wolfsgeheul.eu vom 13.04.2017

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Wer einen neuen Hyundai i30 kaufen möchte, der sollte sich unbedingt noch die FAZ vom Dienstag wegen des ausführlichen Tests in „Technik und Motor“ besorgen.

Jetzt ‚mal ehrlich! Wer den Erwerb einer solchen südkoreanischen Brot-und-Butter-Karre plant, der liest doch nicht die FAZ! Oder etwa doch? Und dann stellt sich die Frage: Prägt man in Frankfurt den Kundengeschmack oder folgt man ihm?

So kann ich nicht genug den alten Zeiten nachtrauern, in denen in diesem Teil der angesehenen Zeitung automobile und andere Träume auf höchst geistreiche und amüsante Weise vorgestellt wurden. Daher rührt auch noch der offensichtlich unausrottbare Reflex, am Dienstag die Lektüre meines Leib- und Magenblattes genau mit dieser Rubrik zu beginnen und mich immer wieder darauf zu freuen. Und nahezu jedesmal werde ich enttäuscht, indem man mich mit der Vorstellung irgendwelcher Allerweltsartikel langweilt.

Was ist da geschehen? Wie kann eine enthusiastische Journalistenschar so einfach aussterben und einer Spießerkaste weichen, die fast nur noch Dinge berücksichtigt, die sich die Herren Schreiberlinge gegebenenfalls selbst leisten könnten. Das will doch keiner wissen, geschweige denn lesen. Hat uns der dem Deutschen in besonderem Maße eigene Neid tatsächlich so weit gebracht, daß es schon anrüchig ist, sich neidisch machen zu lassen!?

In unserer profanen Welt geht zunehmend die Begeisterung für das Besondere und den Genuß verloren. Keiner lebt von einem und für einen Hyundaiblechhaufen. Aber alle eint uns das Träumen. Das zu bedienen, ist überlebenswichtig und damit die vornehmste Aufgabe der schreibenden Zunft außerhalb der reinen Nachrichtenlage. Da will ich nicht von Kaffeevollautomatenbesitzern, E-Bikefahrern und Hochbeetbestellern beglückt werden, die mir zusätzlich auf die Nase binden, daß sie ihren kleinen Rasen auch noch selbst mähen oder ihre Reifen selbst wechseln müssen. Ihre öde Mittelstandsexistenz und Kleingeistigkeit langweilt mich. An deren Reihenhausidyll bin ich nicht im geringsten interessiert und will ich nicht teilhaben. Wenn ich Dinge des täglichen Bedarfs benötige, lasse ich mich im Fachhandel beraten und ziehe nicht die FAZ zu Rate.

Ein Umfeld, daß nicht mehr den schönen Dingen hinterherjagt und ihnen huldigt, ist unendlich ermüdend und uninteressant. Ihm fehlt das Freudvolle.

Deswegen möchte ich gerade vor dem frohen Osterfest eine Rückkehr zur Lust an der Lust einfordern. Jesus würde seine Latschen heute auch bei Manufactum und nicht bei Deichmann erwerben. Und einen Hyundai hätte er als Fußgänger und erster Ökoaktivist sowieso niemals zum Kauf erwogen. Aber den geistvoll enthusiastischen Artikel über den neuen Aston oder Ferrari hätte er bestimmt trotzdem gerne gelesen. Denn er hatte Spaß am Leben. Was hindert uns also, seinem Beispiel zu folgen!? Wir können das übrigens gefahrlos tun, denn kreuzigen hat er sich bereits für uns lassen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 03.07.2016

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Schreiben ist eine Krankheit!

Wenn man an Mitglieder der schreibenden Zunft denkt, fallen einem viele pathologische Begleiterscheinungen ein. Neben Nikotin- und Alkoholabhängigkeit, Drogensucht, Menschenscheu, Extrovertiertheit, Eigenbrötlerei, Narzißmus, Vielweiberei etc. existiert eine spezielle Krankheit. La crampe ou le blocade de l’écrivain, also die krampfende Angst vor dem weißen Blatt, sprich die Schreibblockade!

