wolfsgeheul.eu vom 12.04.2016

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Es ist Frühling und trotzdem findet vielleicht ein blindes und selten dummes Huhn ein Winterkorn! Hoffentlich jedoch nicht!

Es fühlt sich nach falschem Film an, wenn man die Bonirangelei bei Volkswagen verfolgt. Auf den ersten Blick dürfte kein Vorstandsmitglied auch nur einen Euro an Bonus erhalten. Die Lage, in die das Unternehmen vorsätzlich gebracht wurde, erscheint derart ernst und noch lange nicht ausgestanden, daß die, die es verbockt haben, eher Geld drauflegen müßten, als daß man ihnen etwas hinterherschmeißt. Und die, die mit der Vorgeschichte nichts zu tun hatten, verdienen bis jetzt keine Belohnung, weil sie erst noch zu beweisen haben, daß sie die vertrackte Lage in den Griff bekommen werden. Dabei steht die Frage weiterhin unbeantwortet im Raum, ob überhaupt einer der heute handelnden Personen bona fide war. Sollte es solch‘ Unbefleckte geben, wäre allerdings zu überlegen, ob sie nicht als Anerkennung für die Übernahme der schwierigen und undankbaren Aufgabe sowie zur weiteren Motivation ihren vertraglich zugesicherten Bonusanspruch, ohne den ihre Verpflichtung im Zweifel nicht möglich gewesen wäre, realisieren dürfen. Es könnte also eine Ungleichbehandlung gerechtfertigt sein.

Wer jedoch auf jeden Fall keinen zusätzlichen Cent verdient hat, ist Martin Winterkorn. Es ist schon schlimm genug, daß er immer noch mit einem ungekündigten Vertrag herumläuft. Ja, ich weiß, „pacta sunt servanda“! Aber warum bringt keiner den Mut auf, angesichts des so oder so unstreitigen Versagens Winterkorns(s. Kolumne v. 14.02.2016) diesem die Stirn zu bieten und ihm den Kampf anzusagen? Da muß man eben mit fristlosen Kündigungen und der Geltendmachung von Schadenersatzforderungen agieren und als VW darauf setzen, daß man am längeren Hebel sitzt und den längeren Atem hat. Wissend, daß kein noch so gut verdient habender Ex-Vorstand die Milliardenschäden, die er angerichtet hat, je wiedergutmachen kann, geht es doch trotzdem um einen wichtigen symbolischen Akt auch und gerade mit Blick auf die Arbeiter und Angestellten sowie wenigstens um eine moralische Abzahlung der aufgeladenen Schuld. Dabei soll kein Mensch zerstört, sondern lediglich für seine hochbezahlten eklatanten Fehlleistungen empfindlich getroffen werden. Weil jedoch bisher keinerlei Druck auf Winterkorn ausgeübt wird, kann er sein wahres Gesicht zeigen und entblödet sich – anstatt zumindest die Schnauze zu halten – nicht, aktiv und öffentlich auf die Erfüllung seiner vollen Bonus-Rechte zu pochen. Ein Grad von moralischer Verkommenheit, der seinesgleichen sucht!

Nun könnte man sich auf den Standpunkt stellen, daß angesichts der Vielzahl vergleichbarer Fälle die Causa des kleinen gewissenlosen, raffgierigen und realitätsentrückten Martin nicht ins Gewicht fällt und es nicht lohnend ist, sich hierüber weiter aufzuregen. Es ändert sich aber nichts, wenn man nicht bereit und willens ist, stets den Finger in die Wunde zu legen. Wer also bringt Winterkorn zur Räson und vielleicht sogar, gegebenenfalls mit dem richtigen Zwang, zur Einsicht? Sein Verhalten ist Gift für unsere Gesellschaft, und dessen verheerender Wirkung muß deshalb mutig, kraftvoll und entschlossen entgegengetreten werden.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 11.04.2016

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Ehrlich währt am längsten – aber nicht im Job!

Das dürfte die traurige Erkenntnis für den kurzzeitigen und schon wieder ehemaligen Sprecher des Katastrophenflugplatzes BER, Daniel Abbou, sein. Der sympathische schwäbische Kommunikationsprofi wurde wegen eines herzerfrischend ehrlichen Interviews, das er dem monatlich erscheinenden Fachblatt PR-Magazin gegeben hat, mit sofortiger Wirkung freigestellt. Offizielle Begründung: Das Gespräch sei nicht mit der Geschäftsleitung abgestimmt.

Was hat denn der freimütige Herr Abbou gesagt? Die Kernsätze lauten:“Die Berliner und Brandenburger haben ein Recht zu sehen, wo ihre Milliarden versenkt worden sind“. Genau! Und: „Früher wurde meist gesagt: Nein, es ist alles gut. Das ist Bullshit. Bekenne dich dazu, wenn etwas scheiße gelaufen ist“! Welch wahres Wort! Letztlich: „Glauben Sie mir, kein Politiker, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt Ihnen feste Garantien für diesen Flughafen.“ Herrlich!

