wolfsgeheul.eu vom 29.11.2106

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Für die Galerie legen sich die farblosen Nachfolger der braunen Richter in ihren roten Roben so richtig ins Zeug.

Kostet sie ja nichts und bringt eine gute Presse! Und es trifft ohnehin nur einen wohl sowieso nicht haftfähigen 95-Jährigen! Da kann man leicht ein Exempel statuieren und die Justiz spät, aber gerade noch rechtzeitig insgesamt reinzuwaschen versuchen. Natürlich gehen wir – so das Signal – unnachgiebig gegen Naziunrecht vor, da scheuen wir weder Kosten noch Mühen. Wenn das doch Dr. Fritz Bauer hätte erleben dürfen, der damals von aktiven Altnazis in hochrangigen Positionen in der Rechtspflege umzingelt war, denen er leider nicht beikommen konnte, weil er auf verlorenem Posten kämpfte. Doch diese Entwicklung hätte wahrscheinlich selbst Bauer nicht gefallen, denn er wollte hauptsächlich denen ans Leder, die sich wirklich die Finger schmutzig gemacht haben, und er hat sich in Ermangelung ausreichender Erfolge auf diesem Gebiet eben nicht darauf verlegt, an deren Statt die kleinen Lichter, die Gedungenen aufs Korn zu nehmen, die, ohne ihr Zutun und daß sie hierzu tatsächlich eine Schuld träfe, lediglich zur falschen Zeit am falschen Ort waren.

Wenn der Bundesgerichtshof jetzt mit einem wohlfeilen Beschluß die Revisonsanträge in Sachen Oskar Gröning zurückweist und damit das Urteil gegen ihn rechtskräftig werden läßt, dann zementiert er eine meines Erachtens(s. Kolumnen vom 27.04 und 16.07.2015 sowie 17.06.2016) unhaltbare Rechtsansicht, damit ein paar wenige weitere Schauprozesse mit Verurteilung möglich sind, bevor die letzten unfreiwilligen Kriegsteilnehmer vom Alter dahingerafft sein werden.

Die Entscheidung eröffnet im übrigen eine weitere interessante, aber eigentlich groteske Möglichkeit, nämlich die, nahezu jeden lebenden Alten, der die Nazizeit noch als Erwachsener mitmachen mußte, unter Anklage zu stellen und zu verurteilen, denn was auch immer er damals getan hat, es stellte mehr oder weniger einen wie auch immer gearteten Beitrag zum Erhalt der Tötungsmaschinerie dar. Sollte ich meiner Mutter(Jahrgang 25) gar noch zur Auswanderung nach Südamerika raten? Selbst Widerständler wären gegebenenfalls zu belangen, da ihr Widerstand ja nachweislich erfolglos war. Und wer zu blöd und/oder zu feige gewesen ist, den Diktator zu erschießen, gehört doch definitiv für dieses klägliche Versagen auch heute noch hinter Schloß und Riegel.

Aber damit nicht genug. Auch die zu Zeiten der roten Diktatur bereits adulten Ostdeutschen haben sich dann dieserart schuldig gemacht. Brächten wir diese ebenfalls in den Knast, könnte man vielleicht sogar zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und gleichzeitig das Pegida- und AfD-Problem maßgeblich lösen.

Solch‘ abwegige Überlegungen zeigen deutlich, wie weltfremd und überheblich die Haltung des BGH vom sicheren grünen Tisch aus ist. Keiner der Richter – diese Behauptung wage ich – hätte sich an Grönings Stelle anders verhalten, denn deren Mut stellt das Ergebnis unserer freien Gesellschaft dar. In Unterdrückungsregimen dagegen erkaltet Heldentum sehr schnell und schlägt nicht selten nicht nur in Mitläufer-, sondern sogar in Mittätertum um, wie unzählige Beispiele gerade aus der Justiz belegen. Aber selbst solch‘ regimetreues Auftreten war an der Heimatfront allemal komfortabler als dort, wo tatsächlich geschossen, gemordet und gestorben wurde. Schreibtischtäter haben halt immer etwas ekelhafteres, selbst wenn nie echtes Blut an ihren Fingern geklebt hat.

Die Taten eines Unrechtsstaates lassen sich eben überwiegend nur an dessen ranghöchsten Verantwortlichen sühnen, denn das Volk hat, selbst wenn man ihm den Vorwurf nicht ersparen kann, zu Zeiten, als ein Umschwenken und Verhindern eventuell noch möglich war, nicht eingeschritten zu sein, ab einem gewissen Punkt keine Chance mehr, ohne das eigene Leben zu riskieren, den Machthabern Einhalt zu gebieten.

Das, wenn auch zähneknirschend, einzugestehen, erfordert Größe und Einsicht in die Zwänge eines unterdrückten Volkes. Diese hat der BGH vorliegend nicht bewiesen, und die ihn nun feiernde Presse gleich gar nicht. Aber wer heute ohne Schaum vor dem Mund nüchtern zu argumentieren versucht, steht ziemlich allein auf weiter Flur. Und da wundern wir uns noch über den rauer werdenden Ton in unserer Gesellschaft!?

