wolfsgeheul.eu vom 11.04.2016

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Ehrlich währt am längsten – aber nicht im Job!

Das dürfte die traurige Erkenntnis für den kurzzeitigen und schon wieder ehemaligen Sprecher des Katastrophenflugplatzes BER, Daniel Abbou, sein. Der sympathische schwäbische Kommunikationsprofi wurde wegen eines herzerfrischend ehrlichen Interviews, das er dem monatlich erscheinenden Fachblatt PR-Magazin gegeben hat, mit sofortiger Wirkung freigestellt. Offizielle Begründung: Das Gespräch sei nicht mit der Geschäftsleitung abgestimmt.

Was hat denn der freimütige Herr Abbou gesagt? Die Kernsätze lauten:“Die Berliner und Brandenburger haben ein Recht zu sehen, wo ihre Milliarden versenkt worden sind“. Genau! Und: „Früher wurde meist gesagt: Nein, es ist alles gut. Das ist Bullshit. Bekenne dich dazu, wenn etwas scheiße gelaufen ist“! Welch wahres Wort! Letztlich: „Glauben Sie mir, kein Politiker, kein Flughafendirektor und kein Mensch, der nicht medikamentenabhängig ist, gibt Ihnen feste Garantien für diesen Flughafen.“ Herrlich!

Genau eine solche Kommunikationsstrategie brauchte der BER schon lange. Es ist doch eine Binsenweisheit, daß sich ein gutes Management erst in der Krise beweist, nämlich erstens in seiner Offenheit, mit ihr umzugehen, und zweitens natürlich in der Art und Geschwindigkeit ihrer Bewältigung. Jeder Mensch macht Fehler und kann daher grundsätzlich nachvollziehen, daß auch anderen welche unterlaufen. Der Steuerzahler und Wähler muß aber begreifen, wie und warum solche Tragödien sich am Bau entwickeln und was im speziellen Falle passiert ist. Das jedoch kann er nur, wenn man ihn rückhaltlos aufklärt. Vertuschung und falsche Versprechungen sind die falschesten aller Taktiken.

Nun braucht man Abbou nicht zu bedauern; der hat mit dem Interview seine beste Visitenkarte öffentlich abgegeben und wird an anderer Stelle sicherlich mit Kußhand genommen. Sorgen muß man sich aber über Unternehmenskulturen machen. Der aktuelle Chef des BER, Maschinenbauer Dr. Karsten Mühlenfeld, hat seine bisherige berufliche Laufbahn bei Rolls Royce und Bombardier absolviert. Kommunizieren die etwa genau so schlecht und ungeschickt? Und was hat Mühlenfeld, der erst ein gutes Jahr im Amt ist, zu befürchten? Er hat definitiv den Schlamassel nicht eingerührt. Man wird ihn also lediglich daran messen, wie und vor allem wie schnell er die Flughafenmaschinerie ans Laufen bekommt. Dabei ist er sicherlich nicht zu beneiden. Wenn er bei seiner Arbeit die Fehler seiner Vorgänger wiederholt, wird er scheitern. Seine jetzige offensichtlich von Nervosität und Unsicherheit getragene Reaktion spricht aber eher dafür, daß der Zeitpunkt seiner Demission möglicherweise nicht mehr fern ist. Wann kommt endlich eine Crew an Deck der BER-Führung, die den Karren aus dem Dreck zieht und in aller Klarheit ihre Arbeit der Öffentlichkeit mitteilt?

Jungen Menschen wird immer gerne vermittelt, daß ihre Vorgesetzten im Beruf von ihnen Ehrlichkeit und damit durchaus auch sachliche Kritik erwarten. Wer die Wirtschaft kennt, weiß, daß das meist nur hohle Worte sind. Aber welches Vorbild gibt man damit ab, und ist es nicht desillusionierend für die Jugend, wenn sie früher oder später erkennen müssen, daß man mit Täuschen, Tarnen und Verpissen im Berufsleben weiter kommt? Wenn man aber auf der freien Wildbahn Redlichkeit, Ethik und Moral mit Füßen tritt, dann könnte man es sich eigentlich sparen, den Kindern dieses Rüstzeug überhaupt mit auf den Weg zu geben. Sie müssen es über kurz oder lang doch sowieso über Bord werfen, wenn sie etwas erreichen wollen. Das kann aber nicht die Lösung sein, denn wer etwas, das er gelernt hat, nicht mehr anwendet, weiß wenigstens noch, was er falsch macht. Und wenn er die Wahl hat, wird er in ein Berufsfeld wechseln, in dem diese Werte noch ernst genommen werden und etwas zählen.

