wolfsgeheul.eu vom 10.03.2017

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Es gibt so Tage, die man nur genießen möchte! Das Wochenende wird wohl in diese Kategorie gehören.

Theodor Fontane sah das jahreszeittypisch plötzliche Erscheinen schönen Wetters so:

„Frühling

Nun ist er endlich kommen doch
In grünem Knospenschuh;
„Er kam, er kam ja immer noch“,
Die Bäume nicken sich’s zu.

Sie konnten ihn all erwarten kaum,
Nun treiben sie Schuß auf Schuß;
Im Garten der alte Apfelbaum,
Er sträubt sich, aber er muß.

Wohl zögert auch das alte Herz
Und atmet noch nicht frei,
Es bangt und sorgt: „Es ist erst März,
Und März ist noch nicht Mai.“

O schüttle ab den schweren Traum
Und die lange Winterruh:
Es wagt es der alte Apfelbaum,
Herze, wag’s auch du.“

Hören wir auf den Dichter! Also keine Skepsis und raus in Feld und Flur! Wer weiß, wie lange die Frühlingsglöckchen erklingen werden. Und bis zum sicheren Mai ist es noch lang.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 11.01.2016

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In der Regel können Unternehmer, Handwerker und Freiberufler mit dem Begriff „Feierabend“ nicht sehr viel anfangen, genausowenig wie sie „Wochenende“ automatisch mit „Freizeit“ gleichsetzen. Das ist keine Klage, sondern lediglich eine sachliche Feststellung. Den überwiegenden Teil meines beruflichen Schaffens lebe ich diesen Zustand nicht ungerne. Durch meine Kolumne aber hat der Samstag für mich eine neue Bedeutung erhalten. Was auch immer sonst an diesem Tag zu tun ist, jedenfalls ist er für mich diesbezüglich schreibfrei und deshalb die beste Gelegenheit, zum Beispiel in die Stadt für ein paar Besorgungen zu gehen.

Nach der FAZ-Lektüre am vergangenen Samstag beschloß ich, genau das zu tun, hatte ich doch auf der ersten Seite des Feuilletons die Rezension von Jürgen Kaube über „Hitler, Mein Kampf – Eine kritische Edition“ quer gelesen und spontan entschieden, das Werk entgegen meiner ursprünglichen Tendenz doch zu erwerben. Da ich befürchtete, daß die kleine Buchhandlung meines Vertrauens zu denen gehören könnte, die den Vertrieb dieses Buches grundsätzlich ablehnen, bin ich trotz meiner Abneigung gegen Buchkaufhäuser zunächst in die „Mayersche“, so heißt hier das Konzept „Hugendubel“, gegangen. Sie hatten es nicht vorrätig, wollten es aber gerne bestellen. Nun gehöre ich zu den Menschen, die, wenn sie einen Entschluß gefaßt haben, diesen direkt in die Tat umsetzen wollen. Also ging ich weiter zu meinem Buchhändler. Die gleiche Auskunft! Also, bestellen! Die Frage nach dem Preis holte mich aus meinen Konsumträumen. 59(in Worten: neunundfünzig) Euro!