Nahezu zeit meines Lebens widme ich mich privat mehr oder weniger und beruflich regelmäßig dem Schreiben. Bisher bin ich glücklicherweise vom Wollen-aber-nicht-Können-Syndrom bezüglich des Schreibens verschont geblieben, und auch die anderen oben aufgeführten Folgen – die im übrigen auch Ursachen oder die Voraussetzung für die Besessenheit bzw. Begabung zu sein vermögen – halten sich bei mir – so glaube ich – in sozialverträglichen Grenzen.

Seit ich aber werktäglich produziere, fällt mir zunehmend ein Phänomen auf, das ebenfalls als Krankheit gelten könnte. Immer schon habe ich überdurchschnittlich viel beobachtet, viel gelesen und über sehr vieles nachgedacht sowie mich geärgert – „Was Du alles siehst!“, Wofür Du Dich interessierst!“, „Worüber Du so nachdenkst!“ und „Was Dich alles aufregt!“ waren die klassischen nachfragenden Feststellungen oder gar Vorwürfe aus meinem Umfeld -, und ich kenne auch die Erscheinung, daß einem gute Ideen beim Duschen, Fahrradfahren, Einschlafen etc. – wenn man letztere aber nicht sofort notiert, sind sie meist am nächsten Morgen weg – für Briefe und Schriftsätze kommen. Neu ist jedoch, daß ich inzwischen ganztägig fast alles, was mir am Tage begegnet, auf die Geeignetheit abklopfe, ein Kolumnenthema zu sein, und in der Folge oder anlaßlos mir Formulierungen, sprachliche Blüten oder ganze Versatzstücke durch den Kopf schießen.

La maladie générale de l’écrivain – so möchte ich sie nennen – besteht daher wohl darin, daß man nur schwerlich abschalten und die Ergebnisse und Erkenntnisse seines Denkens, Fühlens, Guckens, Schmeckens, Handelns, Trachtens etc. von ihrer schriftstellerischen Verwertbarkeit abkoppeln kann. Das führt aber nicht zur ansonstigen leichten Geistesabwesenheit, sondern eher zu erhöhter Aufmerksamkeit, kann also durchaus ermüdend sein. Auf der anderen Seite ist es, wenn es leicht von der Hand geht und keine Belastung darstellt, enorm bereichernd und beglückend. Auch das nochmalige Schärfen der Versiertheit und das erhöhte Tempo, mit dem man sein Werk zu erbringen vermag, sind durchaus befriedigende und einen mit Stolz erfüllende Begleiterscheinungen.

Wer aber die oben beschriebene Autorenkrankheit scheut, möge den Gedanken verwerfen, sich derart zu betätigen. Die anderen, die eine diesbezügliche Begabung verspüren, aber warum auch immer noch auf der Bremse stehen, kann ich nur ermutigen loszulegen. Wenn Gedanken drin sind, sollten, ja müssen sie raus. Diese Krankheit ist eine Befreiung, ein Glück!

Und allen, die jetzt denken, es sei nunmehr quasi gefährlich, mir zu begegnen, weil man jederzeit von mir verwurstet werden könnte, sei versichert, daß abgesehen von prominenten Personen der Öffentlichkeit und allgemein gesprochen von Idioten ich niemanden ungefragt zitieren  oder aber ihn so zur Unkenntlichkeit verklären werde, so daß außer vielleicht dem Betroffenen selbst keiner auf konkrete Identitäten zu schließen vermag. Wenn es aber der gemeinten Person zur Ehre gereicht, was ich von ihm oder über ihn zu berichten habe, nehme ich bei denjenigen, von denen ich sicher weiß, daß es sie sogar erfreut, genannt und erkannt zu werden, mir die Freiheit, sie zu überraschen.

Mag die Welt also noch so sehr auf der Stelle treten oder gar Rückschritte vollziehen, sie ist weiterhin bunt und regt mich genauso auf wie an. Der Spaß geht weiter. Oder: Lasset die Spiele weitergehen!

Ach ja, jetzt eröffnen auch noch in Rio die Weltspiele der Korruption und Manipulation, bei der redliche Sportler sich leider zumeist mit dem Grundgedanken des reinen Dabeiseins begnügen müssen, weil sie kaum gewinnen können. Ein weiterer Themenquell!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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