wolfsgeheul.eu vom 03.08.2017

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Lustkiller „Protestantismus“!

Da schwingt sich meine FAZ in ihrem „Technik und Motor“-Teil endlich wieder in Richtung alter Klasse auf, indem sie die neue Giulia von Alfa Romeo mit üppigem Ferrarimotor in unverhohlener Begeisterung beschreibt, und schon regt sich massiver Protest. Ein Prof. Dr. Arnold Werner-Jensen aus Heidelberg – von dort kam doch schon einmal ein Professor! – schreibt einen wütenden Leserbrief. Es sei ein „Katastrophenauto mit überfordertem Fahrer“, ein „Automonster ……… wie aus der Zeit gefallen“, eine „völlig unsinnige und lebensgefährliche“ Ausgeburt und die Motor-Redaktion solle ihre „Grundeinstellung zum Autofahren“ überprüfen, da dieses „mit Sport gar nichts zu tun habe“.

Schon wieder so ein armseliger Frugalist, denkt man, und die Recherche fördert zutage, daß es sich wahrscheinlich um einen Lehrer im Ruhestand der Pädagogischen Fachhochschule Weingarten handelt, der unter anderem auch im Bachchor aktiv ist. Was liegt da näher, als zu vermuten, daß sein Bekenntnis evangelisch ist. Selbst mutmaßlich schon in einem hochgelegten motorisierten Rollatorersatz unterwegs, bringt er keinerlei Verständnis für Emotionen angesichts eines betörenden Vehikels auf und will die Welt mit seiner Leidenschaftslosigkeit zwangsweise beglücken, am liebsten möglicherweise durch ein Verbot für derartige Prunkstücke des Automobilbaus.

Es ist diese kleingeistige Art, die mich stört. Mir ist keine Statistik bekannt, die belegt, daß Fahrer schneller Autos signifikant häufiger in Unfälle verwickelt seien. Also laßt doch die Menschen, die sich so eine Fahrmaschine leisten können und wollen, gewähren. Sie sind mit dem Geschoß eventuell sogar sicherer unterwegs, als der Professor aus Heidelberg mit seiner profanen Hochdachschleuder. Natürlich kann auch ich die automobile Entwicklung teilweise nicht nachvollziehen. Dieses schneller, lauter, länger und breiter halte ich ebenfalls für nicht notwendig, da der Charakter eines sportiven Fahrzeuges sich am wenigsten über die PS-Zahl definiert. Da geht es um Design innen und außen, um Klang und Geruch, um besonders sichere Bremsen und Fahrwerke, um Lenk- und Ansprechverhalten etc.! Aber die Welt wäre sicherlich ärmer, gäbe es solche Exoten nicht. Das wollen und dürfen wir uns nicht von einem verkniffenen Emeritus mit seinem lustfeindlichen Glauben vermiesen, geschweige denn verbieten lassen.

„Ich habe genug“ von Ihnen, Herr Professor aus „Dingsda“!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 13.04.2017

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Wer einen neuen Hyundai i30 kaufen möchte, der sollte sich unbedingt noch die FAZ vom Dienstag wegen des ausführlichen Tests in „Technik und Motor“ besorgen.

Jetzt ‚mal ehrlich! Wer den Erwerb einer solchen südkoreanischen Brot-und-Butter-Karre plant, der liest doch nicht die FAZ! Oder etwa doch? Und dann stellt sich die Frage: Prägt man in Frankfurt den Kundengeschmack oder folgt man ihm?

So kann ich nicht genug den alten Zeiten nachtrauern, in denen in diesem Teil der angesehenen Zeitung automobile und andere Träume auf höchst geistreiche und amüsante Weise vorgestellt wurden. Daher rührt auch noch der offensichtlich unausrottbare Reflex, am Dienstag die Lektüre meines Leib- und Magenblattes genau mit dieser Rubrik zu beginnen und mich immer wieder darauf zu freuen. Und nahezu jedesmal werde ich enttäuscht, indem man mich mit der Vorstellung irgendwelcher Allerweltsartikel langweilt.

Was ist da geschehen? Wie kann eine enthusiastische Journalistenschar so einfach aussterben und einer Spießerkaste weichen, die fast nur noch Dinge berücksichtigt, die sich die Herren Schreiberlinge gegebenenfalls selbst leisten könnten. Das will doch keiner wissen, geschweige denn lesen. Hat uns der dem Deutschen in besonderem Maße eigene Neid tatsächlich so weit gebracht, daß es schon anrüchig ist, sich neidisch machen zu lassen!?

In unserer profanen Welt geht zunehmend die Begeisterung für das Besondere und den Genuß verloren. Keiner lebt von einem und für einen Hyundaiblechhaufen. Aber alle eint uns das Träumen. Das zu bedienen, ist überlebenswichtig und damit die vornehmste Aufgabe der schreibenden Zunft außerhalb der reinen Nachrichtenlage. Da will ich nicht von Kaffeevollautomatenbesitzern, E-Bikefahrern und Hochbeetbestellern beglückt werden, die mir zusätzlich auf die Nase binden, daß sie ihren kleinen Rasen auch noch selbst mähen oder ihre Reifen selbst wechseln müssen. Ihre öde Mittelstandsexistenz und Kleingeistigkeit langweilt mich. An deren Reihenhausidyll bin ich nicht im geringsten interessiert und will ich nicht teilhaben. Wenn ich Dinge des täglichen Bedarfs benötige, lasse ich mich im Fachhandel beraten und ziehe nicht die FAZ zu Rate.

Ein Umfeld, daß nicht mehr den schönen Dingen hinterherjagt und ihnen huldigt, ist unendlich ermüdend und uninteressant. Ihm fehlt das Freudvolle.

Deswegen möchte ich gerade vor dem frohen Osterfest eine Rückkehr zur Lust an der Lust einfordern. Jesus würde seine Latschen heute auch bei Manufactum und nicht bei Deichmann erwerben. Und einen Hyundai hätte er als Fußgänger und erster Ökoaktivist sowieso niemals zum Kauf erwogen. Aber den geistvoll enthusiastischen Artikel über den neuen Aston oder Ferrari hätte er bestimmt trotzdem gerne gelesen. Denn er hatte Spaß am Leben. Was hindert uns also, seinem Beispiel zu folgen!? Wir können das übrigens gefahrlos tun, denn kreuzigen hat er sich bereits für uns lassen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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