wolfsgeheul.eu vom 03.03.2016

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Ehrenamt ist kein Zuckerschlecken aber gleichwohl beglückend!

Im letzten Monat habe ich durchaus mit Stolz mein zwanzigjähriges Lions-Jubiläum begangen. Zwei Jahrzehnte karitative Arbeit, in denen ich als Mitglied einer engagierten Gruppe mitgeholfen habe, eine beträchtliche Menge Geldes einzuspielen und guten Zwecken zuzuführen. Dafür will ich weder Dank noch Anerkennung, weil in meinem Weltbild es die Pflicht eines jeden darstellt, nicht nur an das eigene Fortkommen zu denken, sondern auch in irgendeiner Form der Gesellschaft zu dienen. Diese Verantwortung ist mit der ordnungsgemäßen Entrichtung der Steuern nämlich nicht bereits abgegolten, und wir alle wissen, daß es in vielen Bereichen düsterer aussähe, gäbe es nicht Menschen, die Teile ihrer Zeit hergeben, um eine gute Sache zu befördern.

Natürlich kann man, je nach Vermögen – ob anonym oder öffentlich – auch einfach in die Tasche greifen und spenden. Beides ist im Effekt in etwa gleichwertig, wenngleich der menschliche Kontakt dann fehlt. Nur gar nichts in dieser Richtung zu tun, halte ich für inakzeptabel. In letzter Zeit mehren sich jedoch die Anzeichen, daß immer weniger Bürger bereit sind, sich der moralischen Verplichtung, aktiv mitzutun, zu stellen. Woran liegt das?

Sicherlich dürfte ein Grund die häufig fehlende ausreichende Anerkennung sein. Da Eitelkeit aber bei sehr vielen nicht die Hauptantriebsfeder ist, kann das allein die Zurückhaltung nicht begründen. Hinzu kommt wohl auch, neben von mir aus teilweise gestiegener Berufsbelastungen, ein überbordendes Freizeitverhalten, welches kaum Raum für weiteres läßt. Das wiederum ist allerdings lediglich eine Frage der Prioritätensetzung und damit keine Entschuldigung.

Nicht unterschätzen sollte man etwas anderes! Die aktive Betätigung in Vereinen welcher Art und Güte auch immer ist kein Paradies, in dem die normalen Mechanismen unschöner Natur des menschlichen Umgangs außer Kraft gesetzt wären. Es besteht also praktisch kein Unterschied zur „ernsten Seite“ des Lebens. Es geht genauso um Macht und Anerkennung, so daß auch alle Unarten des Miteinanders sich dort ein fröhliches Stelldichein geben. Insofern will ich nicht verhehlen, daß es nicht immer leicht ist, sich diesem Show- und Balzverhalten, diesem Wechselspiel von Gunst und Mißgunst, diesen charakterlichen Unzulänglichkeiten der Mitstreiter auch noch in seiner Freizeit auszusetzen. Da aber ohne Interaktion und Kooperation über alle Schwierigkeiten hinweg nahezu nichts Größeres bewegt werden kann, erfordert das Ehrenamt die gleiche Disziplin wie die familiären oder beruflichen Bereiche. Das hat man sich einfach abzuverlangen, wenn man nicht asozial sein will. Außerdem erhält man mit dem Erfolg und dem Erleben positiver Gemeinschaft ein Vielfaches an Lohn zurück, so daß nach meiner festen Überzeugung die Bilanz seltenst ins Minus gerät, sondern im Gegenteil ein insgesamt beglückendes und bereicherndes Gefühl hinterläßt. Um diese Gemütslage zu erreichen, sind Mühen unumgänglich. Spaß an der Freud‘ allein reicht hierzu nicht aus.

Vielleicht hilft es also den Unentschlossenen, den Zaudernden, daß sie sich keinen Illusionen hingeben. Wer nicht entäuscht werden kann, der entschließt sich sicherlich leichteren Herzens und läßt sich nicht vom ersten Sturm ins Bockshorn jagen. Es gilt Rilkes Zeile: „Sei allem Abschied voran, als wäre er hinter dir,“!

Auf ins Ehrenamt!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 10.01.2016

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Immer wieder spricht die westliche Welt davon, wie sie die restliche retten will, und gleichzeitig scheint sie wild entschlossen, keine noch so idiotische Fehlentwicklung auszulassen und damit skrupellos dem Ganzen zu schaden.

