wolfsgeheul.eu vom 18.02.2016

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„So viel geraucht wie in diesem Film wird sonst nur selten in deutschen Krimis.“ So steht es in einer Rezension der FAZ zum heutigen ARD-Krimi aus Aachen über die Figur der Kommissarin Boni und der ihres Chefs.

Die Aussage stimmt meines Erachtens nur halb, denn es ist tatsächlich auffällig, daß in letzter Zeit wieder vermehrt auch in anderen TV-Filmen dem blauen Dunst gefrönt wird, und das nicht ausschließlich auf Balkonen oder vor der Tür, sondern oft ungehemmt genauso in geschlossenen nicht nur privaten, sondern sogar öffentlichen Räumen. Wie muß man diese Erscheinung deuten?

Nicht unsympathisch scheint die Erklärung, daß hier die Gaukler-Gilde ihre arnachischen Gelüste auslebt und so still, aber massiv gegen die Lustfeindlichkeit der heutigen Gesellschaft protestiert. Schöner noch wäre es, bewirkte dieses (schlechte) Vorbild etwas. Davon jedoch spürt man nichts. Allerdings mutet es mehr als erstaunlich an, daß sich gleichzeitig kein Shitstorm enwickelt, in dem besorgte Eltern und Pädagogen fordern, dieser Entwicklung sofort Einhalt zu gebieten und wieder mit gutem Beispiel voranzugehen.

Erster Schluß: Kunst vermag die Welt nicht zu verändern.

Zweiter Schluß: Außergewöhnliche Charaktere und besondere Typen sind immer etwas verrucht, im vorliegenden Fall verraucht.

Ersteres erklärt, warum Künstler in einer Parallelwelt leben, meist unpolitisch sind und die, die sich doch auf dieses fremde Feld vorwagen, eher inkompetent sind und in ihrem blinden Eifer lächerlich wirken.

Zweiteres aber entlarvt die Bigotterie der biederen Lustverzichtler, die sich über andere erheben und sich zelebrieren, gleichzeitig aber in ihren Filmen und Romanen wie selbstverständlich die kaputten Kreaturen erwarten und goutieren, weil die anderen, die so sind wie sie, so langweilig daherkommen. Und die Erfüllung der geheimen Sehnsüchte trübt sogar den Blick und verhindert das sonst typische spontane Aufbegehren gegen alles, was sich abseits ihrer reinlichen Normen abspielt.

Auf diese Art haben alle etwas davon. Der Lasterhafte kann vor dem Fernseher von einer besseren Welt träumen, und der Spießer löscht sein inneres, mühsam unterdrücktes Feuer.

Was ich noch zu sagen hätte, dauert länger als eine Zigarette, die ich mir jetzt anzünden werde. Deshalb bis morgen!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 09.12.2015

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Mag ein Maler Auftragsarbeiten und übernimmt sie oder haßt er sie und lehnt sie ab?

Als Nichtkünstler hat man eine wildromantische Vorstellung vom Künstlerdasein, wobei die Betonung auf „wild“ liegt. Dabei wird oft vergessen resp. übersehen, daß, von Ausnahmen abgesehen, der künstlerisch tätige Mensch genauso in dieser Gesellschaft zurechtkommen muß wie jeder andere auch. Er geht halt „nur“, mehr als viele andere, bei seiner Tätigkeit konsequent seiner Berufung nach und nimmt dafür gegebenenfalls sogar Schwierigkeiten in Kauf. Weg ist die Romantik!

Macht nichts; wild ist wichtiger! Wild im Sinne von unangepaßt, eigensinnig, aufsässig, exzessiv und unbeugsam! Auch hier dürfte das Bild der Realität anders aussehen. Denn wer überleben und von seinem Schaffen leben will, muß sich durchaus zum Beispiel auch einmal anpassen.

