wolfsgeheul.eu vom 14.12.2016

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Wer zu laut schreit und für seine/die gute Sache streitet, bewirkt leider an irgendeinem Punkt, zumeist ungewollt, oft das genaue Gegenteil dessen, was er (richtigerweise) angestrebt hat.

Die Homosexuellen scheinen sich nach meinem Eindruck ein ums andere Mal leichtfertig, übereifrig und/oder vorsätzlich leider in genau dieses Dilemma zu begeben.

Gestern hat ein von mir sehr geschätzter guter Bekannter einen lesenswerten Artikel( http://www.katholisch.de/aktuelles/standpunkt/ein-argernis-fur-die-kirche?utm_content=buffer36dba&utm_medium=social&utm_source=facebook.com&utm_campaign=buffer ) des Süddeutsche-Redakteurs Matthias Drobinski auf Facebook „geliked“, wie man heute wohl sagt, und mich so darauf aufmerksam gemacht. Es geht um vorgebliche Richtlinien des Vatikan, die Homosexuellen die Priesterweihe verwehren sollen.

Ebenso auf „katholisch.de“ findet sich dazu folgender, vielleicht ausreichend erhellender Beitrag( http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/homosexuelle-weiterhin-von-weihe-ausgeschlossen ):

„Die neuen Richtlinien des Vatikan zur Ausbildung von Priestern verwehren Homosexuellen auch weiterhin den Zugang zur Weihe. Die Kirche könne jene nicht für das Priesterseminar und zu den heiligen Weihen zulassen, die Homosexualität praktizieren, tiefsitzende homosexuelle Tendenzen haben oder eine sogenannte ‚homosexuelle Kultur‘ unterstützen“, heißt es in einem Schreiben, das die Kleruskongregation am Donnerstag veröffentlichte. Begründet wird die Ablehnung damit, dass sich die genannten Personen in einer Situation befänden, die sie „in schwerwiegender Weise daran hindert, korrekte Beziehungen zu Männern und Frauen aufzubauen“. Die negativen Folgen, die aus der Weihe von Personen mit tiefsitzenden homosexuellen Tendenzen erwachsen könnten, seien nicht zu übersehen. Eine Ausnahme liege dann vor, wenn es sich um homosexuelle Tendenzen handele, die „bloß Ausdruck eines vorübergehenden Problems, wie etwa einer noch nicht abgeschlossenen Adoleszenz sind“. In dem Fall müssten die Probleme wenigstens drei Jahre vor der Diakonenweihe eindeutig überwunden sein. Die Richtlinien stützen sich vor allem auf ein Dokument Benedikts XVI. aus dem Jahr 2005.“

Vielleicht verstehe ich als spätberufener Jungkatholik – man korrigiere mich bitte für diesen Fall – etwas falsch, aber wenn man in obigen Zeilen das Präfix „Homo“ durch „Hetero“ ersetzte, wäre dann nicht ebenfalls für den betreffenden jungen Priesteranwärter Schicht im Schacht!? Beides erscheint mir auch nur konsequent, denn der Zölibat – den ich übrigens nicht nur im Sinne eines Alleinstellungsmerkmales aus diversen Gründen für genauso richtig halte wie das Verbot der Priesterweihe von Frauen – verlangt doch nicht nur die Ehelosigkeit an sich, sondern darüberhinaus eine Verpflichtung zur lebenslangen Keuschheit. Als Jurist weiß und befürworte ich dabei, daß nicht jede Vorschrift deshalb obsolet ist, weil viele sich vermuteter- oder bekanntermaßen nicht daran halten. Es geht um ein Prinzip, um ein Ideal. Und wer, wenn nicht die Katholische Kirche und ihre Anhänger hätten nicht auch Verständnis für menschliche Schwächen. Das macht sie doch aus, oder!? Also, der Kenner genießt und schweigt!

