wolfsgeheul.eu vom 18.06.2018

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Am kommenden Sonntag stirbt wieder einmal vorübergehend der König der Gemüse – Es lebe der König.

Am Ende der Spargelzeit gilt es deshalb, diesem weißen Gold noch einmal zu huldigen. Seit Jahrhunderten werden die blassen Stangen verehrt; man sagt ihnen magische und insbesondere aphrodisische Wirkungen nach. Und deshalb dürfen von alters her nur edelste Lebensmittel den Spargel auf dem Teller begleiten, ohne ihm geschmacklich die Hauptrolle streitig zu machen. Dazu gehören neben Schinken, Lachs und Kalbsschnitzel sowie Butter oder Hollandaise die guten alten Salzkartoffeln.

In diesem Jahr habe ich erstmalig gehört, daß neuerdings die Erdäpfel dem König in sackbraunem Ornat gegenübertreten, also als Pellkartoffeln, die dann allerdings entgegen ihrer Bezeichnung, die das vorherige Entkleiden inkludiert, im ungehäuteten Zustand verzehrt werden sollen. Wer sich aber vor der Royalität kleidungstechnisch gehen läßt, verhält sich ungehörig. Edel verlangt nach edel.

Was schließen wir daraus? Der Untergang des Abendlandes ist tatsächlich in vollem Gange. Und unseren Gastronomen ist ein weiterer Coup gelungen, uns die Einsparung von Arbeit und Kosten als kulinarische Entdeckung zu verkaufen. Wie jedoch sollen unsere begeisterten Buffetgänger diesen Trick bemerken!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

 

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wolfsgeheul.eu vom 01.04.2018

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Nouvelle Cuisine mit wolfsgeheul!

Letzte Woche habe ich die Spargelsaison entgegen aller Vorbehalte(s. Kolumne vom 06.04.2015) auf drängendes Zuraten meines türkischen Gemüsehändlers eröffnet. Seit das Stangengemüse selbst außerhalb der eigentlich klimatisch determinierten Saison in rauen Mengen produziert wird, gelten alte Regeln nicht mehr, die wir Älteren noch als unverbrüchlich erlernt haben. Zucker ins Spargelwasser! Wo nichts mehr zu Bitterkeit neigt, braucht es auch kein Gegenmittel mehr. So war ich fast froh, daß bei der Premiere ein paar Stangen eine leichte Bitternote aufwiesen. Denn – so sehr ich ihn liebe – der Spargel lebt tatsächlich von seiner Entourage.

Gestern nun trieb mich die Leidenschaft am Experiment. Beim Aufsetzen des Wassers habe ich meine Espressomühle einmal kurz aufheulen lassen und das bißchen Mehl hineingestreut. Eine fast eklige braune Brühe entstand und die Kochphase war von sehr ernsthaften Zweifeln begleitet. Das Ergebnis aber war – von den kleinen Stippen und einer gewöhnungsbedürftig unfrischen Optik abgesehen – verblüffend. Die nur leichte Kaffeenote machte eine gute Figur zum sonst eher geschmacklosen daherkommenden Aphrodisiakum. Koffein soll ja ebenfalls durchaus anregend sein. Das nächste Mal probiere ich es mit einem flüssigen Schuß braunen Glücks!

Beim Kochen kann selten etwas schiefgehen, wenn man der Nase nach geht und gute Produkte verwendet.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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