wolfsgeheul.eu vom 21.03.2016

0
0

„Es geht um mehr als Sex. Es geht um einen Partner fürs Leben.“

Mit dieser Kampagne wirbt die Katholische Kirche für eine Rückbesinnung auf alte Werte? Nein! Dann ist es bestimmt eine Beziehungsanbahnungsplattform der „Liga gegen vorehelichen Verkehr“ oder des Vereins „Senioren spielen Bridge“? Auch nicht! Oder ist es die Werbung einer Tanzschule in Niedersachsen für den Kurs „Tango kann erotisch sein, muß aber nicht“? Wieder kein Treffer! Der hilflosen Raterei liegt ein Zitatfehler zugrunde.

Richtig muß es heißen: „Es geht um mehr als ein Auto. ………………“. Das ist der neue Slogan von Volkswagen als Ersatz für „Das Auto“ in Reaktion auf die Schummeldieselaffäre. War die alte Kampagne an Arroganz kaum – das schafft nur Mercedes mit „Das Beste oder nichts.“, selbst wenn es wirklich ein Zitat von Gottlieb Daimler sein sollte – zu überbieten, erscheint die aktuelle Werbung nur unrealistisch und blöd. Erstens sollte einen Lebenspartner Ehrlichkeit auszeichnen, eine Eigenschaft die VW auf lange Sicht, wenn nicht auf ewig verspielt hat. Zweitens suchen heute sehr viele gar nicht mehr nach einem Menschen oder einem Produkt fürs Leben. Drittens werden – wohl auch dem entsprechend – schon lange keine Autos mehr für die „Ewigkeit“ gebaut, dafür folgen sie auch zusehr den Moden und weisen eine Qualität auf, die einem ewigen Leben eindeutig im Wege steht. Viertens fehlt ihnen überwiegend das, was einen Partner fürs Leben auszeichnet, nämlich Seele sowie Persönlich- und Aufrichtigkeit, die Liebe und Treue überhaupt erst aufkommen und die Jahre über alle Wirr- und Fährnisse sowie Veränderungen im Alterungsprozeß überdauern lassen. Ein Auto von heute ist jedoch zum modischen Accessoire verkommen, das den Gedanken an ein lebenslang treues Muli, dem man dauerhaft und sogar zunehmend Emotionen, ja Liebe entgegenbringt, gar nicht mehr aufkommen läßt. Charakter findet man eben nicht im kurzlebigen Fashionbereich, was dort verblaßt hat keinen Wert mehr. Patina ist der Feind des Glamours, die verträgt nur der Chic.

Aber an Schick fehlt’s im Automobilrevier, man nimmt geputzte Karren dafür. Jeder protzt heute so gern, sie feiern das Begräbnis vom ehrlichen Kern. Mit euch, Firma VW, zu sympathisieren, ist nicht mehr ehrenvoll und bringt nur noch euch Gewinn. Da werd‘ ich nicht mein Herz verlieren, weil ich ein Feind von falschem Stolz und frecher Dummheit bin. 

Schluß mit dem vorösterlichen Geplänkel! Wer einen Partner fürs Leben sucht, der möchte sicherlich nicht betrogen werden. Die durchaus auch geniale Züge tragende Hybris von Ferdinand Piëch versinnbildlicht sich dann doch am Ende im – zumindest für in der griechischen Mythologie Sattelfeste – eigentlich erwartbaren Absturz des Phaeton. Menschen, die sich nur für Götter halten und nach dem Motto „Andere Käfer, andere Sitten“ verfahren, sollten halt den Sonnenwagen nicht lenken. Und gegen den Vertrauensverlust kann wahrscheinlich auch die tollste PR-Kampagne nicht erfolgreich ankämpfen.

