wolfsgeheul.eu vom 18.10.2017

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Wer die angesagte und/oder für ihn passende Gastwirtschaft in seiner Uni-Stadt nicht in kürzester Zeit allein findet, sollte sofort exmatrikuliert werden.

Wie bei mir in Aachen mit der finalen sogenannten „Kneipen-Rally“ werden aber seit Jahren die Erstsemester an ihrer Alma Mater tagelang begrüßt und wie die Kleinkinder bespaßt, gleichzeitig genehmigt man ihnen allerdings auf diese Weise auch ein kollektives Besäufnis. Zusätzlich werden sie durch die Universitätsräume gelotst und sie erhalten weitere praktische Ratschläge.

Wer hat uns in dieser Hinsicht damals geholfen? Niemand! Und trotzdem hat kein vernünftiger Mensch zu unserer Zeit länger als drei Tage gebraucht, um zu wissen, wo er das liderliche Studentenleben am besten genießen und auskosten kann. Die Suche nach der passenden Bibliothek oder dem richtigen Hörsaalgebäude konnte da schon etwas mehr Zeit in Anspruch nehmen, war aber auch eher sekundär und ergab sich früher oder später beim Verputz. Bei dieser zwangsweisen Eigenorientierung handelte es sich quasi um ein frühes Auswahlverfahren, das, wurde es nicht bestanden, schon in einer ersten Stufe die Spreu vom Weizen trennte. Eigentlich sollte es also, wenn Altakademiker im Umfeld des Neustudenten verfügbar sind, reichen, diese zu befragen.

Wer jedoch seine Jugend zusehr betüdelt, wird unfreie und unselbstständige Menschen ernten. Das richtige Leben erlernt man nur auf der freien Wildbahn und nicht im Laufstall.

Mein Plädoyer lautet demnach, daß alle Erstsemesterbespaßungsprogramme sofort eingestampft gehören. Die Gedanken müssen genauso frei sein, wie der Körper, in dessen Kopf sie sich bilden. Sonst entwickeln wir eine moderne Form der Sklavenhaltung. Und nichts widerspricht dem akademischen Gedanken mehr als das.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 27.04.2017

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Fake-News in der FAZ!

„Weniges, aber Reifes“ war der Wahlspruch des großen Mathematikers Carl Friedrich Gauß.

Aber was kümmert uns das Geschwätz der Altvorderen. Der Anteil der 30- bis 34-jährigen Personen mit einem tertiären Bildungsabschluß hat sich in den letzten fünfzehn Jahren in Deutschland von 24,2 auf 33,2 Prozent erhöht, das entspricht einem Anstieg von 37 Prozent. In Europa liegen die Werte bei 23,6 und 39,1 Prozent, was sogar mehr als 66 Prozent Steigerung ergibt. Diese Zahlen stammen aus einem aktuellen Bericht der europäischen Statistikbehörde Eurostat( http://ec.europa.eu/eurostat/documents/2995521/8001735/3-26042017-BP-DE.pdf/6ada1e2a-8424-4e47-91e9-b3945ffc9e16 ). „Tertiärer Bildungsabschluß“ wird dort definiert „als …………… (Universität, Fachhochschule usw.)“.

Und wie titelt heute meine FAZ in ihrem Wirtschaftsteil auf Seite 18? „Relativ wenige Akademiker – Ihr Anteil ist in Deutschland geringer als im EU-Schnitt – „!

Das nenne ich eine Irreführung des Lesers. Der Wahrig von 1973 definiert „Akademiker“ als „jmd., der auf einer Akademie, bes. auf der Universität, studiert hat“. Und ich kann keinen triftigen Grund erkennen, warum wir an dieser Definition heute etwas ändern müßten, denn kein vernünftiger Mensch würde doch hoffentlich auf die Idee kommen, ein anderes Institut als die Universität als Voraussetzung dafür zu erachten, daß sich ihre Absolventen Akademiker nennen dürfen. In dem Moment aber, in dem ich einen tertiären Bildungsabschluß grundsätzlich mit Akademikertum gleichsetze, ergibt sich zwangsläufig sofort ein schiefes Bild. Und dabei muß man gar nicht so weit gehen, den Akademiker von heute mit dem von vor zum Beispiel fünfzig Jahren zu vergleichen, was sicherlich noch zu einer weiteren Schieflage führte.

Gerade aber weil die Begrifflichkeiten immer mehr verwischen, braucht es umsomehr sprachliche Exaktheit, die die FAZ leider vermissen läßt.

Trotzdem lassen die Zahlen aufhorchen, denn nach der Gaußschen Normalverteilung kann ein solcher Anstieg gar nicht sein. Und solange die Wissenschaftler zwischen den Extremen „Der Mensch wird immer dümmer“(Gerald Crabtree) und „Werden immer klüger“(James R. Flynn) streitet, erscheint es sinnvoll, nicht von einer allgemeinen Intelligenzerhöhung, sondern lediglich von einer Verschiebung der Fähigkeiten in Anpassung an die veränderte Welt auszugehen. Der sogenannte Flynn-Effekt, so wird das stetige Ansteigen des Intelligenzquotienten genannt, dürfte also eventuell eher daran liegen, daß die Tests sich offensichtlich nicht in geeignetem Maße den geänderten Bedingungen angepaßt haben. Also gehe ich davon aus, daß einzig das allgemeine Absenken des Niveaus zu einer erhöhten Abschlußzahl führt. Und das halte ich für eine katastrophale Entwicklung.

Von Gauß stammt auch der Ausspruch: „Das Ergebnis habe ich schon, jetzt brauche ich nur noch den Weg, der zu ihm führt.“

Und dieser Weg ist leider weiterhin vorgezeichnet: Vieles, aber Unreifes!

Und, liebe FAZ, überdenke bitte einmal deinen Akademikerbegriff!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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