wolfsgeheul.eu vom 25.03.2015

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Wieder muß ich mich auf meine genauso geliebte wie gehaßte Frankfurter Allgemeine Zeitung – sie ist nunmal die Beste, und seit über 35 Jahren komme ich deshalb von ihr nicht los – beziehen, die natürlich nicht immer zu meiner Zufriedenheit schreibt. Der Leitartikel zum tragischen Flugzeugabsturz beginnt heute mit den Worten „Das furchtbare Geschehen ist nicht in Worte zu fassen.“. Großartig, da ist dem Autor schon im ersten Satz das eigentlich von ihm für unmöglich Erklärte gelungen! Hohles Betroffenheitsgeschwätz also! Nicht genug der gedanklich unsinnigen Volten! Danach ergeht er sich in vielen weiteren Worten obendrein in reinen Spekulationen über die Ursachen des Unglücks, obwohl er selbst erwähnt, daß die Auskunftslage so ist, daß es eventuell Monate bis Jahre dauern könne, bis diese ermittelt sein werden.

Was treibt Journalisten immer wieder zu solch heuchlerischen Fehltritten, und wie wirken sie in die Gesellschaft hinein?

Alle – ausdrücklich Journalisten wie Konsumenten – scheinen nur nach der Sensation zu gieren. Das zeigt sich auch in Sondersendungen im Fernsehen, die nichts wirklich Sinnvolles zu berichten haben. Jeder kann sich vorstellen, was in den Angehörigen vorgeht, wie die Bergung vonstatten geht etc.. Aber man stürzt sich auf die „bad news“ und mißbraucht schamlos die menschlichen Schicksale für Auflage und Quote. Widerlich! Dabei scheint es müßig, über die Frage nachzusinnen, ob die Medien damit ein Bedürfnis befriedigen, das sie selber geschaffen haben oder welches bereits vorhanden war. Faktum ist, daß Menschen  und Märkte vollkommen unnötigerweise verunsichert und bezüglich des allgemeinen Lebensrisikos getäuscht werden.

Auch wenn das hart klingen mag, ist nämlich – so es kein Bombenanschlag war, was Gott verhütet haben möge – technisch nichts Ungewöhnliches passiert. Die Statistik und Wahrscheinlichkeit fordern eben leider ab und an ihren Tribut, so erschütternd das auch ist. Da geschieht nämlich letztlich „nur“ ein Unfall mit dem ansonsten sichersten Großverkehrsmittel unserer Zeit. Welch‘ Wunder, hat doch die Menschheit sich über die Natur erhoben und Geräte entwickelt, die der Physik ebenso folgen wie trotzen. Und – als wäre das nicht schon verwegen genug – dann begibt sie sich auch noch zusätzlich und zunehmend in die Hände von Rechenmaschinen; ein Eurofighter zum Beispiel ist ohne Computer nicht flugfähig. Wie kann man also glauben oder glauben machen, daß technische Pannen und menschliche Fehler nicht vorkommen könnten!? Jeden Tag erleben wir Defekte viel einfacherer Maschinen wie Toaster oder Waschautomaten, Geräte also, die nicht einmal fliegen können (müssen). Und die menschliche Unzulänglichkeit ist auch mit den besten Kontrollmethoden nicht in Gänze auszuschalten.

Wie sagte schon Schiller in etwas anderem Zusammenhange? „Gefährlich ist’s, den Leu zu wecken, verderblich ist des Tigers Zahn, jedoch der schrecklichste der Schrecken, ist der Mensch in seinem Wahn.“ Ab und an sollte man auf die Glocke der Redlichkeit und Selbsterkenntnis hören.

Den Angehörigen der Toten gilt mein herzliches Beleid.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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wolfsgeheul.eu vom 24.03.2015

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Ein Artikel in der heutigen FAZ im Wirtschaftsteil bringt mich auf das Thema „Fitneßstudio“.

Erschreckende – in meinen Augen – Zahlen! Neun Millionen Menschen sollen in Deutschland Kunden solcher Bewegungseinrichtungen sein, insbesondere in den skandinavischen Ländern, aber auch in den Niederlanden, vorgeblich in Relation zur Zielgruppe noch mehr!

Was bedeutet das für die Grundeinstellung in unseren westlichen Gesellschaften?

Es gibt so schöne Sportarten, die im übrigen mit den Jahreszeiten wechseln können und sollen. Keiner wird im Winter dem Wandern oder Segeln fröhnen, dafür viele dem Skifahren oder Eislaufen. Auch Tennis lebt vom Draußenspielen, aber selbst in Hallen ist es zur Erhaltung der Fertigkeiten möglich und spaßbringend. Golf fällt in den dunklen Monaten überwiegend flach, allein weil man, ähnlich wie beim Tennis, Büchsenlicht benötigt und der Untergrund eine Bespielbarkeit hergeben muß. Joggen – wenn man diesen Sport denn mag – und Mountainbiking geht fast immer, alles eine Frage der Ausrüstung und Kleidung! Selbst das unsägliche Nordic Walking – so sinnvoll und gesund es auch sein möge – funktioniert auch nahezu rund ums Jahr. Und dann sind da noch die Tage, an denen es die Verhältnisse nicht zulassen, überhaupt irgendetwas zu unternehmen, herrliche Momente der Entspannung und Demut. Der Mensch kann eben nicht alles beeinflussen, und selbst das schlechte Gewissen braucht so manches Mal ein Sondermahl, damit es Ruhe gibt und erträglich wird. Stattdessen fettes Essen und ein Glas des guten Roten ist in gleichem Maße ein sinnliches Erlebnis und dient der Ertüchtigung der Seele.

Also, was braucht es mehr?

Wie früher Obst und Gemüse in ihrer Verfügbarkeit den jahreszeitlich wechselden klimatischen Verhältnissen folgten und nur zu ihrer Zeit verfügbar waren, so gab und gibt es auch den jeweiligen Sport für jede Jahreszeit. Es braucht also eigentlich keine Ergänzung, um fit und gestählt durchs Jahr zu kommen. Stattdessen boomen die Fitneßstudios als eine reine Indoorbetätigung und im übrigen gaukeln sie – von dem reinen Gewichtheben einmal abgesehen – den eigentlichen Sport nur vor, man läuft auf dem Laufband, man radelt im Stehen und tanzt nicht mit Partnern, sondern synchron in der Herde, ohne daß es auf das Miteinander ansonsten ankäme. Im schlimmsten Fall anonym nebeneinanderher! Wenn man dann noch mit einbezieht, daß mutmaßlich überwiegend Leistungsträger Kunden dieser Isolationsselbstfolterbetätigungen sind, muß einen das meines Erachtens beunruhigen. Unsere Gesellschaft wird also maßgeblich betrieben und gelenkt von Menschen, die in synthetischen und vom realen Leben abgekoppelten Welten sich bewegen und die die Erhaltung ihrer Gesundheit nicht mit einem sinnlichen, kompetetiven und interaktiven Erlebnis verbinden wollen, sondern sich mit der Ergebniserzielung eines meßbaren Erfolges zufriedengeben.

Toll, da sind wir nicht weit vom Roboter entfernt! Kein Wunder, daß unsere Welt kälter wird!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

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