wolfsgeheul.eu vom 06.11.2015

0
0

Wenn man heute Mutter und Tochter – bei Vater und Sohn kann man das in dem Maße nicht beobachten – durch die Stadt flanieren sieht, weiß man beim ersten Hinsehen manchmal nicht, wer die Ältere und wer die Jüngere ist.

Die klassische Erscheinungsform der jugendlich angezogenen Jugend und der altersgerecht gewandeten Alten ist nahezu ausgestorben. Entweder kleidet sich Mami inzwischen hipper, als das Töchterlein, das dann sogar oft eher einen klassischen Stil pflegt, oder beide gleichen einander in ihren modernen Outfits. In beiden Fällen versucht die Alte etwas darzustellen, was sie qua Lebensjahren eigentlich nicht mehr ist. Und die Sprößlinge wollen entweder älter und gesetzter erscheinen, als sie sind, oder stehen zur Entwicklungsphase und laufen dann einesteils dem Mainstream nach oder versuchen andernteils sich mit Ausgefallenheit abzusetzen, gegen die Konvention zu stemmen, wenngleich man den Eindruck gewinnen kann, daß letzteres ebenfalls rückläufig ist.

Die Frauen verstellen und die Mädchen verkleiden sich. Aber machen Kleider wirklich Leute? Jedenfalls nicht immer! Nichts wirkt lächerlicher als ein Weib in der Menopause, das vortäuschen will, gerade seine erste Periode unter sich gebracht zu haben.

Was hat sich geändert? Keineswegs ungewöhnlich für Jugendliche ist es, sich nach oben zu orientieren. Manchmal sind es ganz profane Gründe, wenn man zum Beispiel trotz zu geringen Alters den Türsteher im Club – so heißen heute Diskotheken – überwinden will. Aber was ist von Menschen zu halten, die sogar Verantwortung für Kinder übernommen haben, jedoch nicht wie deren Erzeuger daherkommen wollen!? Das hat doch etwas von einer weiblichen Identitätskrise, vielleicht ausgelöst vom Jugendwahn. Nur, was sollen die Backfische denn eigentlich denken, wenn ihre Erziehungsberechtigte als solche nur identifiziert werden kann, wenn man näher rangeht, sie insbesondere einmal aus kürzerer Distanz von vorne betrachtet!? Verliert man damit nicht auch in gewisser Weise den Respekt? Das kann doch kein faltenfreier Backfisch ernst nehmen! Auch ist es nicht überraschend, daß manche Mütter ihre Töchter nicht mehr erreichen, wenn man nur scheinbar von gleich zu gleich spricht.

Und daß der dazu neigende Göttergatte früher oder später mit einer Jüngeren fremdgeht, hat noch keine Eselsmilch-Verjüngungskur, geschweige denn Kleidung dieser Welt verhindert.

Also, liebe Frauen, steht in jeder Hinsicht, also auch modisch, zu eurem Alter. Das hat weitaus größere Chancen als jede Maskerade. Und die Kinder werden es euch danken. Haben sie doch dann endlich wieder jemanden, an dem sie sich im wahrsten Sinne des Wortes sichtbar reiben können. Und die Erziehungsautorität wird damit auch gewinnen.

Auf die Falten, ihr gleichwohl oder gerade deshalb attraktiven alten Schachteln, wir werden doch auch nicht jünger!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

0
0

wolfsgeheul.eu vom 05.11.2015

0
0

Neulich hatte ich auf einer Vernissage einen kleinen, lustigen Wortwechsel mit einem von mir sehr geschätzten Journalisten im Unruhestand, der den Spaß am akademischen Streiten zum Glück noch nicht verloren hat.

Er berichtete, in der „Zeit“ ein Interview mit einem vorgeblichen DDR-Kenner – Name war ihm entfallen – gelesen zu haben, der unter anderem seinen Lieblings-DDR-Witz zum besten gegeben habe.