Hoffentlich sind die Mühlenfelds dieser Welt Auslaufmodelle! Sie vergiften unser geistiges Klima.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: Rätselauflösung: Die eine Zündschnur wird gleichzeitig von beiden Seiten angezündet, die andere parallel nur von einer. Bei der doppelt entzündeten werden sich die Brandstränge wegen des unregelmäßigen Abbrandes mutmaßlich nicht in der Mitte, aber irgendwo treffen und verglühen. Weil sie dann aber so oder so vollständig abgebrannt ist, weiß man dann jedoch sicher, daß eine halbe Stunde vergangen ist. Auch bei der anderen Schnur sind unabhängig davon, wo sich die Brandstelle auf ihrer Länge befindet, dreißig Minuten abgelaufen und sie hat noch exakt eine halbe Stunde vor sich. Wenn man nun die zweite ebenfalls am anderen Ende anzündet, werden sich deren Brandherde irgendwo auf dem aktiven Restteil treffen und auch diese Zündschnur wird endgültig verglimmen. In diesem Zeitpunkt wird exakt eine weitere Viertelstunde verstrichen sein, so daß die Aufgabe, genau fünfundvierzig Minuten abzumessen, erfüllt ist. Wenn man es weiß, genial einfach! Und, wer hat’s herausgefunden?

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wolfsgeheul.eu vom 21.03.2016

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„Es geht um mehr als Sex. Es geht um einen Partner fürs Leben.“

Mit dieser Kampagne wirbt die Katholische Kirche für eine Rückbesinnung auf alte Werte? Nein! Dann ist es bestimmt eine Beziehungsanbahnungsplattform der „Liga gegen vorehelichen Verkehr“ oder des Vereins „Senioren spielen Bridge“? Auch nicht! Oder ist es die Werbung einer Tanzschule in Niedersachsen für den Kurs „Tango kann erotisch sein, muß aber nicht“? Wieder kein Treffer! Der hilflosen Raterei liegt ein Zitatfehler zugrunde.

Richtig muß es heißen: „Es geht um mehr als ein Auto. ………………“. Das ist der neue Slogan von Volkswagen als Ersatz für „Das Auto“ in Reaktion auf die Schummeldieselaffäre. War die alte Kampagne an Arroganz kaum – das schafft nur Mercedes mit „Das Beste oder nichts.“, selbst wenn es wirklich ein Zitat von Gottlieb Daimler sein sollte – zu überbieten, erscheint die aktuelle Werbung nur unrealistisch und blöd. Erstens sollte einen Lebenspartner Ehrlichkeit auszeichnen, eine Eigenschaft die VW auf lange Sicht, wenn nicht auf ewig verspielt hat. Zweitens suchen heute sehr viele gar nicht mehr nach einem Menschen oder einem Produkt fürs Leben. Drittens werden – wohl auch dem entsprechend – schon lange keine Autos mehr für die „Ewigkeit“ gebaut, dafür folgen sie auch zusehr den Moden und weisen eine Qualität auf, die einem ewigen Leben eindeutig im Wege steht. Viertens fehlt ihnen überwiegend das, was einen Partner fürs Leben auszeichnet, nämlich Seele sowie Persönlich- und Aufrichtigkeit, die Liebe und Treue überhaupt erst aufkommen und die Jahre über alle Wirr- und Fährnisse sowie Veränderungen im Alterungsprozeß überdauern lassen. Ein Auto von heute ist jedoch zum modischen Accessoire verkommen, das den Gedanken an ein lebenslang treues Muli, dem man dauerhaft und sogar zunehmend Emotionen, ja Liebe entgegenbringt, gar nicht mehr aufkommen läßt. Charakter findet man eben nicht im kurzlebigen Fashionbereich, was dort verblaßt hat keinen Wert mehr. Patina ist der Feind des Glamours, die verträgt nur der Chic.

Aber an Schick fehlt’s im Automobilrevier, man nimmt geputzte Karren dafür. Jeder protzt heute so gern, sie feiern das Begräbnis vom ehrlichen Kern. Mit euch, Firma VW, zu sympathisieren, ist nicht mehr ehrenvoll und bringt nur noch euch Gewinn. Da werd‘ ich nicht mein Herz verlieren, weil ich ein Feind von falschem Stolz und frecher Dummheit bin. 

Schluß mit dem vorösterlichen Geplänkel! Wer einen Partner fürs Leben sucht, der möchte sicherlich nicht betrogen werden. Die durchaus auch geniale Züge tragende Hybris von Ferdinand Piëch versinnbildlicht sich dann doch am Ende im – zumindest für in der griechischen Mythologie Sattelfeste – eigentlich erwartbaren Absturz des Phaeton. Menschen, die sich nur für Götter halten und nach dem Motto „Andere Käfer, andere Sitten“ verfahren, sollten halt den Sonnenwagen nicht lenken. Und gegen den Vertrauensverlust kann wahrscheinlich auch die tollste PR-Kampagne nicht erfolgreich ankämpfen.

Auf den letzten Plakaten wird eher stehen: „Volkswagen. Das war’s!“

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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