wolfsgeheul.eu vom 08.05.2017

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Der Soldat, das wundersame Wesen! Denn für ihn ist der Tod ein ständiger Gefährte. Das muß man aushalten können. Wie geht das eigentlich?

„Meyer, haben Sie gedient?“ – „Nein, Sportverletzung!“

Deshalb bin ich gewiß kein Militärspezialist. Aber eines scheint doch offenbar. Jemand, der sich für die Arbeit als Soldat in einer Berufsarmee entscheidet, hat in besonderem Maße die Bereitschaft und vielleicht sogar Spaß im Sinne eines gewissen Nervenkitzels daran, sein Leben für uns alle und eventuell die gute Sache zu riskieren. Das unterscheidet ihn elementar von nahezu allen anderen gefahrgeneigten Tätigkeiten, also selbst von Polizisten, Feuerwehrleuten, Fassadenkletteren etc., und auch das Ausüben gefährlicher Sportarten oder Hobbies ist damit nicht vergleichbar, weil die Wahrscheinlichkeit letalen Ausganges nirgendwo so hoch sein dürfte und nur in der Armee fest einzuplanen ist, mit der zusätzlichen Besonderheit allerdings, daß der Tod im Kampf als ehrenvoller Abgang gilt.

Menschen, die zu so etwas bereit sind, müssen sich zwangsläufig vom „normalen“ Erdenbürger ein wenig unterscheiden. Allein das freiwillige Sichhineinbegeben in straffe Hierarchien und Befehlsstrukturen – anders geht es eben nicht – verlangt  ihnen praktisch eine gewisse Art der Selbstaufgabe ab. Der Soldat führt die Befehle der Machthabenden aus und tut dies so gut wie er es kann, ohne vordergründig zu fragen, warum man ihm die Arbeit abverlangt. Außerdem lebt und denkt er in Kategorien, in denen militärische Leistungen zuallererst nach ihrer Qualität beurteilt werden, ohne daß der Zusammenhang, in dem diese erbracht werden, eine primäre Rolle spielte. Es geht um Taktik und Tapferkeit. Das bedeutet, daß einem Sieg auf dem Feld der Ehre unabhängig von der politischen Zielrichtung der Operation immer Hochachtung zuteil wird. Militaristen können daher auch ohne jedweden nationalistischen Schaum vor dem Mund ganz nüchtern über den Wert militärischer Operationen diskutieren.

Nur so ist es dann auch zu erklären, daß große Feldherren wie Napoleon, Rommel etc. weiterhin unter Militärangehörigen der ganzen Welt verehrt werden. Sie sind Vorbilder für eine gute und erfolgreiche berufliche Pflichterfüllung und letztlich wird der Wettkampf um die beste Leistung fast im sportlichen Sinne betrieben, bei dem der Bessere halt gewinnt, was dann zumeist auch fair und respektvoll anerkannt wird.

Wen wundert es also, daß Soldaten sich gerne mit Devotionalien – aus welcher Zeit auch immer – ihrer ruhmreichen Vorgänger umgeben und ihren großen Idolen mit Bewunderung nachhängen. Diese Verehrung ist im Zweifel vollkommen ideologiefrei, also aktuell zum Beispiel überwiegend nicht neonazistisch. Sie stellt kein politisches Statement dar und billigt nicht im nachhinein Untaten, sondern zielt allein auf die objektive Güte soldatischer Höchstleistungen ab. Und Gesinnungen sind in der Gesellschaft normalverteilt, weshalb es relativ unwahrscheinlich ist, daß unsere Truppe eine signifikant von ihrer Umwelt abweichende Struktur und in weitaus höherem Maße rechtsradikale Tendenzen aufweist.

