wolfsgeheul.eu vom 11.01.2017

1
0

„Eine derartige Schwächung ist auch das Ziel des Gedankens der Gewaltentrennung gewesen; die Gewaltentrennung erschien als der beste Garant des bürgerlichen Freiheitsgedankens. Mit der Gewinnung eines einzigen Willens- und Handlungsträgers der Volksordnung ist die Trennung und Hemmung der Gewalten überwunden. […] Innerhalb der Volksordnung aber sind die Gewalten vereinigt in der Person des Führers; sie sind damit zu einer echten Gesamtgewalt, der Führergewalt geworden.“

Diese unerträglichen Ausführungen – weitere erspare ich mir – stammen aus dem 1937 und ihr Verfasser war das zu diesem Zeitpunkt bereits 36-jährige NSDAP- und SA-Mitglied Theodor Maunz, der – wie auch immer – nach dem Krieg zum führenden Verfassungsrechtler und Grundgesetzkommentator der demokratisch verfaßten Bundesrepublik Deutschland, in der die Gewaltenteilung richtiger- und glücklicherweise wieder maßgeblicher konstitioneller Grundsatz wurde, avancierte. Wäre er nicht wegen seiner NS-Vergangenheit 1964 nach rund sieben Jahren Amtszeit als bayerischer Kultusminister zurückgetreten worden, hätte er nach 1945 eine untadelige Karriere hingelegt.

Als Student der Rechtswissenschaften habe ich mich an diesen Tatsachen energisch gerieben, mit dem heutigen Abstand muß man vielleicht pragmatisch sagen, daß ein ausgewiesener Fachmann eben in jedem System sein Bestes zu geben vermag, wenn man ihn läßt. Und Ideologien sind für manche Menschen halt austauschbar, sie durchlaufen keine Läuterung, sondern passen sich einfach stante pede an die neuen Verhältnisse an, offenbar sogar ohne dem Alten in irgendeiner erkennbaren Weise nachzuhängen. So schwer es auch fällt, eine andere Würdigung ist wohl gar nicht möglich.

Wie komme ich auf dieses Thema? Der gerade verstorbene Roman Herzog hat bei Maunz promoviert, war sechs Jahre lang sein Assistent und später Mitautor- und herausgeber des Standard-Kommentars zum Grundgesetz „Maunz/Dürig“.

Und, hat es ihm geschadet? Offensichtlich in keinster Weise, wenn man eine grundkonservative Prägung nicht als Schaden ansieht! Der Ex-Bundespräsident Herzog ist vollkommen berechtigter Weise allseits in höchsten Tönen gewürdigt worden. Wir verlieren mit ihm einen der leider seltener werdenden Vertreter der kantigen, unbequemen Spezies, der seine Meinungen und Ideen unverblümt kundtat und mit Nachdruck zu vertreten in der Lage war, was auch und gerade bedeutete, darüber auf hohem Niveau zu streiten, im Sinne des Ringens um die beste Lösung.

So wird man Roman Herzog ein ehrendes Andenken bewahren und weiterhin Ausschau nach adäquaten Nachfolgern halten. Es muß sie doch geben!

Und dem akademischen Ziehvater ist unabhängig von seiner zweifelhaften Biographie im Dritten Reich zu danken dafür, daß er mitgeholfen hat, Roman Herzog zu dem zu machen, den wir die Freude hatten, erleben zu dürfen.

Wer hätte gedacht, daß ich das einmal sagen würde!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

1
0

wolfsgeheul.eu vom 04.10.2016

0
0

Die Schande von Dresden!

„Diejenigen, die heute besonders laut pfeifen und schreien, haben offenkundig das geringste Erinnerungsvermögen daran, in welcher Verfassung sich diese Stadt und dieses Land befunden haben, bevor die deutsche Einheit möglich wurde.“ und „Wer das Abendland gegen tatsächliche und vermeintliche Bedrohungen verteidigen will, muss seinerseits den Mindestansprüchen der westlichen Zivilisation genügen: Respekt und Toleranz üben und die Freiheit der Meinung, der Rede, der Religion wahren und den Rechtsstaat achten.“