Aber genau an diese schlaue alte Regel halten sich viele homosexuelle Männer heute, wo schon so viel erreicht wurde, bedauerlicherweise nicht mehr. Sie wollen zuviel. Drobinski führt aus:

„Wenn manche schwule Priester Schwierigkeiten haben, korrekte Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, dann liegt das weniger am Schwulsein, sondern vielmehr an der Verdrängung ihrer Sexualität, an der Heimlichkeit, in der jede Form von Zärtlichkeit und Zuneigung stattfinden muss, die auch ein Priester braucht, um Zuneigung weitergeben zu können. Das Problem wird nicht angegangen, es wird verdrängt, geleugnet, auf den Einzelnen abgewälzt. Die Richtlinien sind ein Förderprogramm für Doppelmoral, Heimlichtuerei und kircheninduzierte Neurose.“

Falsch, Herr Drobinski! Das oben Beschriebene soll dem Priester egal welcher sexuellen Ausrichtung grundsätzlich um der Freiheit der Seelsorge willen verwehrt sein, und er hat es deshalb (eigentlich) zu unterlassen. Die Stärke dazu sollte und kann er im Glauben finden, den er, anders als die meisten Nichttheologen, intensiv studieren durfte. Die Zeit der Prüfung ist demnach mehr als ausreichend bemessen und der Ausstieg ist, falls man sich in seiner Widerstandskraft getäuscht haben sollte, jederzeit möglich. Studiosi und Priester sind weder Gefangene noch Sklaven ihrer Kirche, sondern gleichzeitig und immer auch ihre willkommenen („normalen“) Schäfchen. Insgesamt ist die Keuschheit eine gute Idee in meinen Augen, wenngleich ich mir das persönlich bis auf weiteres beim besten Willen nicht vorstellen kann, weil ich die Frauen nicht nur vergöttere, sondern auch lieben möchte, obwohl evident ist, daß, gelänge Enthaltsamkeit wirklich, es auch für Nicht-Seelsorger einiges leichter machen und Kraft anderweitig freisetzen würde. Aber erstens will/kann ich nicht Priester werden, und zweitens bin ich jederzeit bereit und damit sicherlich nicht allein, solange es im Bereich des Erlaubten sich abspielt, ein Auge zuzudrücken.

Also, Schluß mit dem Geschrei! Wer sich zum Priesteramt berufen fühlt und meint, es mit Würde – das umfaßt eben auch eine gewisse Dezenz – und Menschenliebe ausfüllen zu können, der tue es bitte. Wir brauchen diese Menschen dringender denn je! Und erzählt der Prüfungskommission einfach nicht, mit wem ihr contra legem eventuell die letzte Nacht verbracht habt und welchen Geschlechtes der Partner war. Es interessiert niemanden, in welche Richtung ihr grundsätzlich tickt. Und die immer noch vorhandene große Kraft der Katholischen Kirche speist sich nicht unmaßgeblich aus ihrer Prinzipientreue und Standfestigkeit, weil sie sich damit von der zunehmenden Beliebigkeit des Umfelds deutlich absetzt. Überspannt den Bogen nicht! Ihr schädigt damit über kurz oder lang das, was ihr positiv unterstellt mutmaßlich verteidigen wollt. Opfert diese Qualität nicht auf dem Altar eurer (nachrangigen und grundsätzlich der Diskretion unterliegen sollenden) eigenen Befindlichkeiten. Das ihr nicht in öffentlichen Beziehungen leben könnt, wißt ihr doch von Beginn an. Also haltet es unter der Decke oder laßt es bestenfalls ganz bzw. geht zur – meiner Ansicht nach und offenbar der euren auch – nicht satisfaktionsfähigen „Konkurrenz“ und belaßt die Katholische Kirche in ihren Grundfesten, damit sie nicht auch noch ins Trudeln gerät.

Und ansonsten gilt – wiederholt zitiert, weil es einfach richtig ist und von jedem ohne überspannte Erwartungen an sich selbst angestrebt werden sollte – Rilke für Priester wie für die fehlenden Erdenkinder insgesamt:

„Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge zieh’n.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.“

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 29.12.2015

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Der Deutsche Bundestag hat der gewerbsmäßigen Beihilfe zur Selbsttötung(s. Kolumne vom 28.10.2015) glücklicherweise die Legalisierung versagt. Ein bißchen gewinnt man aber den Eindruck, als würde die Presse zunehmend die Rolle unter Berufung auf ihre Informationspflicht wenigstens indirekt übernehmen und damit das Verbot umgehen.

