wolfsgeheul.eu vom 05.10.2017

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Falsche Perspektive!

Drohen Drohnen den realistischen Blick auf die Welt zu zerstören? Unsere Bestimmung ist aufgrund unserer mobilen Fähigkeiten ausschließlich terristrisch. Gut, wir können auf Bäume oder Berge steigen, um uns einen größeren Überblick zu verschaffen. Seit Beginn der Luftfahrt vermögen wir sogar mit Ballon oder Flugzeug in den Himmel zu steigen und tatsächlich einem Vogel gleich von oben auf die Erde herabzuschauen. Aber grundsätzlich sind die Sinne des Menschen darauf eingerichtet, sich erdverbunden zu orientieren.

Und genauso wurde uns bisher überwiegend auch die Welt gezeigt. Vom Boden aus! Schon die Kostspieligkeit von Luftaufnahmen verhinderte eine wahllose Ausbreitung von Bildern aus der Vogelperspektive. Der somit nur dosierte Einsatz hatte daher zumeist einen guten Grund, selbst wenn es, weil Geld keine Rolle spielte, allein um das Spektakuläre einer Szene ging.

Seit einiger Zeit jedoch breitet sich eine Seuche in Film und Fernsehen aus. Ob in filmischen Erzählungen oder Dokumentationen, permanent heben Kameras in billigen Drohnen ab und zeigen uns in epischer Breite Bilder, die unserem gewöhnlichen Blickwinkel widerstreben. Sie erklären damit die Geschichten nicht besser, sondern geben uns einen Eindruck wider unsere Natur. Auf diese Weise verbessern sie nichts, ganz im Gegenteil verzerrt sich so die Wirklichkeit und es wird eher eine Grundhaltung der Hybris vermittelt.

Und genau letztere wird uns in vielen Lebensbereichen zum Verhängnis.

Die Drohnen lassen uns unsere Bodenhaftung verlieren, und das gereicht dem Erdenbürger nicht zum Wohle.

Zum Vogel schaut man hoch und beneidet ihn um seine partielle Überlegenheit. Wir werden ihm nicht gleich, nur weil wir seine Perspektive mit technischen Hilfsmitteln nach Belieben übernehmen. Eine Krücke bleibt eine Krücke, selbst wenn sie fliegt.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 29.04.2015

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Bravo, Herr Klopp, gut zurückgekommen! Da haben offenbar geradliniges Zurücktreten und Gerüchte um außereheliche Affairen den Respekt der Mannschaft zurückerobert und die über die falschen Haare(s. wolfsgeheul vom 03.03.2015) beschädigte Mannes-Aura wiederhergestellt!? Meine These hält also und wird meines Erachtens durch den Erfolg nicht widerlegt.

Nun zum ernsten Teil! Fußballreportagen im Fernsehen sind zumeist ein Graus!

Gestern begann es schon bei einem eingespielten Interview mit Thomas Müller, der nach der Formulierung, man habe „schon so manche Schlacht geschlagen“, nicht ganz unernsthaft darum bat, diesen Teil herauszuschneiden. So weit sind wir schon mit der Political Correctness gekommen, daß bildhafte Sprache, die keiner falsch und jeder richtig versteht, gleichwohl auf dem Index zu stehen scheint. Immerhin hat man die Passage nicht entfernt. Das soll aber nicht mein Thema sein.

Aber um Sprache soll es schon gehen. Die Fußballreporter unterscheiden sich leider wenig von anderen Sprechern und Moderatoren in TV und Radio, sie alle leben und fördern nämlich mit ihren Fehlern den Raubbau an und den Niedergang unserer Sprache. Warum eigentlich? Darf es in unserer Zeit keine Unterschiede mehr geben zwischen dem, was der gemeine Bürger auf der Straße spricht, und dem, was hoffentlich gelernte und geschulte Redner produzieren? Meiner Meinung nach sollten letztere eine Vorbildfunktion nicht nur haben, sondern auch wahrnehmen und gerade sich eines elaborierten Kodes befleißigen.