Soviel Geld, für das Buch eines schwachsinnigen Volksschülers oder – wie meine rheinische Oma zu sagen pflegte – des „dräckijen Anstriekers“!? Nein! Und die Kommentare!? Na, davon erwarte ich mir nun nicht wirklich wesentlich neue Erkenntnisse, gehöre ich doch schon zu der Generation, die leider auf Kosten einer umfassenden Geschichtswissensvermittlung überproportional mit der Historie des Dritten Reiches gefüttert worden ist, ein Phänomen übrigens, das, wie ich von meinen Kindern weiß, bis heute anhält. So gut das gemeint sein mag, ich sehe dieses Vorgehen kritisch. Erstens geht eine einseitige Schwerpunktsetzung nur auf Kosten des Gesamten, was wiederum kontraproduktiv ist, weil mir ein umfassendes Verständnis des Phänomens „Hitler“ nur aus der Kenntnis des großen Kontextes möglich erscheint. Zweitens bewirkt eine Überfütterung, die ich für gegeben halte, nicht selten das Gegenteil des Gewollten in Form von Abstumpfung oder gar einer gewissen trotzigen Hinneigung zum Gegenstand der abschrecken sollenden Hirnmästung. Das erklärt meines Erachtens zumindest in einem Teil auch die zunehmenden Rechtstendenzen. Man will Ablehnung durch Einsicht und erreicht stattdessen partiell Zustimmung. Schon längst ein Grund eigentlich, um dringend die Curricula des Geschichtsunterrichtes zu überdenken und -arbeiten, was aber augenscheinlich deshalb nicht unternommen wird und werden kann, weil jeder Ansatz einer veränderten Gewichtung sofort als Versuch einer Verharmlosung gescholten wird, obwohl genau das nicht intendiert ist! Ein Totschlagsargument, wider jede nüchterne Betrachtung und Vernunft, und ein weites Feld! Trotzdem ist es gut, daß nun eine kritische Edition auf dem Markt ist. Nur kaufen kann man sie zur Zeit nicht. Mein Drang ist dadurch jedenfalls erlahmt; ich warte jetzt mutmaßlich, bis es auf dem Gebrauchtmarkt günstigere Angebote geben wird.

Für mich ein buchtechnisch verkorkster Samstag! Hätte ich den FAZ-Artikel aber nicht nur quer, sondern Wort für Wort gelesen, wäre mir die Enttäuschung meiner Kaufabsicht erspart geblieben. Sowohl der Preis, als auch die Tatsache, daß die Erstauflage von nur 4.000 Exemplaren – übrigens erkennbar und unerklärlicherweise vollkommen untersetzt – bereits vergriffen ist, finden dort Erwähnung. In einem widerspreche ich Kaube jedoch. Er führt im Zusammenhang mit 15.000 Vorbestellungen aus: „Der überaus günstige Preis von 59 Euro für eine Ausgabe solchen Volumens(Anm. d. Verf.: 1948 Seiten) und solchen wissenschaftlichen Aufwands tut seine Wirkung“. Da hat er wohl grundsätzlich recht, aber ich halte die Preiskalkulation trotzdem für zu hoch. Denn, wer sind die Vorbesteller? Doch mit ziemlicher Sicherheit überwiegend gebildete Menschen, die entweder richtiges Leseinteresse haben oder – eher wie ich – meinen, so ein Werk gehöre in den gutsortierten Bücherschrank! Diese Käuferschicht könnte und würde locker auch mehr dafür zahlen. Die aber, die die erhellenden Kommentare wirklich nötig hätten – wobei dahingestellt sei, daß die Vermutung berechtigt ist, daß ein Großteil von denen mit der Lektüre ohnehin überfordert sein würde und die mögliche Erkenntnis sie so oder so damit gar nicht erreichen kann -, werden zunächst vom Preis und dann wahrscheinlich noch vom Umfang abgeschreckt. Daß die wissenschaftlichen Begleiter der Edition ihren gerechten Lohn verdienen, steht außer Frage. Aber dann muß ein solches Buch eben vom Staat oder von Stiftungen so subventioniert werden, daß eine Kaufentscheidung für jeden leicht von der Hand geht. Vielleicht wäre es zusätzlich auch schlauer gewesen, die erbärmlichen Hitlerergüsse vom Kommentarband abgekoppelt zu veröffentlichen. Jemand, der dann nämlich schon beim Versuch, das zu lesen, abstirbt, hat da wahrscheinlich schon erkannt, was für ein Schwachsinn dort verzapft wird und braucht damit die Kommentare nicht mehr zwingend, es sei denn, er verspürt die Lust, sich weiterzubilden. Dem Umgang mit diesem Thema haftet leider immer noch eine nicht wenig kontraproduktive intellektuelle Schwere an. Das zeigt vom äußeren Anschein – mehr wird mir bisher nicht gewährt – her auch diese Edition. Eine Überakademisierung aber bestätigt nur die Wissenden in ihrer bereits erlangten und gesicherten Erkenntnis, den Verblendeten jedoch geht sie am bräsigen Nazi-Arsch vorbei. Schade, bis hierhin wohl eher eine verpaßte Chance! Da geht noch was!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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