Genau eine solche Kommunikationsstrategie brauchte der BER schon lange. Es ist doch eine Binsenweisheit, daß sich ein gutes Management erst in der Krise beweist, nämlich erstens in seiner Offenheit, mit ihr umzugehen, und zweitens natürlich in der Art und Geschwindigkeit ihrer Bewältigung. Jeder Mensch macht Fehler und kann daher grundsätzlich nachvollziehen, daß auch anderen welche unterlaufen. Der Steuerzahler und Wähler muß aber begreifen, wie und warum solche Tragödien sich am Bau entwickeln und was im speziellen Falle passiert ist. Das jedoch kann er nur, wenn man ihn rückhaltlos aufklärt. Vertuschung und falsche Versprechungen sind die falschesten aller Taktiken.

Nun braucht man Abbou nicht zu bedauern; der hat mit dem Interview seine beste Visitenkarte öffentlich abgegeben und wird an anderer Stelle sicherlich mit Kußhand genommen. Sorgen muß man sich aber über Unternehmenskulturen machen. Der aktuelle Chef des BER, Maschinenbauer Dr. Karsten Mühlenfeld, hat seine bisherige berufliche Laufbahn bei Rolls Royce und Bombardier absolviert. Kommunizieren die etwa genau so schlecht und ungeschickt? Und was hat Mühlenfeld, der erst ein gutes Jahr im Amt ist, zu befürchten? Er hat definitiv den Schlamassel nicht eingerührt. Man wird ihn also lediglich daran messen, wie und vor allem wie schnell er die Flughafenmaschinerie ans Laufen bekommt. Dabei ist er sicherlich nicht zu beneiden. Wenn er bei seiner Arbeit die Fehler seiner Vorgänger wiederholt, wird er scheitern. Seine jetzige offensichtlich von Nervosität und Unsicherheit getragene Reaktion spricht aber eher dafür, daß der Zeitpunkt seiner Demission möglicherweise nicht mehr fern ist. Wann kommt endlich eine Crew an Deck der BER-Führung, die den Karren aus dem Dreck zieht und in aller Klarheit ihre Arbeit der Öffentlichkeit mitteilt?

Jungen Menschen wird immer gerne vermittelt, daß ihre Vorgesetzten im Beruf von ihnen Ehrlichkeit und damit durchaus auch sachliche Kritik erwarten. Wer die Wirtschaft kennt, weiß, daß das meist nur hohle Worte sind. Aber welches Vorbild gibt man damit ab, und ist es nicht desillusionierend für die Jugend, wenn sie früher oder später erkennen müssen, daß man mit Täuschen, Tarnen und Verpissen im Berufsleben weiter kommt? Wenn man aber auf der freien Wildbahn Redlichkeit, Ethik und Moral mit Füßen tritt, dann könnte man es sich eigentlich sparen, den Kindern dieses Rüstzeug überhaupt mit auf den Weg zu geben. Sie müssen es über kurz oder lang doch sowieso über Bord werfen, wenn sie etwas erreichen wollen. Das kann aber nicht die Lösung sein, denn wer etwas, das er gelernt hat, nicht mehr anwendet, weiß wenigstens noch, was er falsch macht. Und wenn er die Wahl hat, wird er in ein Berufsfeld wechseln, in dem diese Werte noch ernst genommen werden und etwas zählen.

Hoffentlich sind die Mühlenfelds dieser Welt Auslaufmodelle! Sie vergiften unser geistiges Klima.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Rätselauflösung: Die eine Zündschnur wird gleichzeitig von beiden Seiten angezündet, die andere parallel nur von einer. Bei der doppelt entzündeten werden sich die Brandstränge wegen des unregelmäßigen Abbrandes mutmaßlich nicht in der Mitte, aber irgendwo treffen und verglühen. Weil sie dann aber so oder so vollständig abgebrannt ist, weiß man dann jedoch sicher, daß eine halbe Stunde vergangen ist. Auch bei der anderen Schnur sind unabhängig davon, wo sich die Brandstelle auf ihrer Länge befindet, dreißig Minuten abgelaufen und sie hat noch exakt eine halbe Stunde vor sich. Wenn man nun die zweite ebenfalls am anderen Ende anzündet, werden sich deren Brandherde irgendwo auf dem aktiven Restteil treffen und auch diese Zündschnur wird endgültig verglimmen. In diesem Zeitpunkt wird exakt eine weitere Viertelstunde verstrichen sein, so daß die Aufgabe, genau fünfundvierzig Minuten abzumessen, erfüllt ist. Wenn man es weiß, genial einfach! Und, wer hat’s herausgefunden?

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