wolfsgeheul.eu vom 03.07.2016

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Schreiben ist eine Krankheit!

Wenn man an Mitglieder der schreibenden Zunft denkt, fallen einem viele pathologische Begleiterscheinungen ein. Neben Nikotin- und Alkoholabhängigkeit, Drogensucht, Menschenscheu, Extrovertiertheit, Eigenbrötlerei, Narzißmus, Vielweiberei etc. existiert eine spezielle Krankheit. La crampe ou le blocade de l’écrivain, also die krampfende Angst vor dem weißen Blatt, sprich die Schreibblockade!

Nahezu zeit meines Lebens widme ich mich privat mehr oder weniger und beruflich regelmäßig dem Schreiben. Bisher bin ich glücklicherweise vom Wollen-aber-nicht-Können-Syndrom bezüglich des Schreibens verschont geblieben, und auch die anderen oben aufgeführten Folgen – die im übrigen auch Ursachen oder die Voraussetzung für die Besessenheit bzw. Begabung zu sein vermögen – halten sich bei mir – so glaube ich – in sozialverträglichen Grenzen.

Seit ich aber werktäglich produziere, fällt mir zunehmend ein Phänomen auf, das ebenfalls als Krankheit gelten könnte. Immer schon habe ich überdurchschnittlich viel beobachtet, viel gelesen und über sehr vieles nachgedacht sowie mich geärgert – „Was Du alles siehst!“, Wofür Du Dich interessierst!“, „Worüber Du so nachdenkst!“ und „Was Dich alles aufregt!“ waren die klassischen nachfragenden Feststellungen oder gar Vorwürfe aus meinem Umfeld -, und ich kenne auch die Erscheinung, daß einem gute Ideen beim Duschen, Fahrradfahren, Einschlafen etc. – wenn man letztere aber nicht sofort notiert, sind sie meist am nächsten Morgen weg – für Briefe und Schriftsätze kommen. Neu ist jedoch, daß ich inzwischen ganztägig fast alles, was mir am Tage begegnet, auf die Geeignetheit abklopfe, ein Kolumnenthema zu sein, und in der Folge oder anlaßlos mir Formulierungen, sprachliche Blüten oder ganze Versatzstücke durch den Kopf schießen.

La maladie générale de l’écrivain – so möchte ich sie nennen – besteht daher wohl darin, daß man nur schwerlich abschalten und die Ergebnisse und Erkenntnisse seines Denkens, Fühlens, Guckens, Schmeckens, Handelns, Trachtens etc. von ihrer schriftstellerischen Verwertbarkeit abkoppeln kann. Das führt aber nicht zur ansonstigen leichten Geistesabwesenheit, sondern eher zu erhöhter Aufmerksamkeit, kann also durchaus ermüdend sein. Auf der anderen Seite ist es, wenn es leicht von der Hand geht und keine Belastung darstellt, enorm bereichernd und beglückend. Auch das nochmalige Schärfen der Versiertheit und das erhöhte Tempo, mit dem man sein Werk zu erbringen vermag, sind durchaus befriedigende und einen mit Stolz erfüllende Begleiterscheinungen.

Wer aber die oben beschriebene Autorenkrankheit scheut, möge den Gedanken verwerfen, sich derart zu betätigen. Die anderen, die eine diesbezügliche Begabung verspüren, aber warum auch immer noch auf der Bremse stehen, kann ich nur ermutigen loszulegen. Wenn Gedanken drin sind, sollten, ja müssen sie raus. Diese Krankheit ist eine Befreiung, ein Glück!

Und allen, die jetzt denken, es sei nunmehr quasi gefährlich, mir zu begegnen, weil man jederzeit von mir verwurstet werden könnte, sei versichert, daß abgesehen von prominenten Personen der Öffentlichkeit und allgemein gesprochen von Idioten ich niemanden ungefragt zitieren  oder aber ihn so zur Unkenntlichkeit verklären werde, so daß außer vielleicht dem Betroffenen selbst keiner auf konkrete Identitäten zu schließen vermag. Wenn es aber der gemeinten Person zur Ehre gereicht, was ich von ihm oder über ihn zu berichten habe, nehme ich bei denjenigen, von denen ich sicher weiß, daß es sie sogar erfreut, genannt und erkannt zu werden, mir die Freiheit, sie zu überraschen.

Mag die Welt also noch so sehr auf der Stelle treten oder gar Rückschritte vollziehen, sie ist weiterhin bunt und regt mich genauso auf wie an. Der Spaß geht weiter. Oder: Lasset die Spiele weitergehen!

Ach ja, jetzt eröffnen auch noch in Rio die Weltspiele der Korruption und Manipulation, bei der redliche Sportler sich leider zumeist mit dem Grundgedanken des reinen Dabeiseins begnügen müssen, weil sie kaum gewinnen können. Ein weiterer Themenquell!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 24.04.2015

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Die Aktualität verlangt nach dem Thema „Straßenverkehr“.