Das vorerst letzte Indiz lieferten die inzwischen schon wieder verebbten Meldungen, die Terrorgefahr für Attentate in europäischen Kapitalen zwischen den Jahren sei laut österreichischen Geheimdienstinformationen signifikant erhöht. Was soll eine Berichterstattung hierüber für den Leser bringen? Man kann sich doch des Eindruckes nicht erwehren, daß darin hauptsächlich versteckte Botschaften für Suizidkandidaten zu sehen sein müssen. Denn derjenige, der seinem Leben ein Ende bereiten aber nicht selbst Hand an sich legen möchte, hat solcherart informiert die Möglichkeit, seine Reisepläne nach der jeweiligen Gefährdungslage in der Hoffnung auszurichten, er könne durch das Aufsuchen von aktuellen Gefährdungsbrennpunkten sein Ziel erreichen. Zur Zeit bieten sich mutmaßlich Berlin, Wien, London und Paris besonders an. In diesen Städten muß er dann nur belebte Orte und am besten Massenveranstaltungen dekadenter oder christlicher Natur aufsuchen, um die Chance, durch Terroristenhand getötet zu werden, zu erhöhen. Letztlich braucht der todsuchende Tourist natürlich das notwendige Quäntchen Glück, damit sein Plan gelingt. Und es kann dauern, bis man zur rechten Zeit am rechten Ort ist. Das erscheint aber allemal besser, als in irgendeinem vollkommen ungefährdeten Kuhdorf zu verharren und zu warten, bis der Bundestag anders entscheidet. Und bis zur finalen Umsetzung des Planes reist der Kandidat noch an schöne Orte und bildet sich fort. Eine kulturelle Kreuzfahrt, dem Tod entgegen!

Die spinnen, die Journalisten! Die, die jetzt schreien, das sei zynisch. Die, die nun erklären, es sei ihre Aufgabe, die Menschen von den Vorkommnissen auf der Welt und insbesondere über aufkeimende Gefahren zu informieren. Bigottes Pack!

Jedem Hilfsschulschreiberling sollte einleuchten, daß Geheimdienste nur dann ihrer Arbeit und speziell ihrem Namen gerecht werden, wenn sie im Geheimen wirken können. Wenn Informationen aus diesen Behörden an die Öffentlichkeit dringen, dann haben sie etwas falsch gemacht. Und wenn Journalisten davon Kenntnis erlangen, obliegt ihnen die verdammte Pflicht, diesen Fehler nicht noch dadurch zu vergrößern, daß sie ihn millionenfach veröffentlichen. Einzig eine verantwortungsvolle Regierung sollte es in diesem Bereich in der Hand haben, zu entscheiden, worüber sie ihr Volk in Kenntnis setzt. Das ist eine höchstdiffiziele Aufgabe, denn es bringt überhaupt nichts, Menschen unnötig zu verunsichern. In der Hauptsache gilt es also, die Ermittlungs- und Sicherheitsbehörden entsprechend anzuweisen, eine erhöhte Wachsamkeit an den Tag zu legen, damit es zu einer Gefährdung gar nicht erst kommen kann. Das alles läuft aber idealtypisch im Verborgenen ab und wird vom Bürger nicht wahrgenommen. Bei aller wohlverstandenen Kontrolle auch eines freien Staates durch freie Medien, müßte es wie selbstverständlich dazugehören, daß zunächst ein Vertrauensvorschuß gewährt wird. Vorsätzlich setzt er, egal unter welcher Leitung, das Leben seiner Bürger nicht aufs Spiel. Jedenfalls brauchen wir insoweit keine selbsternannten Innen- und Außenminister, die nach Gutdünken bzw. gedanken- und gewissenlos eigenständig Reisewarnungen herausgeben.

Daß die Presse, wenn etwas Schlimmes geschehen ist, durchaus die Aufgabe hat, zu recherchieren und zu prüfen, ob Fehler gemacht wurden, ist unbestritten. Daß dabei ihr Fokus leider mehr auf das Versagen als auf das Gelungene gerichtet wird, liegt offenbar in der Natur der Sache. Only bad news are good news! Aber im Vorfeld hat sie verdammt noch einmal ein Gespür dafür zu haben, wann es besser ist zu schweigen.

Bis zur Umsetzung dieser Erkenntnis wünsche ich allen städtereisenden Lebensmüden noch viele schöne Eindrücke. Vielleicht vergeßt ihr darüber sogar eure Pläne!?

In diesem Sinne: Gute und stille Nacht und viel Spaß in Paris!

Ihr/Euer Wolf

 

 

 

 

 

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