wolfsgeheul.eu vom 23.08.2016

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Überall lauern versteckte Botschaften, die sich nur dem erschließen, der sie zu entschlüsseln versteht beziehungsweise sich der Mühe unterzieht, hinter ihre Bedeutung zu kommen. Wenn ich zum Beispiel Männer mit Glatze und einem Bodybuildingkörper sehe, gehe ich bereits in Habachtstellung und gucke genauer hin, weil unter anderen die klassische Neonazierscheinung in dieses Grobstrickmuster paßt.

Heute morgen schaue ich auf die Frontseite des Wirtschaftsteiles der FAZ und stutze. Unter dem Titel „Auch dem Tiguan droht der Produktionsstopp“ prangt ein Bild( http://c8.alamy.com/comp/D2W722/wolfsburg-germany-volkswagen-factory-production-of-the-golf-6-and-D2W722.jpg ), das laut Bildunterschrift vom Fließband der Tiguan-Produktion im VW-Werk in Wolfsburg stammen soll. Mich an meine Kolumne vom 11.03.2016 erinnernd stolpere ich über den im Vordergrund abgelichteten Arbeiter, der statt T-Shirt über der weißen Hose einen dunklen Kapuzenpullover – der alten Nazibude geht es also offensichtlich doch schlechter als gedacht und sie mußte wohl die Heizung in ihren Hallen nicht herauf- , sondern herunterdrehen und deshalb die Mitarbeiter bitten, sich wärmer anzuziehen!? – trägt und ansonsten prima vista in mein oben beschriebenes Beuteschema paßt. Zusätzlich blickt er auch ein wenig so drein, als täte er etwas Unrechtes im Verborgenen. Auf dem rechten Arm verläuft von oben nach unten der Schriftzug „Big House C……“; der Rest ist ebensowenig zu lesen wie die Aufschrift auf der linken Brustseite. Kein Problem, muß sie auch nicht! Internet angeworfen und siehe da, die „Big House Crew“ – wie es vollständig heißt – entpuppt sich als Vereinigung inhaftierter Hells Angels!

Aha! Die stolze aber verkommene Firma Volkswagen läßt uns über einen ihrer Mitarbeiter mitteilen, daß sie mit einer nachweislich zumindest zum Teil kriminellen – beispielsweise in den Bereichen Prostitution, Drogen- und Waffenhandel, Erpressung, Körperverletzung, Totschlag, Mord etc., also genügend Gründe für die Mitglieder früher oder später mit dem Gesetz in Konflikt und hinter Schwedische Gardinen zu geraten – Rockerorganisation und deren einsitzenden Helden sympathisiert!? Und der Werker am Band? Auch er dürfte, wenn man unterstellen kann, daß er des Englischen mächtig und sich des Hintergrundes seines sprechenden Kleidungsstückes bewußt ist, damit eine Nähe zu und ein Wohlwollen mit Straftätern signalisieren wollen. Nun sind unsere Meinungsfreiheit und die Mode ein weites Feld, aber hier scheinen die Dinge doch eindeutig zu liegen. Das muß man nicht dulden. Oder paßt dieser Arbeiter etwa zu VW? In gewisser Weise schon, denn das Unternehmen hat sich ja selbst kriminell betätigt, und wenn Herr Winterkorn oder Herr Müller demnächst wider Erwarten doch einrücken müssen sollten, hätten sie wahrscheinlich wenigstens schon einen Sympathisanten in den eigenen Reihen. Aber will man sich als weltweit operierendes Unternehmen wirklich mit Straftätern gemein machen!? Das wiese die edle Führungsriege auf entsprechenden Vorhalt sicherlich weit von sich. Und die FAZ? Natürlich wollten die einem solchen Schrauber-Idioten kein Forum bieten. Die hat höchstwahrscheinlich einfach nur ein Tiguan-Fließbandbild – wenn man übrigens der Web-Adresse des Photos glauben kann, wäre noch nicht einmal das gelungen, da diese auf die Produktion des „Golf 6“ hinweist – gesucht, sich warum auch immer für dieses entschieden und dessen Abdruckrechte erworben. Ist das Ignoranz oder Dummheit!? Der merkwürdige Werker jedenfalls wird sich die Hände reiben und diebisch freuen, daß er seine zweifelhafte Botschaft an so prominenter Stelle öffentlich gemacht bekommen hat! Gleiches werden die zwielichtigen Hells Angels tun, und es steht obendrein zu vermuten daß die heutige Ausgabe der FAZ in vielen Gefängnissen vergriffen sein wird. Blöd gelaufen!

