wolfsgeheul.eu vom 03.11.2015

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Museen schießen in letzter Zeit wie Pilze aus dem Boden. Da das Publikum nicht in gleicher Stärke mitwächst, haben viele Kunsttempel zu kämpfen. Daß sie keinen Gewinn abwerfen, ist solchen gewünschten und wünschenswerten Kultureinrichtungen immanent, aber die Höhe der Subvention wird zunehmend der Knackpunkt, an dem sich ihre Zukunft entscheidet. Denn in Zeiten knapper Kassen, müssen Politiker sich immer mehr an der Prioritätensetzung messen lassen, und wenn bei Elementarem, Unverzichtbarem gespart wird, fällt die Rechtfertigung von „Kulturluxus“ naturgemäß schwerer. Und angesichts der häufigen Ähnlichkeiten der Exponate ließe sich der eine oder andere Abgang im Rahmen einer Konzentration wahrscheinlich sogar verschmerzen. Fest steht, daß es schwieriger denn je sich darstellt, in diesem Haifischbecken ein Alleinstellungsmerkmal herauszubilden. Oft geschieht das über eine extraordinäre Architektur, aber ein Museum, bei dem das Gebäude mehr lockt als die Sammlung, erscheint auch mehr als fragwürdig.

In dieser unübersichtlichen Gemengelage möchte ich ein Museum würdigen, das ich – die Schande muß ich unumwunden eingestehen -, obwohl es schon vor acht Jahren eröffnet wurde, am letzten Wochenende erstmalig besucht habe. Die Kolumba zu Köln! Eigentlich „nur“ der Neubau des Diozösanmuseums, aber was für ein Ereignis! Die genauso zurückhaltende wie mächtige Architektur von Zumthor ist erwartungsgemäß umwerfend. Besser kann man es wohl kaum machen. Für mich weitaus überraschender ist die Austellung. Kein langweiliges Kirchenmuseum mit alten Heiligtümern, sondern ein beeindruckendes Wenig in sensationell nüchterner Gegenüberstellung mit moderner Kunst! Der spießige Ketzer, könnte sagen: „Viel Raum um nichts!“. Der wohlwollende Besucher aber wird konstatieren, daß man selten eine solch würdige Ruhe und Unaufgeregtkeit erleben kann. Dabei spürt man auch nicht im Ansatz irgendwelche Probleme des Hausherrn mit dem Neuen. Da ist nichts altmodisch. Und wenn das Auge nur Räume und Sichtachsen erkunden muß und sich ansonsten auf die ausgestellten Werke konzentrieren kann, entwickelt sich eine viel intensivere Auseinandersetzung mit den Exponaten. Und diese Ruhe wirkt sich auch ganz offensichtlich auf die Gelassenheit der Besucher aus. Während man in anderen Museen häufig eine unangenehme Beflissentheit und bildungsbürgerliche Ernsthaftigkeit als störend und lustfeindlich bzw. protestantisch humorlos wahrnimmt, habe ich in der Kolumba rein garnichts davon gespürt. Stattdessen hatte ich zauberhafte Begegnungen mit entspannten Menschen, sogar ein spontanes längeres Gespräch über Privates und Gott und die Welt. Man kann es kaum beschreiben, man muß es selbst erleben. Dieses Museum erfreut das Auge, öffnet die Herzen, nährt den Geist und vermittelt mit unerwarteter Leichtigkeit ein geradezu heiliges Gefühl, das einen nicht erdrückt, sondern ganz im Gegenteil beflügelt.

Und wer hat es möglich gemacht? Die ach so konservative und altmodische katholische Kirche! Sie beschert uns wieder einmal mutige, bleibende Architektur und öffnet ihr Geheimnis jedem, der offen und bereit ist, es zu entdecken, es wahrzunehmen. Danke! Und das alles für fünf Euro Eintritt! Die Subvention, ein Geschenk der Kirche! Und die Jahreskarte kostet übrigens nur zwanzig Euro. Ein guter Freund hat sie schon. Ich werde ihm folgen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 02.11.2015

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Der tägliche, kurze Blick auf die Homepage der Bild-Zeitung ist oft Inspirationsquelle und in jedem Falle ein schneller, grober Einblick in die hohle Volksseelenbirne und deren Stimmungslage. Insofern ist das Internet ein Segen, denn früher mußte man für diese Art von Informationen in die Bahnhofskneipe gehen oder das Schmierenblättchen käuflich erwerben. Und letzteres hat man bekanntermaßen selten übers Herz gebracht.