Diese beiden Sätze flocht der Bundestagspräsident, Dr. Norbert Lammert, gestern frei in sein vorbereitetes Manuskript( https://www.bundestag.de/bundestag/praesidium/reden/2016/004/442962 ) in Reaktion auf die vorangegangenen wüsten Beschimpfungen ein. Auch die vorher bereits eingeplante Formulierung „Rundum fröhlich ist Dresden auch in diesem Jahr nicht – und Deutschland auch nicht.“ als ein Kernsatz der Rede war treffend. Solche Töne hatte ich erhofft, der Herr Präsident hat sie glücklicherweise ausgesprochen, wenngleich mir das ganze fast noch zu vornehm zurückhaltend formuliert ist. Auch ansonsten war seine Rede zwar sehr gut und schlug einen großen, interessanten Bogen, war aber viel zu intellektuell, so daß die, die es angeht, wahrscheinlich nichts verstanden, geschweige denn sich angesprochen und getroffen gefühlt haben. Trotzdem Respekt, Herr Dr. Lammert! Vielleicht sollte man ihm die Verwicklung in die Montblanc-Affäre(s. Kolumnen vom 07.06. und 25.08.2016) doch verzeihen und ihn weiterhin für bundespräsidiabel halten. Ein besserer ist kaum in Sicht, denn ob PD Dr. Navid Kermani mehrheitsfähig und vorallem überhaupt eine gute Idee ist, vermag ich noch nicht abschließend zu beurteilen!

Was dagegen der in vielerlei Hinsicht minderbemittelte, lokalpatriotische Einfaltspinsel Tillich zu bieten hatte, läßt sich dem offiziellen Abdruck( file:///C:/Users/Meyer/Downloads/162_Rede_MP_Festakt.pdf ) seiner Rede entnehmen. Ohne sie überhaupt zu lesen, reicht allein der Blick auf das parataktische Schriftbild, um zu erkennen, daß in der Staatskanzlei des Freistaates nicht elaboriert gedacht, geschweige denn gesprochen wird. Inhaltlich wird das geistige Desaster dann vollends deutlich. Ein Landesvater mit dem erkennbaren Willen, seinen Bürgern eindringlich – und das ginge auch oder vielleicht sogar besser mit einfachen und klaren Worten – ins Gewissen zu reden, ist da nicht in Erscheinung getreten. Stattdessen trug er seine schlechte Rede auch noch schlecht, hölzern und leidenschaftslos vor, sang ein Loblied auf Sachsen und beließ es bei mehr als halbherzigen und verbrämenden Aussagen zur desolaten Lage und Stimmung!

Vielleicht war Lammert deswegen so sichtlich emotional berührt während seiner Rede, weil es ihm in den Fingern juckte, dem sorbischen Gimpel und seinen Sachsen einmal richtig die Meinung zu sagen. Hätte er es doch getan! Eine weitere verpaßte Chance!

Und abschließend sei noch die Frage gestattet, wie es überhaupt dazu kommen konnte, daß sich diese typisch sächsischen Pöbler – Fontane soll in seinen Tagebüchern geschrieben haben, daß die Sachsen nur zwei Gesichter haben, entweder ein sentimentales oder ein zornig-verbittertes, womit er augenscheinlich leider Recht hat – ungehindert jeweils an exponiertester Stelle in die erste Reihe stellen und die Festgäste auf das Übelste beschimpfen konnten. FAZ-Online schrieb dazu gestern: „Nach Angaben der Polizei war die Demonstration auf dem Dresdner Neumarkt am Montag nicht angemeldet. Sie werde mittlerweile als Versammlung gewertet. Eine solche Versammlung ist am Tag der Deutschen Einheit in der Innenstadt nicht zugelassen. Sie werde aber geduldet, da sie keine Auswirkung auf den Sicherheitsbereich oder das Protokoll habe, teilte die Polizei mit.“ Welch‘ Fehleinschätzung! Eine unangemeldete Versammlung kann man auflösen. Und wenn man das schon nicht tut, dann holt man halt jeden einzelnen Beleidiger aus der Masse, befragt ihn, wen er mit „Stinktier“, „Fotze“, „Arschgeige“ etc. gemeint hat – diese Typen sind doch so doof und aufgebracht, daß sie hierauf wahrscheinlich auch noch eine ehrliche Antwort geben -, bittet den vis-à-vis anwesenden Beleidigten hinzu und um sofortige Erstattung einer Anzeige und führt den Übeltäter zur Feststellung der Personalien ab. Stattdessen bleiben diese Herrschaften unbehelligt. Die Polizei schaut regungslos zu. Hier hilft aber nur eine harte Hand, um dem Mob zu zeigen, daß es Grenzen der Versammlungsfreiheit gibt und die Wahrnehmung der Meinungsfreiheit nicht immer straflos bleiben muß. Sieht so ein wehrhafter Staat aus, der auf die Einhaltung der Grenzen unnachgiebig pocht und das gültige Recht durchsetzt!?

Dresden hat uns jedoch mutmaßlich sein wahres Gesicht gezeigt, denn sonst hätte man diese schändlichen Vorkommnisse und Bilder doch wohl verhindert, oder!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

0
0