wolfsgeheul.eu vom 17.04.2016

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Mag der April auch so manche Kapriolen bereithalten, eines überwiegt: Es ist Frühling! Deshalb ‚mal wieder ein Gedicht!

 

Flühlingsschönheit

Ein Baum, der grad noch blutleer

Da als Gerippe stand,

Sekunden später schon ist er

In einem grün‘ Gewand.

 

Es ist schon ungeheuer,

Wie rasch das jedesmal,

Gelenkt von höherm Steuer

Erfaßt ein ganzes Tal.

 

Doch auf den Bergen droben,

Das bleibt es kahl und öde,

Wo weiterhin die Stürme toben,

Wird’s höchstens grau und trotzdem schnöde.

 

Geht man jedoch hinauf,

Dann wird man sehn,

Daß Spalt um Spalt zuhauf

Schon kleine Blumen stehn.

 

Die Schönheit klebt nicht an der Masse,

Nicht immer sieht man sie sofort.

Der Frühling jedenfalls hat Klasse,

Da ist’s egal an welchem Ort.

 

Und für alle, die versucht sind, die Natur zugunsten der heimischen Vase zu plündern, noch die herzzerreißende Mahnung Goethes:

Gefunden

Ich ging im Walde
So für mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.

Im Schatten sah ich
Ein Blümchen stehn,
Wie Sterne leuchtend,
Wie Äuglein schön.

Ich wollt es brechen,
Da sagt es fein:
Soll ich zum Welken
Gebrochen sein?

Ich grub’s mit allen
Den Würzlein aus.
Zum Garten trug ich’s
Am hübschen Haus .

Und pflanzt es wieder
Am stillen Ort;
Nun zweigt es immer
Und blüht so fort.

Johann Wolfgang von Goethe
(1813)
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf
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