Es ist schon eine interessante Mischung aus Sensationsjournalismus, Prominews und Sex and Crime auf der einen und kundiger Sportberichterstattung und knapper Meinung auf der anderen Seite. Dabei beherrscht man souverän den schizophrenen Spagat zwischen dem Blick hinter die Kulissen der Schönen und Reichen und der Befriedigung der Futteranspüche unserer Neidgesellschaft, wie sich an zwei Nachrichten von gestern und heute zeigt.

„Passt dieses Party-Foto wirklich in die VW-Krise?“ titelt Bild am Montag und zeigt ein Bild des neuen VW-Chefs Müller und seiner 20 Jahre jüngeren Geliebten Barbara Ritter als Gäste des Leipziger Opernballes, auf dem Tisch vor sich eine Flasche Champagner im Eiskübel stehend. Ja, dieses Photo paßt! Die VW-Werker und alle anderen, die davon leben, haben ein virulentes Interesse daran, daß es der ehemaligen Vorzeigefirma weiterhin gut geht. Und auch und gerade die Region Leipzig profitiert in erheblichem Maße von der dortigen Porscheansiedlung, so daß es absolut konsequent und richtig ist, bei diesem Ball als Sponsor aufzutreten und den Hauptpreis für die Tombola zu stiften. Dazu gehört auch, daß hochrangige Vertreter des Konzerns anwesend sind. Und außerdem hat ein Spitzenmanager das gleiche Recht wie der VW-Schrauber, der abends in seinem Schrebergärtchen mit Freunden ein paar Bierchen trinkt, und darf seinen Feierabend in geselliger Runde verbringen. Da solcherart Termine aber immer auch beruflicher Natur sind, hat er im Gegensatz zum Arbeiter weniger vom Abend. Obendrein muß er sich auch noch zusammenreißen und darf nicht besoffen vom Stuhl fallen, wenn er nicht ganz andere Schlagzeilen von der Bild-Zeitung ernten will. Wenn er sich dann ein Gläschen Champagner gönnt, dann mag er den wohl offensichtlich und kann ihn sich leisten. Basta! Soll doch einmal der einfache Mann von der Straße seine Zahlen offenlegen, wieviel Geld er monatlich in der Kneipe und im Getränkemarkt läßt. Vielleicht liegen die Monatskosten des Herrn Müller für Edelbrause häufig weit darunter. Daß die Bild einfach sein muß, liegt in ihrer Natur. Daß sie aber einen enormen Einfluß auf das Denken der Menschen hat, weiß jeder und sollten auch die Verantwortlichen des Revolverblattes wissen. Und dann bedenkt man die fatalen Wirkungen, die die Berichterstattung über einen Arbeiter im Smoking haben kann, und läßt es entweder weg oder schreibt es aus einem positiven Blickwinkel heraus. Als nächstes sind sonst nämlich die sektsaufenden Journalisten selbst das Ziel des Neides, eines der übelsten Gifte der Gesellschaft und eine ganz fiese Charaktereigenschaft.

Ganz anders zu bewerten ist es, wenn unser Innenminister als Staatsdiener aktuell urlaubshalber mit seiner Frau auf Mallorca weilt, während hier die Einwanderungskrise tobt. Jemand, der zumindest in seinen letzten Positionen wenig Fortune hatte – oder sollte man besser sagen, daß er dort seine Unfähigkeit unter Beweis gestellt hat!? -, sollte sich brav auf den Hosenboden setzen und seine Hausaufgaben machen. Daß hier die Bildzeitung hämisch reingrätscht – übrigens auch mit einem bissigen Kommentar des sehr respektablen Bela Anda – ist vollkommen richtig. Da Frau Dr. Merkel aber selbst der Arsch auf Grundeis geht, wird sie wohl leider nicht mehr die Kraft haben, diesen unsymphatischen Giftzwerg vom Hof zu jagen und ihm mitzuteilen, daß er seinen Mittelmeerurlaub nahtlos in die Frührente überführen kann. Dies ist auch deshalb dringend angeraten, weil der Herr Innenminister noch nicht einmal mehr Manns genug zu sein scheint, die Vorwürfe selbst zu kontern. Stattdessen wird seine doofe Frau – si tacuisses, philosophus mansisses – in der MallorcaZeitung zitiert mit der Entschuldigung, ihr Mann müsse „sich angesichts der Dauerkrise dringend ausruhen und ausschlafen“. Diese Memme! Es sollte schon ein Unterschied sein, zwischen einem Manager, der nach seinem Tagwerk einen offiziellen Termin wahrnimmt, bei dem er auch ein bißchen Spaß hat, und einem dem Volk dienenden Politer, der dringend das Problem in den Griff kriegen helfen müßte. Und wenn er das nicht mehr will und/oder kann, muß er zurücktreten. Niemand hat ihn gezwungen, diesen Job zu machten, und alle wären froh, machte er ihn nicht mehr.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

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