wolfsgeheul.eu vom 18.04.2018

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„Studierende“!

Seit ich durch die ehrenvolle Aufgabe eines Lehrauftrages an der RWTH Aachen im fortgeschrittenen Alter wieder den Weg zur Uni gefunden habe, werde ich allenthalben mündlich und schriftlich mit dem eingangs zitierten, gendergerechten Begriff konfrontiert, der mir vorher in seiner Unsinnigkeit gar nicht so aufgefallen war.

Während nämlich der „Student“ den Status einer Person darstellt, bezeichnet der „Studierende“ eine Betätigung derselben. Es besteht also ein gravierender Unterschied zwischen beiden Wörtern. Und die trotz aller fortschreitenden Verschulung der akademischen Lehre glücklicherweise immer noch existente akademische Freiheit bedingt es, daß nicht alle Studiosi immer gleichzeitig beiden Begriffen entsprechen. Wären nämlich heute tatsächlich alle Studierende, hätten wir definitiv geringere Abbrecher- und Durchfallerquoten.

Wo kommen wir hin, wenn es sogar akademische Lehranstalten mit der sprachlichen Exaktheit nicht mehr so genau nehmen!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 27.11.2017

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Dialekte sind herrlich.

Gibt es etwas Sympathischeres als eine elaboriert formulierende Person, die man gleichwohl durch die verbliebene landsmannschaftliche Sprachfärbung hinsichtlich ihrer Herkunft meistens sicher verorten kann!? Hinzu kommen Besonderheiten wie spezielle Wörter oder Ausdrücke, die sogar geeignet sind, bei jemandem, der ansonsten hochsprachlich unterwegs ist, trotzdem Rückschlüsse auf das Bundesland seiner Jugend zu ziehen.

Nun existieren aber in jedem Dialekt Eigenheiten, die den Regeln des korrekten Sprechens zuwiderlaufen. Diese objektiven Fehler heißt es also, für einen gebildeten Menschen zu vermeiden, will er nicht dümmlich daherkommen. Denn in Verbindung mit elaboriertem Code wirken sie nicht liebenswert, sondern nur peinlich. Diese Exotismen sollten demnach der breit gezogenen Regionalzunge vorbehalten bleiben, denn dort gehören sie zum Gesamtpaket als notwendige Voraussetzung für Authentizität.

Gerade war ich zwei Tage bei einer Fortbildungsveranstaltung. Einer der Referenten, ein promovierter Volljurist, kam aus Süddeutschland. Seine bayerische Mundart war nur ahnbar und leitete sich mehr aus der Kenntnis ab, daß er aus München kam. Ansonsten sprach er über komplizierteste Sachverhalte in feinstem, wohlgesetzten Hochdeutsch. Doch dann passierte es. Plötzlich rutschte ihm ein „wie“ statt eines „als“ heraus. Man war aber angesichts der vorher bewiesenen Kompetenz wohlwollend geneigt, es für einen verzeihlichen Lapsus lingue, der ihm nur aus dem Eifer des Gefechtes heraus unterlaufenen war, zu halten. Im weiteren jedoch mußte ich überrascht feststellen, daß das vergleichende „als“, dort wo es Anwendung zu finden hat, in seinem umfangreichen Sprachschatz gar nicht existierte. Seine bayerische Sozialisation war also an dieser Stelle offenbar so übermächtig präsent, daß sie alles in Schule und Universität Erlernte bis heute überdeckte. Und als dann noch das überall um sich greifende, unsägliche „desto – desto“ an Stelle des richtigen „je – desto“ in Reihe folgte, war mein Respekt vor dem Redner unwiederbringlich zerstört.

Merke: Dialekte sind schön. Ihre Fehler sind es aber nur dann, wenn sie auch in selbigen vortragen werden.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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