Also, Augen auf im Bilderverkehr und bei privater Mitarbeiterkleidung! Vielleicht könnte es zusätzlich interessant sein, einmal bei der betreffenden Bilderagentur und dem Photographen des Bildes zu recherchieren, ob hier bewußt Photos mit hintergründigen Inhalten produziert und vertrieben werden!? Und, VW, wenn ihr doch noch ein wenig euren ramponierten Ruf retten wollt, dann solltet ihr diesen Mitarbeiter jedenfalls – ja, ich weiß, daß das nicht leicht werden wird! – sofort entlassen!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 11.01.2016

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In der Regel können Unternehmer, Handwerker und Freiberufler mit dem Begriff „Feierabend“ nicht sehr viel anfangen, genausowenig wie sie „Wochenende“ automatisch mit „Freizeit“ gleichsetzen. Das ist keine Klage, sondern lediglich eine sachliche Feststellung. Den überwiegenden Teil meines beruflichen Schaffens lebe ich diesen Zustand nicht ungerne. Durch meine Kolumne aber hat der Samstag für mich eine neue Bedeutung erhalten. Was auch immer sonst an diesem Tag zu tun ist, jedenfalls ist er für mich diesbezüglich schreibfrei und deshalb die beste Gelegenheit, zum Beispiel in die Stadt für ein paar Besorgungen zu gehen.

Nach der FAZ-Lektüre am vergangenen Samstag beschloß ich, genau das zu tun, hatte ich doch auf der ersten Seite des Feuilletons die Rezension von Jürgen Kaube über „Hitler, Mein Kampf – Eine kritische Edition“ quer gelesen und spontan entschieden, das Werk entgegen meiner ursprünglichen Tendenz doch zu erwerben. Da ich befürchtete, daß die kleine Buchhandlung meines Vertrauens zu denen gehören könnte, die den Vertrieb dieses Buches grundsätzlich ablehnen, bin ich trotz meiner Abneigung gegen Buchkaufhäuser zunächst in die „Mayersche“, so heißt hier das Konzept „Hugendubel“, gegangen. Sie hatten es nicht vorrätig, wollten es aber gerne bestellen. Nun gehöre ich zu den Menschen, die, wenn sie einen Entschluß gefaßt haben, diesen direkt in die Tat umsetzen wollen. Also ging ich weiter zu meinem Buchhändler. Die gleiche Auskunft! Also, bestellen! Die Frage nach dem Preis holte mich aus meinen Konsumträumen. 59(in Worten: neunundfünzig) Euro!