Auf den letzten Plakaten wird eher stehen: „Volkswagen. Das war’s!“

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

0
0

wolfsgeheul.eu vom 28.10.2015

0
0

Das Leben ist uns geschenkt, und wie wir mit dem Geschenk umgehen, ist im weitesten Sinne uns überlassen. Kein anderer kann dabei wirklich beurteilen, geschweige denn Vorschriften machen, ob der Einzelne dieses Geschenk als Glück empfindet. Die objektiven Gegebenheiten eines Lebens determinieren nämlich nicht zwangsläufig ein entsprechendes Gefühl. Das bedeutet zum Beispiel, daß ein gesunder, in gesicherten Verhältnissen lebender Mensch genausowenig automatisch glücklich sein muß wie eine arme und kranke Person unglücklich. Der Volksmund sagt, man könne in niemanden hineinschauen. Das ist sicherlich richtig und gilt nicht nur für den ungeschulten Mitmenschen, sondern letztlich auch für den noch so kundigen Arzt oder Seelsorger. Jedes Individuum bleibt also für seine Umwelt im Innersten und Letzten ein Buch mit sieben Siegeln, allein schon deshalb, weil es erstens jeder in der Hand hat, was und wieviel er seiner Umwelt von sich offenbart, und zweitens keiner sicher sein kann, überhaupt alles von sich zu wissen. Wir bleiben uns also in Teilen immer auch (uns) selbst ein Rätsel. Genau dieses Fehlen letzter Klarheit und Wahrheiten macht das Leben spannend und teilweise unberechenbar. Keiner kann demnach sagen, das Geschenk „Leben“ sei einfallslos und langweilig. Das Gegenteil ist der Fall und macht die Einzigartig- und Kostbarkeit dieses ungefragten Präsentes aus.

Obige Überlegungen lassen bewußt den Glauben und den Einfluß Gottes außen vor. Es braucht sie nicht für die weiteren Ausführungen. Thematisiert werden sollen nämlich die Tötung auf Verlangen und der assistierte Suizid.

In der FAZ von heute findet sich ein sehr lesenswertes Interview mit Theo Boer, einem niederländischen Medizinethiker, zur Situation in unserem Nachbarland, das diese Handlungen schon lange legalisiert hat. Der zeitliche Zusammenhang liegt in dem Umstand, daß das deutsche Parlament in Bälde zu entscheiden hat, ob zukünftig bei uns  ähnlich verfahren werden darf und soll. Herr Boer konstatiert ein stetes Anwachsen der Fallzahlen und ein bis heute weitestgehendes Fehlen einer kritischen Reflektion der Erfahrungen zur Gesamtthematik. In der Konsequenz empfiehlt er uns, mit Entscheidungen solange zuzuwarten, bis ein belastbares Zwischenfazit aus den Niederlanden vorliegt.

Ein weiser Rat, der aber sicherlich nicht in die Hirne von Politikern vordringen wird, die davon leben, Dinge anzupassen und zu verändern. Abwarten wird schnell als politischer Offenbarungseid verstanden.

Bei diesem Thema aber wäre es tunlich einzuhalten. Schon jetzt kann jeder zu jedem Zeitpunkt seinem Leben ein Ende setzen. Der vom Schritt überzeugte Selbstmörder braucht also kein neues Gesetz. Es geht nur um die Fälle, bei denen der den Suizid vollziehen wollende Mensch, Hilfe von außen möchte oder sogar braucht, weil er selbst zur Durchführung nicht mehr in der Lage ist. Und hier kommen die Ärzte und allein diese ins Spiel, da kein vernünftig Denkender vorhat, diese Hilfe jedermann zu gestatten.

Und genau da sollte die Debatte in meinen Augen auch sofort wieder enden. Es ist eine Zumutung für jeden und gerade für einen zum Heilen verpflichteten Mediziner, ihn in ein solches Vorhaben einzubeziehen und ihn als Vollstrecker zur Seite zu rufen. Das kann und sollte kein Mensch von einem anderen verlangen und verlangen dürfen. Und dabei ist es nicht nur unerheblich, daß es genügend Ärzte gibt, die ohne Skrupel bereit wären, diese Dienstleistung morgen in ihr Behandlungsprogramm aufzunehmen, sondern exakt diese Berufsträger sind es erst recht, die einen vor einer Legalisierung zurückschrecken lassen müßten. Keiner sollte potentiellen Henkern ein obendrein einträgliches Betätigungsfeld bieten. Das Leben darf nicht zum Spielball wirtschaftlicher Interessen werden. Und die anderen Ärzte gilt es, davor zu bewahren, daß man sie praktisch zwingt, etwas zu tun, was sie aus freien Stücken nicht oder nur mit äußersten Bedenken täten.  Am Ende war und ist es der natürliche Reflex des Menschen, angesichts eines drohenden Selbstmordes den potentiellen Täter von seinem Vorhaben abbringen zu wollen. Dabei sollten wir es belassen.

Wer sich umbringen will, mag das tun. Er weiß am sichersten, ob es richtig ist, wenngleich es dafür keine Garantie gibt(s. 0.). Aber er soll es allein vor sich selbst verantworten und vollziehen. Und die, die es nicht mehr können, haben halt Pech gehabt. Es gibt eben so etwas wie Schicksal, und wer zu spät kommt, den bestraft das Leben manchmal – Überraschung! – mit Leben.

Viel Vergnügen mit dem Geschenk und gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

0
0