wolfsgeheul.eu vom 03.04.2016

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Montag und Dienstag fahre ich wieder beruflich und privat nach Sachsen, und ich bin sehr gespannt, ob ich vor Ort etwas Authentisches von der aktuellen Stimmung, über die gerade Leipzigs Oberbürgermeister Burkard Jung verlauten ließ, er halte sie kaum noch aus, werde einfangen können.

Das ist bisher das offenste und drastischste Statement zur Lage im rassismusgebeutelten Freistaat, auch wenn es mich nicht wundert, weil ich das Gähren, dem viel zu lange nahezu nichts entgegengesetzt worden ist, über meine Jahre dort von 1995 bis 2011 hautnah und danach selbst aus der Ferne sehr genau beobachtet und immer darauf aufmerksam gemacht habe. Jung sagt, daß er fast verzweifeln könne, gäbe es nicht „die vielen optimistischen Menschen, all die ehrenamtlichen Helfer, die sehr aktiv versuchen, Willkommenskultur zu leben, die auch sehr deutlich auf der Straße ihren Widerstand formulieren“. Die gibt es unbestritten. Wenn er aber ergänzt „Es richtet mich auf, dass die große Mehrheit der Bevölkerung sich sehr wohl abzugrenzen weiß gegen jede Form von Fremdenfeindlichkeit und Rassismus.“, dann muß ich anmerken, daß ich diese Einschätzung leider nicht teilen kann. Das sagt er – so unterstelle ich -wider besseres Wissen. Allein die Ergebnisse der Landtagswahl in Sachsen-Anhalt, die man, fänden heute Wahlen in Sachsen statt, mit großer Sicherheit in etwa auf Sachsen übertragen könnte, sprechen doch traurigerweise eine ganz andere Sprache.

Und so steckt in der beherzten Stellungnahme schon wieder dieses sachsentypische „aber“, welches allerdings nur der verbreiteten Harmoniesucht geschuldet  und maximal von Hoffnung getragen ist, sich jedoch mit der Realität nicht deckt. Es fehlt immer noch der kleine, aber für einen Politiker natürlich schwere und eventuell existenzbedrohende Schritt, die Dinge absolut ungeschminkt beim Namen zu nennen und der Bevölkerung einmal unverblümt zu sagen, daß sie mehrheitlich – der Rassismus macht doch vor den Mitgliedern und Sympathisanten der bürgerlichen Parteien nicht halt – noch nicht oder nicht mehr auf der richtigen Seite stehen. Für manche darf und sollte man sogar nicht davor zurückschrecken, sie als das zu bezeichnen, was sie sind, nämlich armselige Arschlöcher. Solange man sie nämlich ungerechtfertigterweise in Schutz nimmt, wachen sie nicht auf und erhalten keinen Anstoß, über sich nachzudenken und sich zu ändern. Das Fremdeln mit der freiheitlichen Demokratie und die fehlende Anerkennung der Qualitäten unseres Rechtsstaates sind immer noch viel zu tief verwurzelt, weshalb die Aufklärungsarbeit harte Bandagen verlangt und nicht durch wahltaktisches Kalkül abgemildert werden darf. Dafür braucht es selbstredend eine Allianz aller wohlmeinenden Meinungsmacher und -führer in Sachsen. Wenn die anderen OB Jung im Regen stehen lassen und ihm nicht beispringen, wie er es richtigerwiese auch fordert, dann verpufft die Attacke wirkungslos.

Zum Abschluß nur zwei kleine Beispiele, die verdeutlichen mögen, wie weit – auch ins vermeintlich bürgerliche Lager hinein – die Verblendung durch Unwissen, fehlende Erfahrung, Ignoranz und Ressentiments reicht!

Auf einem Straßenschild nahe der Autobahn 72, welches auf das VW-Motorenwerk in Chemnitz hinweist, hat sich über mutmaßlich fast drei Monate das aufgesprühte Wort „Asylstop“ befunden, ohne daß etwas unternommen worden wäre. Ob der Schriftzug inzwischen entfernt wurde, ist nicht überliefert, aber anzunehmen, da die Presse das Thema letztlich aufgegriffen hat.

Als dagegen die an einer Brücke in Chemnitz angebrachte Werbetafel der „Interessengemeinschaft Preßnitztalbahn“ Ende März widerrechtlich „umgestaltet“ wurde und dort dann statt „Preßnitztalbahn. Die schönste Schmalspurbahn in Sachsen“ „Refugees welcome“ zu lesen war, hat man umgehend reagiert und unter Vollsperrung der Straße in einer Nachtaktion den alten Zustand wiederhergestellt. Offizielle Begründung war übrigens, daß die Aktivisten die geänderten Schilder nicht ordnungsgemäß wieder angeschraubt hätten wodurch eine Gefahr bestanden habe. Da lachen doch die Hühner!

Genau dieses zweierlei Maß zeigt exemplarisch, woran sich der Sachse stört und woran nicht. Entlarvender geht es kaum!

Wacht endlich auf und unterstützt und folgt der von OB Jung vorgegebenen Linie. Es wird ein langer und schwieriger Weg, aber es ist noch nicht zu spät.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 12.10.2015

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Wenn Sachsen so weiter macht, wird der Freistaat noch zum Sargnagel der schönen neuen großen Bundesrepublik.

