -, im Dunkeln und mit dem Rücken zu Kamera. Das ganze stellt eine einmalige Leistung dar und erklärt, warum man Harald Schmidt so schmerzlich vermißt. Außer Olli Dittrich und dem ein oder anderen Tatort erreicht keine Sendung des deutschen Fernsehens mehr annähernd ein solches Niveau.

Nun mag es sein, daß Typen wie Schmidt nicht zweimal existieren. Was sollte auch eine Kopie!? Aber es kann doch nicht angehen, daß es niemanden mehr geben soll, der auf seine Art nicht ähnlich gut ist. Deshalb, liebe TV-Medien, sucht einen solchen Mann und gebt ihm schleunigst eine tägliche Late-Night-Show. Wie wollt ihr sonst die mutmaßlich immer noch vorhandenen Millionen Menschen wieder vor den Schirm holen, die so etwas wollen und goutieren? Oder reichen euch etwa die Einschaltquoten des tumben Volkes, so daß ihr auf die paar Anspruchsvolleren verzichten könnt?

Solange Harald Schmidt nicht wiederkommt oder ein adäquater Ersatz gefunden ist, brauche ich jedenfalls das Fernsehen kaum bis gar nicht mehr. Die Buchindustrie und das Internet, welches voller befriedigender Konserven ist, können sich derweil an mir gütlich tun. Wenn man keine Qualität liefert, laufen einem die Kunden eben davon.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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