Jeder Kenner weiß, daß der beste Kaffee immer noch der von Hand aufgebrühte ist. Auch wenn ich profaner Beutelbenutzer bin, glaube ich, daß Nämliches auch für den Tee gilt. Eigentlich bräuchte man also nicht mehr als Bohnen, Mühle, Porzellanfilter, Papiertüten, Tee-Ei, gegebenenfalls Termoskanne und einen Wasserkessel- oder kocher. Stattdessen fertigen wir zum Teil riesige Maschinen, deren Gebräue allesamt nicht überzeugen können. Nur für die Herstellung eines Espressos kann – und muß es als Liebhaber der kleinen schwarzen Crema-Göttin auch – ich den Einsatz von Siebträgermaschinen nachvollziehen, da keine andere Brühmethode – habe alles ausprobiert – zu einem vergleichbar guten Ergebnis führt. Die entsprechenden Maschinen sind auch optimal für den heute so beliebten Latte Macchiato geeignet, da sie gleichfalls den hierzu notwendigen Dampf zu erzeugen vermögen. Für jede andere Kaffeespezialität aber sind elektrische Apparate eigentlich überflüssig und gelangen obendrein sogar zu eher schlechteren bis zu völlig unzureichenden Resultaten.

Vollkommen obsolet sind die billigen Kaffekapselmaschinen. Ob die Döschen nun aus Aluminium oder Plastik gefertigt sind, sie kosten in der Herstellung Energie und Ressourcen und haben einen gigantischen Müllberg zur Folge. Zusätzlich füllen sie die Taschen der Produzenten in einer so gigantischen Weise, daß die wundersame Brotvermehrung sich dagegen als kläglicher Kindertrick ausmacht. Bei aller beschworenen Freiheit gehörten diese Dinger genau wie – ich kann es nicht lassen – die SUV’s also eigentlich verboten. Da sich Verbieten aber bei uns grundsätzlich verbietet, bräuchte es entweder verantwortungsvolle Unternehmer – das können wir leider überwiegend vergessen – oder mündige und einsichtige Verbraucher, was leider ebenso illusorisch erscheint, so daß ein Verbot doch als ultima ratio in Betracht zu ziehen wäre.

Da ein Fluch aber selten allein kommt, gibt es jetzt auch noch Kapselmaschinen für Tee. Die Firma Tee-Kanne zum Beispiel möchte offenbar ebenfalls ihre Gewinnmargen exponentiell steigern und bietet sowohl den entsprechenden Apparat als – viel wichtiger für das große Abkassieren – auch die passenden Dosen an. Das ist zwar nicht schändlicher als die Kaffeependants, aber muß denn jeder die verantwortungslosen Fehler der anderen wiederholen!? Und wo bleibt die Kreativität, nach anderen Lösungen zu suchen. Schon der Teebeutel dürfte eine von uns gar nicht mehr realisierte Lizenz zum Gelddrucken sein und unglaubliche Gewinnmargen generieren, ist er doch der Vorläufer der Kapselportionierung. Reicht das nicht? Könnte man denn nicht statt des Nacheiferns versuchen, unter Hinweis auf die bessere Ökobilanz den Kaffeetrinker zum Tee abzuwerben. Der Verbraucher ist doch teilweise für überzeugende Argumentationen auf diesem Gebiet empfänglich.

Aber statt auf Nachhaltigkeit zu setzen, wird die Verschwendungsspirale weiter angeheitzt. Der Verbraucher ist ja abgehärtet. Während Kühlschränke und Fernseher früher fast ewig halten konnten, akzeptiert er heute viel kürzere Lebenszyklen und stört sich noch nicht einmal an dem begründeten Verdacht, daß die Hersteller die Haltbarkeit ihrer Geräte sogar bewußt beschränken, was im höchsten Maße verwerflich wäre, wenn es stimmen sollte.

Freiheit ist zwar ein hohes Gut, aber nicht immer gut. Denn Gewissenlosigkeit und Blödheit können sich gleichfalls in ihr frei entfalten. Wenn wir etwas ändern wollen, gehört vieles auf den Prüfstand. Helfen könnte es, den Menschen klar zu machen, wie unfrei sie tatsächlich sind, wenn sie sich freiwillig zu Sklaven der Geschäftemacher und des Konsums machen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P.S.: Das Original des Tagore-Spruches, den ich in der letzten Kolumne verwandt bzw. -hunzt habe, hängt übrigens nicht nur wenig beachtet seit Studententagen über meinem Bett, weil meine Mutter ihn gut findet und mir damals dediziert hat, sondern stand neulich auch in der Familien-Todesanzeige für Rolf Bossi, weswegen er mir wieder besonders präsent war, weil ich gedacht habe, daß er für einen Strafverteidiger, der mutmaßlich überwiegend von Wahl- und nicht von Pflichtverteidigungen gut gelebt hat, eigentlich eher unpassend ist.

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