wolfsgeheul.eu vom 24.07.2016

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„Blüh‘ im Glanze………….!

Landschaften in Blüte hat Helmut Kohl versprochen, und er hat recht behalten, wenn man einmal davon absieht, daß alles relativ zu sehen ist. Aus einem vollkommen verwahrlosten Landstrich das zu gestalten, was man heute in Ostdeutschland vorfindet, ist eine nahezu unglaubliche Leistung. Daran sollte auch nicht gerüttelt werden.

Heute habe ich eine kleine Ausfahrt in das von mir immer gelobte und verteidigte Chemnitz unternommen, um mir das neue Stadion des Drittligisten Chemnitzer FC anzusehen. Aus der Perspektive eines in Aachen zugezogenen hat man dabei immer das überdimensionierte Tivoli-Stadion der Alemannia als Millionengrab vor Augen, welches seit dem Fall des Vereins in die Regionalliga zumeist nur noch zu einem Viertel gefüllt ist, was zwar – eben auch relativ – für die Klasse absolute Spitze darstellt, aber trotzdem ein trauriger Anblick ist. Immerhin haben die Sachsen ihre Arena nur halb so groß gebaut, und man drückt ihnen die Daumen, daß sie sich damit nicht überhoben haben.

Um aber dorthin zu gelangen, muß das immerhin und beiweitem nicht grundlos zum Flächendenkmal erklärte Gründerzeitviertel „Sonnenberg“ durchquert werden, welches, wie ich heute zu meinem Entsetzen feststellen mußte, in wesentlichen Teilen leersteht und dem Verfall preisgegeben ist. Was für eine Schande! Es fehlt jedoch an Wohnraumnachfrage, und wie überall werden auch hier dieselben Fehler gemacht, indem man an den unmöglichsten Ecken Neubauten genehmigt aber die Stadt und ihre alte Substanz veröden läßt.  Wie soll das weitergehen, wenn die Gesellschaft zunehmend altert und der Zuzug ausbleibt!? Sachsen braucht dringend eine Charmeoffensive und muß schnellstens seine Problembevölkerung auf Kurs bringen, will es eine Zukunft haben.

Etwas anderes aber fällt dabei auf. Fünfzehn Jahre habe ich hier gelebt, war überwiegend begeistert von den Fortschritten und habe Werbung für den Freistaat gemacht. Wie jeder Heimische aber habe ich ganz offensichtlich die negativen Dinge ausgeklammert, denn der oben beschriebene Zustand ist ja nicht neu. Jetzt jedoch blicke ich wieder als Außenstehender, und so wie mir meine Ostzeit die Augen für die Realitäten im Westen, wo wahrlich auch nicht alles rosig ist, geöffnet hat, so sehe ich hier erneut genauer hin. Was hilft eigentlich gegen selektives Gucken!?

Du machst mir Sorgen, glückliches Deutschland, verpasse bloß den Anschluß nicht!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 22.07.2016

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Wer würde einem fremden Menschen den Hintern abwischen!

Während ich mir mit vollstem Verständnis vorstelle, wie sich wahrscheinlich nur einige Hände zaghaft heben und der Rest betreten zur Seite schaut, möchte ich eine Lanze für die obendrein nicht fürstlich entlohnten Pflegeberufe brechen. In den letzten Tagen hatte ich zum wiederholten Male über einen längeren Zeitraum die Gelegenheit, der Arbeit eines Pflegedienstes zuzuschauen und dort wo möglich und nötig zu assistieren. Die Arbeitsplanung in den zumeist notwendigerweise größeren Einheiten bedingt es, daß man in kurzer Zeit eine Vielzahl von Mitarbeitern kennenlernt, die alle zur gleichen Stunde das vorgesehene Dienstleistungsprogramm zu absolvieren haben. Dabei beobachtet man die unterschiedlichsten Herangehensweisen und Arbeitstechniken, manchen dienstbaren Geist findet man auch versierter und/oder netter als andere, aber im Endeffekt erreichen alle das in etwa gleiche Ergebnis. Und obwohl die Normalverteilung es erwarten ließe, habe ich noch keinen erlebt, der mißmutig war und den Patienten grob oder unfreundlich behandelt hätte. Ganz im Gegenteil, bei jedem kam auf seine ganz individuelle Art unglaublich viel Herz, Einfühlungsvermögen und positives Mitleiden zum Vorschein, so daß der Eindruck entstehen konnte, sie pflegten einen eigenen nahen Verwandten oder Freund. Eingedenk der Anzahl der täglich im Akkord abzufertigenden Patienten eine nahezu unglaubliche Leistung! Und das bei einer Arbeit, die alles andere als appetitlich und ästhetisch wertvoll sowie obendrein körperlich anstrengend ist! Von der nicht ausbleiben könnenden seelischen Belastung, mit der jeder auf seine Art fertig werden muß, ob des offensichtlichen Elends ganz zu schweigen!

Da kann man nun stundenlang über die Sinnhaftigkeit unseres Wohlfahrtstaates, das Scheitern des Generationenvertrages  und den gesundheitssystemimmanten Betrug lamentieren, aber am Ende zählt die Basis, die die Arbeit erbringt. Und die leistet Unglaubliches!

Ich bitte also um das Handzeichen, wenn jemand morgen mit ihnen tauschen möchte und sich in der Lage sieht, den Betroffenen auf ähnlich fröhliche und entspannte Art den Arsch zu wischen!

Vielen Dank und mein tiefster Respekt!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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