„Warum ist die Banane krumm? Weil sie einen Bogen um die DDR macht.“

So herausgefordert, behauptete ich, ebenfalls als DDR-Kenner, einen weit besseren DDR-Witz parat zu haben.

„Was ist die sozialistische Verwirrung? Wenn man mit einem leeren Einkaufsnetz vor dem „Konsum“ steht und nicht weiß, ob man schon drin war und noch rein muß.“

Zunächst wurde mir die DDR-Kennerschaft abgestritten, weil ich nicht zur Zeit des Existierens dieses Unrechtsstaates dort gelebt hätte, was natürlich richtig ist. Meinen Einwand, ich hätte aber in den fünfzehn Jahren dort mit so vielen in der DDR sozialisierten Menschen gesprochen, ihnen zugehört und bezöge mein fundiertes Wissen daraus, ließ er nur halb gelten. Letztlich lief es jedoch nur auf Wortklauberei hinaus.

Spannender war der Witzewettstreit, der sich aus dem Disput entwickelte. Viele Anwesende wurden gebeten/gezwungen, die Schiedsrichterrolle zu übernehmen und den besseren der beiden zu küren. Vermutlich wegen der Höflichkeit der Befragten erlangten wir darüber keine endgültige Klärung. Je älter aber die Angesprochenen waren, umso interessierter waren sie am politischen Witz an sich, was sich mit der größeren Nähe zum Nationalsozialismus erklären läßt, und es entwickelten sich gute Gespräche.

Und da schlägt die kleine Anekdote einen Bogen zur gestrigen Kolumne.

Während sich freie Menschen offensichtlich den Mund verbieten lassen, gelingt das in der Unfreiheit nicht, und es blüht im Gegenteil das geschickte, subtile, leise und absolut friedliche Aufbegehren mit Worten, und wenn es mit einem kleinen Witz ist. Subversion durch Sprache! Das erfordert höchste Kompetenz, die gewährleistet, daß die gefährlichen Klippen umschifft werden. Dagegen schreit der freie Mensch nur tumb  „Lügenpresse“ und droht, die Mächtigen an den Galgen zu bringen. Welch ein Verlust an intellektueller Qualität und geistreicher Anarchie! Der freie Mensch scheint in seiner (Selbst-)Zufriedenheit bereit, sich im vorauseilenden Gehorsam ohne Not kastrieren zu lassen bzw. selbst entsprechend zu beschneiden, und wenn er sich der Folgen dieses massiven Einschnittes bewußt wird, mutiert er zum Wutbürger. Wer keine Eier mehr hat, dem fehlt halt das Selbstbewußtsein. Der DDR-Bürger, der die Kunst des Widerstandes nachweislich einmal beherrschte, weil er sie nahtlos aus der braunen Zeit herüberretten mußte, hat bei der Wiedervereinigung wie an einer Garderobe offensichtlich sein Gemächt freiwillig in der staatlichen Anatomiesammlung der freiheitlichen Demokratie abgegeben, dorthin, wo die Westler das ihre schon lange vorher gebracht haben. Deutschland, ein Volk von Kastraten! Hoch singen heißt aber nicht automatisch gut singen, geschweige denn authentisch, kraftvoll und wirkmächtig. Vielleicht müssen wir deshalb zunehmend auf die natürlichen Soprane bauen, die die Kunst der hohen Töne auch ohne medizinischen Eingriff beherrschen und dafür nicht ihr Selbstbewußtsein verloren haben. Die Zukunft gehört der Frau, zumindest solange, bis wieder vollständige Männer nachgewachsen sind und sich das weibliche Geschlecht eventuell genauso blödsinnig die Hörner abgestoßen hat, wie die Männer zuvor, was aber auch nicht geschehen muß, da die Frau an sich, außer vielleicht am Arschgeweih, gar keine Hörner besitzt. Immerhin besser, als sich nur deshalb wieder eine Diktatur herbeizuwünschen, damit der Geist wieder angeregt wird.

Eine spannende Zeit!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

0
0