Neulich hatte ich ein interessantes Gespräch mit einer Aachener Künstlerin, die den Auftrag erhalten hatte, in einer profanierten Kirche anstelle des nicht mehr vorhandenen Altars ein sehr großes Bild zur temporären Installation zu malen. Anders als wahrscheinlich in einem geweihten Gotteshaus, war sie allerdings hinsichtlich der Ausführung völlig frei. Das kann man sich vorstellen. Das ist eine Chance und eine Herausforderung. Und das großartige Bild glänzt jetzt an anderer Stelle gleichermaßen, was den vom Platz unabhängigen Wert beweist. Aber auf Nachfrage erzählte sie, daß sie auch schon für ein neu erstelltes Haus für eine bestimmte Wand ein Bild im Auftrag der Bauherren gefertigt habe, wobei die Besteller zusätzlich das Recht hatten, den Prozeß durch Atelierbesuche zu verfolgen und in einem bestimmten Rahmen Einfluß auf das Werk zu nehmen. Auch das habe ihr durchaus Spaß gemacht. In meinen Augen kommt das der Arbeit eines Innenarchitekten allerdings schon sehr nahe. Das ist zumindest mehr Kunst am Bau, selbst wenn sich der Künstler nicht verleugnet und seinen Stil beibehält. Und wenn der Wohnungsbesitzer wegen einer solchen Spezialplatzkunst, wie ich es schon erlebt habe, nicht mehr in der Lage sich sieht, andere Kunst zu erwerben, wenn diese nicht zum Bestellstück passt oder gar ein Umhängen notwendig machen würde, führt sich derartiges ad absurdum. Das findet meinen Respekt nicht. Klar ist aber auch, daß hierfür der Künstler keinerlei Verantwortung trägt. Es offenbart sich nur die Beschränktheit des Auftraggebers, ein Defizit, daß ihn vielleicht überhaupt zum Erteiler einer Auftragsarbeit werden ließ.

Ein anderes Erlebnis hatte ich diesbezüglich mit meinem Innenarchitekten-Freund, der sich auch sehr gut auf die Malerei versteht. Was schenkt man seiner Mutter zum neunzigsten Geburtstag. Jemandem, der alles hat und inzwischen mehr ausmistet als Neues anzusammeln. In der Nähe von Düsseldorf geboren und während ihres Lebens mehr in der Karnevalsdiaspora lebend, hatte ich die Idee, ihr einen heimatlichen Ankerpunkt in Form des modernen, reduzierten Radschlägers von Prof. Becker zu schenken, der in Buchenholz knapp zwanzig Zentimeter hoch von einer Behindertenwerkstatt für die stadteigene Tourismusgesellschaft als Souvenir gefertigt wird. Nur, das war mir zu profan. Also fragte ich meinen Freund, ob er bereit sei, darum bzw. damit ein Bild zu malen. Er nahm gerne an, wobei er aber mutmaßlich nur aus Freundschaft bereit war, das auch in relativ kurzer Frist pünktlich zum Termin zu bewerkstelligen. Das Ergebnis war eine Serie von acht kleinen Formaten, die sich alle um des Thema Rotation drehten und von einem Lied der Toten Hosen inspiriert waren; einem alten, von der Düsseldorfer Rockband neu interpretierten Schlager, nämlich „Itsy Bisty Teenie Weenie Honolulu Strand-Bikini“. Vom Making-of bis zum Endprodukt, einem der Bilder, von mir frei gewählt, mit dem auch als Druckstock und Umrißvorlage genutzten, nun im bunten Gewand auftretenden Radschläger als Multiple. Grandios! Und absolut nachvollziehbar, daß der Schaffensprozeß nicht nur herausfordernd, sondern sogar lustvoll war! Das Ergebnis gibt über Können und Leidenschaft beredtes Zeugnis.

Ja, Künstler mögen tatsächlich auch Auftragsarbeiten, jeder auf seine Art und mit seinen persönlichen Restriktionen. Sie bereiten eben auch gerne Freude! Schön, daß das so ist! Die Ergebnisse sprechen für sich! Euer Können und eure Bereitwilligkeit bereichern unser aller Leben!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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