Soviel Geld, für das Buch eines schwachsinnigen Volksschülers oder – wie meine rheinische Oma zu sagen pflegte – des „dräckijen Anstriekers“!? Nein! Und die Kommentare!? Na, davon erwarte ich mir nun nicht wirklich wesentlich neue Erkenntnisse, gehöre ich doch schon zu der Generation, die leider auf Kosten einer umfassenden Geschichtswissensvermittlung überproportional mit der Historie des Dritten Reiches gefüttert worden ist, ein Phänomen übrigens, das, wie ich von meinen Kindern weiß, bis heute anhält. So gut das gemeint sein mag, ich sehe dieses Vorgehen kritisch. Erstens geht eine einseitige Schwerpunktsetzung nur auf Kosten des Gesamten, was wiederum kontraproduktiv ist, weil mir ein umfassendes Verständnis des Phänomens „Hitler“ nur aus der Kenntnis des großen Kontextes möglich erscheint. Zweitens bewirkt eine Überfütterung, die ich für gegeben halte, nicht selten das Gegenteil des Gewollten in Form von Abstumpfung oder gar einer gewissen trotzigen Hinneigung zum Gegenstand der abschrecken sollenden Hirnmästung. Das erklärt meines Erachtens zumindest in einem Teil auch die zunehmenden Rechtstendenzen. Man will Ablehnung durch Einsicht und erreicht stattdessen partiell Zustimmung. Schon längst ein Grund eigentlich, um dringend die Curricula des Geschichtsunterrichtes zu überdenken und -arbeiten, was aber augenscheinlich deshalb nicht unternommen wird und werden kann, weil jeder Ansatz einer veränderten Gewichtung sofort als Versuch einer Verharmlosung gescholten wird, obwohl genau das nicht intendiert ist! Ein Totschlagsargument, wider jede nüchterne Betrachtung und Vernunft, und ein weites Feld! Trotzdem ist es gut, daß nun eine kritische Edition auf dem Markt ist. Nur kaufen kann man sie zur Zeit nicht. Mein Drang ist dadurch jedenfalls erlahmt; ich warte jetzt mutmaßlich, bis es auf dem Gebrauchtmarkt günstigere Angebote geben wird.

Für mich ein buchtechnisch verkorkster Samstag! Hätte ich den FAZ-Artikel aber nicht nur quer, sondern Wort für Wort gelesen, wäre mir die Enttäuschung meiner Kaufabsicht erspart geblieben. Sowohl der Preis, als auch die Tatsache, daß die Erstauflage von nur 4.000 Exemplaren – übrigens erkennbar und unerklärlicherweise vollkommen untersetzt – bereits vergriffen ist, finden dort Erwähnung. In einem widerspreche ich Kaube jedoch. Er führt im Zusammenhang mit 15.000 Vorbestellungen aus: „Der überaus günstige Preis von 59 Euro für eine Ausgabe solchen Volumens(Anm. d. Verf.: 1948 Seiten) und solchen wissenschaftlichen Aufwands tut seine Wirkung“. Da hat er wohl grundsätzlich recht, aber ich halte die Preiskalkulation trotzdem für zu hoch. Denn, wer sind die Vorbesteller? Doch mit ziemlicher Sicherheit überwiegend gebildete Menschen, die entweder richtiges Leseinteresse haben oder – eher wie ich – meinen, so ein Werk gehöre in den gutsortierten Bücherschrank! Diese Käuferschicht könnte und würde locker auch mehr dafür zahlen. Die aber, die die erhellenden Kommentare wirklich nötig hätten – wobei dahingestellt sei, daß die Vermutung berechtigt ist, daß ein Großteil von denen mit der Lektüre ohnehin überfordert sein würde und die mögliche Erkenntnis sie so oder so damit gar nicht erreichen kann -, werden zunächst vom Preis und dann wahrscheinlich noch vom Umfang abgeschreckt. Daß die wissenschaftlichen Begleiter der Edition ihren gerechten Lohn verdienen, steht außer Frage. Aber dann muß ein solches Buch eben vom Staat oder von Stiftungen so subventioniert werden, daß eine Kaufentscheidung für jeden leicht von der Hand geht. Vielleicht wäre es zusätzlich auch schlauer gewesen, die erbärmlichen Hitlerergüsse vom Kommentarband abgekoppelt zu veröffentlichen. Jemand, der dann nämlich schon beim Versuch, das zu lesen, abstirbt, hat da wahrscheinlich schon erkannt, was für ein Schwachsinn dort verzapft wird und braucht damit die Kommentare nicht mehr zwingend, es sei denn, er verspürt die Lust, sich weiterzubilden. Dem Umgang mit diesem Thema haftet leider immer noch eine nicht wenig kontraproduktive intellektuelle Schwere an. Das zeigt vom äußeren Anschein – mehr wird mir bisher nicht gewährt – her auch diese Edition. Eine Überakademisierung aber bestätigt nur die Wissenden in ihrer bereits erlangten und gesicherten Erkenntnis, den Verblendeten jedoch geht sie am bräsigen Nazi-Arsch vorbei. Schade, bis hierhin wohl eher eine verpaßte Chance! Da geht noch was!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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