Auf dem Weg mit meinem Roadster zum Gericht, wie immer zeitlich ein wenig knapp, fuhr vor mir auf meiner Strecke, die ich wie meine Westentasche kenne, irgendein Familienvan mit weniger als 40 km/h und ließ bei einer Ampelpassage einen Abstand zum Vordermann von mindestens drei Autolängen. Wissend, daß ich hinter diesem trantütigen und asozialen Verkehrsteilnehmer nicht glücklich, geschweige denn pünktlich sein würde, habe ich ein völlig gefahrloses und an der Stelle auch erlaubtes Überholmanöver vollführt und war zufrieden, dieses Auto hinter mich gebracht zu haben, wenngleich mir nicht entging, daß die Schlafmütze offenbar plötzlich aufgewacht war und mich mit Lichthupe bedachte. Die nächste Ampelphase verpaßte ich ob der vorherigen Verzögerung gleichwohl, kam aber neben einem Nachbarn, den ich kannte, zu stehen und begann eine Unterhaltung. Besagter Wagen hielt hinter mir an und es entstieg ihm eine jüngere Frau, zugegebenermaßen nicht unattraktiv und keineswegs ungepflegt, aber letztlich eine über und über tätowierte, gepiercte und mit Nasenring versehene Schlampe. Dieses Flintenweib beschimpfte mich nun wüst, duzte mich ungeniert und geiferte von oben in meinen offenen Wagen. Tenor, sie sei korrekt gefahren und ich mit meiner „Proletenkarre“ habe die Frechheit besessen, sie zu überholen. Vielleicht auch wegen meines zuhörenden Nachbarn blieb ich erstaunlich ruhig, meine Fragen, ob sie Polizistin sei und warum sie mich duze, machten sie aber nur noch wütender. Grün nahte und sie verzog sich. Im Anfahren kam noch der Schlußkommentar vom Nachbarn, ich möge froh sein, demnächst werde man vielleicht erschossen. Thematisieren will ich nicht die Groteske, daß eine Proletin meinen schönen, klassischen, unaufdringlichen und bisher niemals Neid erregt habenden Miata beleidigt hat. Kennerschaft verlangt eben Stil!

Aber diese Hilfssheriffmentalität macht mir Sorgen. Wenn mich jemand ohne jedwede Gefährdung überholt, ist mir das unabhängig davon, ob das Manöver erlaubt oder nicht gestattet war, vollkommen egal. Ich bin eben gerade nicht die Polizei. Was fährt also in eine solche Unperson? Ist es deutschtypisch? Ich hoffe es weiterhin nicht, Spießer gibt es doch überall.

Aber, als wäre das noch nicht genug, wird heute zu allem Überfluß ein weiterer juristischer Sündenfall publik, von dem man hoffen durfte, daß selbst der noch so kleingeistige und vielleicht vom Sozialneid zerfressene Strafrichter sich dazu nicht hinreißen lassen werde. Jetzt aber entscheidet einer am Amtsgericht Nienburg, daß die Aufnahmen einer sogenannten Dashcam, einer ähnlich einem mobilen Navigationsgerät auf dem Armaturenbrett oder an der Windschutzscheibe installierten Kamera, als Beweismittel zuzulassen sind. Für mich ist schon das Installieren eines solchen Gerätes aus dem Elektroladen für Blockwarte nicht genehmigt. Man denke an die Auflagen an Google Streetview und die Möglichkeiten, auf Verpixelung oder Entfernung von Aufnahmen zu drängen. Richtiger Ausfluß der bestehenden Daten- und sonstigen Schutzrechte! Wie will man das aber kontrollieren, wenn jeder filmen darf? Viel schlimmer jedoch ist es, so entstandene Aufnahmen, was sie auch immer zeigen mögen, als Beweismittel zuzulassen. Es rüttelt an den Grundfesten unseres freiheitlichen Rechtsstaates, wenn die Amateur-Stasi damit Erfolg hat. Aber was will man von einem Staat erwarten, dessen versammelte Justiz inzwischen auch die Verwertbarkeit von gestohlenen Daten auf sogenannten Steuer-CDs bejaht!? Aufgeklärte DDR-Bürger, die sich sehr auf die Freiheit gefreut und oft auch dafür gekämpft haben, beklagen zuweilen, daß die neue Bundesrepublik immer unfreier und damit der von ihnen ertragenen Diktatur zunehmend ähnlich würde. Ganz Unrecht haben die nicht. Und dann geht auch noch die FDP perdu, die diesbezüglich in Westdeutschland jahrzehntelang – solange sie noch realistisch klein, aber umso bedeutender, weil intellektuell gut ausgestattet sich präsentierte – immer auf dem Plan und ein Garant für Standhaftigkeit und Verhinderung von systemfremden Einschränkungen war, und es bietet sich kein ernstzunehmender Ersatz auf der FDP-Titanic oder – man schau nur auf das Agieren der Grünen in Baden-Württemberg und die jüngste Entwicklung zur Vorratsdatenspeicherung – eine neue Heimstatt.

Da verändert sich tatsächlich Stück für Stück etwas Elementares zum Schlechteren, und argumentativ ist den Fanatikern in unseren ach so bürgerlichen Parlamenten und Gerichten genausowenig beizukommen wie heute meiner Tattoo-Abschnittsbevollmächtigten. Auch Frau Dr. Merkel schaut tatenlos zu. Was will man von ihr erwarten!? Sie kennt es ja aus ihrer Vergangenheit nicht anders.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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