Geradezu fassungslos – nicht zum ersten Male mache ich mir an dieser Stelle darüber Gedanken, weil ich immer noch zu meiner vorübergehenden, langjährigen Wahlheimat Sachsen halte – steht man vor der Tatsache, daß in keinem anderen Bundesland – leider muß aber gleichzeitig der guten Ordnung halber ausdrücklich festgehalten werden, daß peinlicherweise überall in Deutschland mehr oder minder schwere Fälle von Fremdenfeindlichkeit auftreten – so viele Ausländerfeinde zu existieren scheinen und mobilisiert werden können, wie im bisher quasi ausländerfreien und eigentlich wunderschönen Sachsen. Die Zahlen der letzten Tage: Wieder fast 10.000 bei Pegida in Dresden; 5.000 in Plauen; 1.000 in Schneeberg; hunderte in Chemnitz, in Cottbus, sogar in Limbach-Oberfrohna, obwohl hier noch gar keine Flüchtlinge angekommen sind, etc.! In Chemnitz versperren seit Tagen Chaoten in Springerstiefeln und Filzpantoffeln die Zufahrt zu einer Unterkunft für Asylbewerber; eine nahe Kirchgemeinde, die Flüchtlinge vorübergehend aufgenommen hat, wird mit Steinen beworfen, ein schlafendes Kind gar von einer berstenden Scheibe leicht verletzt.

„Die spinnen, die Sachsen!“, möchte man ausrufen.

Aber was ist mit dem grundsätzlich liebenswerten, schrulligen ostdeutschen Menschenschlag der besonderen Art mit dem köstlichen Dialekt geschehen? Welche Therapie kann da noch helfen? Vielleicht sollte der Sachse lieber wieder singen statt grölen! Der Ost-Kabarettist, Jürgen Hart, Mitbegründer der berühmten „academixer“ in Leipzig, hat 1979 ein Lied geschrieben, das geradezu eine Hymne für die Sachsen geworden ist. Den Text erlaube ich mir, für die gute Sache zitieren:

Sing mei Sachse, sing

Der Sachse liebt das Reise sehr, nu dem lich das in‘ Knochen!
Drum fährt er gerne hin und her in sein‘ drei Urlaubswochen.
Bis nunder nach Bulgarchen, tut er de‘ Welt beschnarchen!
Und sin‘ die Koffer noch so schwer, und sin‘ zu voll die Zieche
und is‘ es Essen nich weit her, das kennt er zur Genieche.
Der Sachse tut nich‘ gnietchen, der Sachse singt e Liedchen:
Sing, mei Sachse, sing! Es is‘ e eichen Ding
und ooch e tichtches Glick um d’n Zauber der Musik:
Schon es kleenste Lied, das legt sich offs Gemied
und macht dich oochenblicklich ze’frieden, ruhig und glicklich!
Der Sachse liebt e satten Saund, und tun wo Geichen röhrn –
ob Opernhaus, ob Andergraund – echal, das muß er hör’n!
Und schluchzt der Geichenboochen, da kriecht er feichte Oochen!
Der Sachse schmilzt ähm leicht dahin auf des Gesanges Fliecheln,
doch eh‘ die Träne troppt vom Kinn, da weißer se zu ziecheln!
Der Sachse tut nich wein‘, der Sachse stimmt mit ein:
Sing, mei Sachse, sing! Es is‘ e eichen Ding
und ooch e tichtches Glick um d’n Zauber der Musik:
Schon es kleenste Lied, das legt sich offs Gemied
und macht dich oochenblicklich ze’frieden, ruhig und glicklich!
Der Sachse is der Welt bekannt als braver Erdenbercher,
und fährt er ringsum durch das Land, da macht er keenen Ärcher.
Da braucht er seine Ruhe und ausgelatschte Schuhe!
Doch kommt der Sachse nach Berlin, dort könn’se ihn nich‘ Leiden!
Da wolln’sen eene drüber ziehn, da wolln’se mit ihm streiten!
Und tut mern ooch verscheißern – sei‘ Liedchen singt er eisern:
Sing, mei Sachse, sing! Es is‘ e eichen Ding
und ooch e tichtches Glick um d’n Zauber der Musik:
Schon es kleenste Lied, das legt sich offs Gemied
und macht dich oochenblicklich ze’frieden, ruhig und glicklich!“

Glauben wir bis auf weiteres dem gutmütigen Gaukler, daß der Sachse ein „braver Erdenbercher“ ist, und hoffen wir, daß der Berliner nicht den richtigen Riecher hatte und immer schon den wahren Sachsen gesehen hat.

Und an alle ergeht die Aufforderung: Kümmert euch um Sachsen, reist – Anfänger-Sprachkurs s. o. – dort hin, zeigt ihnen, daß ihr sie ernst nehmt, aber geigt ihnen die Meinung und erklärt ihnen deutlich, daß sie sich zur Zeit außerhalb der Gesellschaft stellen. Und dann singen wir, denn gute Menschen singen bekanntlich keine Lieder, gerne alle gemeinsam: „Sing mei Sachse, sing“. Und du, Sachse, besinne dich schleunigst auf deine Tugenden und Qualitäten, willst du nicht zum Arsch der Nation werden! Oder gefällst du dir etwa in der Rolle? Das will ich nicht glauben.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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