Das ganze Drama beginnt beim Kleinen Einmaleins der deutschen Hochsprache. Da fehlt die Inversion nach „weil“, da wird „brauchen“ ohne „zu“ gebraucht. Dem vernachlässigten Genitiv hat schon ein anderer wirtschaftlich sehr erfolgreich nachgetrauert, und es wird kräftig ins Unmögliche gesteigert! Ach, wenn das das „Einzigste“ wäre! Dann hält mehr und mehr Umgangs- und Jugendsprache Einzug. Man hat „keinen Bock“ und läßt sich nicht „anmachen“. Zusätzlich werden neue Wörter unreflektiert übernommen, wie das denkunmögliche „andenken“, welches nach meiner Wahrnehmung nach der Wende aus dem Osten über die Republik geschwappt ist; wahrscheinlich ein Andenken an die DDR-Funktionäre, die vieles nur gedacht, aber nicht gemacht und an das meiste nicht gedacht haben! Entweder denke ich über etwas nach oder ich tue es nicht. Wann beginnt man einmal, über diesen Blödsinn nachzudenken? Fast ausgestorben scheint der reine, schöne Konjunktiv, insbesondere bei indirekter Rede. Stattdessen regiert, wenn überhaupt, das „würde“, und, als wäre das noch nicht schlimm genug, hält es noch Einzug in die direkte Rede, wenn der Reporter meint, ein Foul sei elfmeterwürdig gewesen, stattdessen aber verkündet, daß er „sagen würde, daß das ein Elfmeter war“. Er sagt es doch! Es folgen falsch gebrauchte Redewendungen, wenn z. B. eine Radiomoderatorin mitteilt, daß sie bei einem bestimmten Anblick „beide Hände über ihrem Kopf zusammengeschlagen“ habe. Mit was oder wem muß man hier fragen! Da könnte man es fast noch für sprachschöpferisch halten, wenn Herbert Grönemeyer seine „Lippen riskiert“. Aber wahrscheinlich riskiert er damit nur eine dicke Lippe, denn welcher zwischenmenschliche Kontakt im konventionell sexuellen Bereich soll tatsächlich eine existenzielle Gefahr für die Lippen darstellen!? Zu schlechter Letzt kommen noch die „Internas“, die jemand preisgibt, und die „Initialien“, die einer unter ein Papier setzt.

Das sind nur wenige Beispiele aus einer Unzahl sprachlicher Verfehlungen. In einem solchen Umfeld braucht man sich kaum noch um eine korrekte Sprache zu bemühen. Eventuell erklärt das auch, warum kaum noch jemand einen Versprecher korrigiert, obwohl man ihm zutraut, es zu vermögen. Merkt doch ohnehin niemand mehr, denken die sich vielleicht.

Das darf aber keine unumkehrbare Abwärtsspirale sein. Wer es also noch kann, sollte es bitte auch zeigen und beweisen.  Es kann doch nicht sein, daß die einzigen, die noch die Hochsprache beherrschen, die Ausländer sind, die das Glück hatten, am Goethe-Institut ihr Deutsch gelernt zu haben. An Peinlichkeit ist das nicht zu überbieten, und man will die Hände über dem Kopf zusammenschlagen.

Wir sind die leichte Bemühung um Sprachdisziplin der Jugend schuldig. Man denke nur an den wunderbaren Artikel des Konstanzer Zoologen Axel Meyer, der dafür übrigens möglicherweise disziplinarische Maßnahmen der Universität zu erwarten hat – soviel zur, obendrein akademischen Meinungsfreiheit -, in der FAZ vom 16.04.2015, der knackig und unverbrämt auch das sprachlich schlechte Niveau der jungen Studenten anprangert. Über dumme orthographische und grammatikalische Fehler, die schon grundsätzlich, aber erst Recht eines angehenden Akademikers unwürdig sind, habe ich hier jedoch noch gar nicht gesprochen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

 

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