wolfsgeheul.eu vom 04.04.2016

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Herr Müller aus Alsdorf bei Aachen hat gestern bekannt gegeben, daß er in den nächsten vier Jahren bis zu 625 Euro für wohltätige Zwecke spenden wird.

Diese Großzügigkeit und Selbstlosigkeit ist bewundernswert und sucht ihresgleichen. Wenn doch nur alle so generös wären! Es ginge uns besser in Deutschland, und keiner müßte mehr darben. Müller, das strahlende Vorbild, verfügt über ein Vermögen in Höhe von rund 100.000 Euro, in etwa soviel wie der durchschnittliche Deutsche. Seine Bereitschaft, pro Jahr fast 160 Euro für wohltätige Zwecke zur Verfügung zu stellen, beeindruckt über alle Maßen. Diese Selbstlosigkeit grenzt an Selbstaufgabe, und man kann nur hoffen, daß er sich mit seinem mutigen, fast hasardeurhaft anmutenden Vorhaben nicht übernimmt. Denn es wäre keinem geholfen, wenn der heldenhafte Gönner am Ende auf diese Weise selbst bedürftig würde. Hoffen wir das Beste.

Wer sich jetzt verwundert hinter dem Ohr kratzt und in Erwägung zieht, daß er von Herrn Müller genarrt werden soll, der liegt nicht falsch. Denn die großmäulige Ankündigung ist so lächerlich, daß es verschwendete Zeit darstellt, ihr Aufmerksamkeit geschenkt zu haben. Jeder, der regelmäßig im Jahr eine Kerze in der Kirche erwirbt und anzündet und zur Kollekte beiträgt, ist wahrscheinlich bereits großzügiger als der tolle Herr Müller aus Alsdorf. Da sind die kleinen Gaben für den Bettler in der Fußgängerzone, die Spende fürs Rote Kreuz oder der Beitrag für die Jugendarbeit des Fußballvereins zum Beispiel noch nicht mitgerechnet.

Und deshalb existiert Herr Müller aus Alsdorf auch gar nicht. Ihn kann es nicht geben. So blöd ist man gewöhnlich nicht. Er ist also eine reine Erfindung von mir. Kein anständiger Mensch käme doch auf die Idee, sich mit seiner Durchschnittlichkeit oder gar seinem Geiz und seiner fast asozialen Haltung auch noch zu brüsten und damit der berechtigten Nicht- oder Verachtung seiner Umwelt preiszugeben.

Wirklich keiner? Ob man es glaubt oder nicht, es gibt so jemanden! Susanne Klatten, die über ein nicht unwesentlich unter den Nazis ergaunertes Vermögen von mehr als 16 Milliarden Euro verfügt, hat gerade bekanntgegeben, daß sie in den nächsten vier Jahren bis zu 100 Millionen Euro spenden will, was prozentual dem Betrag von Herrn Müller entspricht.

Pfui!

Gute Nacht für alle und einen hoffentlich unruhigen Schlaf für sie, Frau Klatten!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Mir ist bekannt, daß selbst Milliardäre nicht über unendliche flüssige Mittel verfügen. Trotzdem erscheint mir die angekündigte Summe auch und gerade unter den Aspekten der Herkunft des Vermögens und der halbherzigen Aufarbeitung der Quandtschen Nazivergangenheit höhnisch. Der Betrag läßt sich im übrigen locker allein aus der Dividende ihrer 12,6% Anteile an der BMW AG speisen. Und eine teilweise, endgültige Vermögensaufgabe ist damit schon gar nicht verbunden. Vielleicht sollte Frau Klatten sich einmal mit Mark Zuckerberg unterhalten!?

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