Deshalb ist die nunmehr losgetretene Hatz – Uschi spricht in erschreckender Weise sprachlich unsensibel von „Säuberungen“ – auf die angeblich rückwärtsgewandte Bundeswehr schlicht eine Heuchelei, eine großangelegte bigotte Inszenierung. Wer Soldaten will, muß sie so nehmen wie sie sind. Andere gibt es nicht, denn ohne diesen speziellen Enthusiasmus mit selektiver Wahrnehmung, der sie überhaupt zur Ausübung dieses risikobehafteten und sehr speziellen Berufes befähigt, suchten sie sich eine gefahrlosere Arbeit. Dann müßten wir alle selbst für unsere Sicherheit sorgen. Wer da wohl „Hier!“ schreien würde!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 11.01.2017

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„Eine derartige Schwächung ist auch das Ziel des Gedankens der Gewaltentrennung gewesen; die Gewaltentrennung erschien als der beste Garant des bürgerlichen Freiheitsgedankens. Mit der Gewinnung eines einzigen Willens- und Handlungsträgers der Volksordnung ist die Trennung und Hemmung der Gewalten überwunden. […] Innerhalb der Volksordnung aber sind die Gewalten vereinigt in der Person des Führers; sie sind damit zu einer echten Gesamtgewalt, der Führergewalt geworden.“

Diese unerträglichen Ausführungen – weitere erspare ich mir – stammen aus dem 1937 und ihr Verfasser war das zu diesem Zeitpunkt bereits 36-jährige NSDAP- und SA-Mitglied Theodor Maunz, der – wie auch immer – nach dem Krieg zum führenden Verfassungsrechtler und Grundgesetzkommentator der demokratisch verfaßten Bundesrepublik Deutschland, in der die Gewaltenteilung richtiger- und glücklicherweise wieder maßgeblicher konstitioneller Grundsatz wurde, avancierte. Wäre er nicht wegen seiner NS-Vergangenheit 1964 nach rund sieben Jahren Amtszeit als bayerischer Kultusminister zurückgetreten worden, hätte er nach 1945 eine untadelige Karriere hingelegt.

Als Student der Rechtswissenschaften habe ich mich an diesen Tatsachen energisch gerieben, mit dem heutigen Abstand muß man vielleicht pragmatisch sagen, daß ein ausgewiesener Fachmann eben in jedem System sein Bestes zu geben vermag, wenn man ihn läßt. Und Ideologien sind für manche Menschen halt austauschbar, sie durchlaufen keine Läuterung, sondern passen sich einfach stante pede an die neuen Verhältnisse an, offenbar sogar ohne dem Alten in irgendeiner erkennbaren Weise nachzuhängen. So schwer es auch fällt, eine andere Würdigung ist wohl gar nicht möglich.

Wie komme ich auf dieses Thema? Der gerade verstorbene Roman Herzog hat bei Maunz promoviert, war sechs Jahre lang sein Assistent und später Mitautor- und herausgeber des Standard-Kommentars zum Grundgesetz „Maunz/Dürig“.

Und, hat es ihm geschadet? Offensichtlich in keinster Weise, wenn man eine grundkonservative Prägung nicht als Schaden ansieht! Der Ex-Bundespräsident Herzog ist vollkommen berechtigter Weise allseits in höchsten Tönen gewürdigt worden. Wir verlieren mit ihm einen der leider seltener werdenden Vertreter der kantigen, unbequemen Spezies, der seine Meinungen und Ideen unverblümt kundtat und mit Nachdruck zu vertreten in der Lage war, was auch und gerade bedeutete, darüber auf hohem Niveau zu streiten, im Sinne des Ringens um die beste Lösung.

So wird man Roman Herzog ein ehrendes Andenken bewahren und weiterhin Ausschau nach adäquaten Nachfolgern halten. Es muß sie doch geben!

Und dem akademischen Ziehvater ist unabhängig von seiner zweifelhaften Biographie im Dritten Reich zu danken dafür, daß er mitgeholfen hat, Roman Herzog zu dem zu machen, den wir die Freude hatten, erleben zu dürfen.

Wer hätte gedacht, daß ich das einmal sagen würde!?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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