Ein letzter Aspekt, der diese Art von Symboljustiz endgültig augenfällig macht und entlarvt, wird meinem Eindruck nach komischerweise überhaupt nicht diskutiert. Gröning ist nun endgültig wegen Beihilfe zum Mord in 300.000 Fällen verurteilt worden. Und wie hoch war noch einmal seine Strafe? 4 – in Worten: vier – Jahre Haft! Warum hat eigentlich keiner seinen Revisionsantrag auf eine eindeutig viel zu geringe Strafe gestützt, die geradezu eine Beleidigung für die Opfer darstellt!?

Mit leichtem Unwohlsein sage ich

gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 06.10.2016

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Dresden und (k)ein Ende!

Unsere Politiker lassen sich zuerst wie ein Lamm zur Opferbank (vor)führen und ziehen sich dann still in ihre Deckung zurück. Wo bleibt der Aufschrei, wie bricht sich die aufgestaute Wut Bahn! Stattdessen kollektives Schweigen im Walde! Haben sie etwa ein schlechtes Gewissen? Oder sind das gar keine Menschen mehr mit emotionalen Regungen?

Viel Sympathie habe ich (plötzlich) für Claudia Roth, die als einzige mir bekannte Betroffene in Dresden die Konfrontation nicht gescheut und sich gestellt hat. Zunehmend entwickele ich sogar Verständnis für den schlichten aber wahrscheinlich redlichen Gabriel, der in solchen Fällen wenigstens mit „Pack“ und Stinkefinger reagiert und zeigt, daß er immer noch Mensch und kein Politroboter ist.

Schon lange bin ich für die Abschaffung von gepanzerten Limousinen und ähnlichen überzogenen Sicherheitsinstrumenten für Politiker. Sie bieten erstens keine absolute Sicherheit und zweitens entfremden sie die Volksvertreter von ihrem Volk. Deswegen können sie offensichtlich Aug‘ in Aug‘ mit ihren Bürgern nicht mehr menschlich interagieren. Sie haben es in ihrem abgeschirmten Leben verlernt, dem Mann von der Straße direkt zu begegnen. Darüberhinaus verbietet es ihnen die politische Korrektheit, spontan auch einmal wütend und unbedacht zu reagieren.

Und deshalb stehen sie, wie jetzt in Dresden gesehen, vollkommen paralysiert vor dem Mob und vermögen nichts anderes, als nervös auf ihre sichere Autozelle zu warten, um dieser für sie unangenehmen Situation zu entkommen. Weg in die nächste klimatisierte Räumlichkeit mit Security vor der Tür.

Wenn wir die Abschottung – der Papst kann es doch auch und macht es vor! – nicht lockern, wird sich auch nichts ändern bzw. werden die Populisten zunehmend die Oberhand gewinnen.

Kriecht aus euren vermeintlich sicheren Erdlöchern mit Klimaanlage, liebe Politiker der bürgerlichen Mitte. Tut ihr es nicht, verliert ihr den Kontakt zum  Boden und Volk und erntet dann die Quittung für eure eigene selbstverliebte und/oder feige Entrücktheit.

Auch ihr seid das Volk! Also verhaltet und zeigt euch als Teil vom ihm!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Auf der Pegida-Facebook-Seite kann man einen Clip sehen, wie der gänzlich unbewachte Vorstandsvorsitzende des Zentralrates der Muslime in Deutschland e. V. am 03.10.2016 auf dem Dresdner Hauptbahnhof ankommt und auf dem Weg zum Ausgang mit Fragen des ihn penetrant und ungehörig verfolgenden Pegida-Kriminellen, Lutz Bachmann, belästigt wird. Mazyek geht unbeeindruckt und ohne jede Reaktion seines Weges. Das ist grundsätzlich nicht zu beanstanden und mutig. Trotzdem flüchtet er sich schließlich in einen Zirkel von zufällig zusammenstehenden Polizisten, die zunächst nicht den Eindruck machen, dem Muselmann sofort beistehen zu wollen. Wie es weitergegangen ist, zeigt das Video nicht. Aber warum hat Herr Mazyek sich nicht vorher bereits umgedreht und dem geistigen Unterwelt-Tiefflieger Bachmann mitgeteilt: „Wenn Sie ein Interview wollen, wenden Sie sich an mein Bureau! Und jetzt lassen Sie mich gefälligst in Ruhe!“? Für mein Gefühl hätte er durchaus auch ein „Sie Arschloch“ anfügen können. Die Folgen wären überschaubar und die ausgesprochene Wahrheit, die ja eigentlich kaum strafbar sein kann, wert. Wenn schon mutig, dann bitte richtig, Herr Mazyek! Aber so oder so ein Vorbild!

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