wolfsgeheul.eu vom 22.10.2017

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„Attraktiv“ steht für „anziehend“ bzw. „anziehungskräftig“.

Läßt man zwei Magneten, die sich fixiert mit entgegengesetzten Polen gegenüberstehen, ihre Freiheit, werden sie unverzüglich und unaufhaltsam mit zunehmder Geschwindigkeit aufeindander zustreben bis sie endlich im Vollkontakt zusammenprallen und fest und unverrückbar miteinander verbunden bleiben. Vice versa stoßen sie sich ab, entfernen sich voneinander und kommen definitiv nicht zueinander. Weitere Varianten gibt es nicht.

Im zwischenmenschlichen Bereich sind die obigen beiden Fälle unproblematisch, da unstreitig Einvernehmlichkeit besteht. Nicht selten wird dort aber die Magnet-Physik  um die Möglichkeit erweitert, daß sich nur eine Seite von der anderen angezogen und die Gegenseite sich eher abgestoßen fühlt oder dem zumindest gleichgültig gegenübersteht. Am Ende wird dann der berühmte Korb gegeben. Bis zum Gewinn dieser finalen Klarheit, braucht es aber immer eine Weile. Der sich angezogen Fühlende wird also eine Zeitlang das eine oder andere unternehmen, um dem Gegenüber in irgendeiner Form Mitteilung darüber zu machen, was es bei ihm auslöst.  Und die andere Seite braucht ebenfalls ein wenig, um zu realisieren, daß hier etwas nicht paßt.

Genau diese Phase, in der eigene Blindheit und/oder unbedachte und dann falsch interpretierte Signale die Hoheit über das Verfahren gewinnen können, birgt Risiken, wenn sich nämlich der Akteur nicht an die Regeln des Anstandes hält und eher als Jäger agiert, der dem Opfer hinterhereilt und zur Zielerreichung auch vor dem Einsatz von verbaler oder tätlicher Gewalt entweder skrupellos oder eher im Eifer des Gefechtes nicht zurückschreckt. Für die Definition der Grenze des Erlaubten und der Schwere eventueller Überschreitungen gelten zum einen allgemeine Vorstellungen der Gesellschaft sowie Gesetze und zum anderen weitere sehr unterschiedliche Faktoren der jeweiligen Wechselwirkungen in der speziellen Situation. Nicht jede ähnliche Übertretung muß daher die gleiche Gewichtung erfahren, weil es immer auch auf die subjektive Sicht der Betroffenen ankommt.

Nüchterner kann man menschliche Interaktion zwischen den Geschlechtern zum Ziele der Vereinigung wohl kaum umreißen. Es läßt aber die Vielfalt der Möglichkeiten unterschiedlicher Auffassungen aufscheinen, was eine sexuelle Belästigung darstellt und was nicht bzw. was traumatisch wirkt und was als eine läßliche Sünde zu werten ist. Es kommt eben wie immer auf den Einzelfall an.

Die anschwellende und fast hysterische Diskussion, die wir gerade erleben dürfen, über dieses Thema verläuft aber in jedem Falle viel zu binär digital und damit leider zu wenig differenziert. Sie trägt also kaum zur Klärung, sondern vielmehr zur allgemeinen Verunsicherung bei.

Und so wage ich die Behauptung, daß die generelle Ächtung sexueller Belästigung jedweder Art – was auch immer das sein mag – in toto dazu führen wird, daß Mann und Frau es zunehmend schwerer haben dürften, überhaupt in die Nähe einer wechselseitigen Anziehung zu gelangen, weil man sich nicht mehr getraut, eventuell geeignete Schritte vor lauter Angst, sie könnten geächtet und verboten sein, aufeinander zuzugehen.

Wer spricht eigentlich von den komplikationslosen oder zumindest schadlos verlaufenden Fällen, die Legion sind!? „Es irrt der Mensch, solang er strebt“! Wenn wir aber das Recht auf Irrtum nicht mehr zulassen, verliert das menschliche Miteinander seine Spielwiese als Grundvoraussetzung, um überhaupt in Gang zu kommen und sich gegebenenfalls erfolgreich zu entwickeln.

Sexuelle Belästigung im Sinne von Gewalt war immer unverzeihlich und strafbar. Ungeschicklichkeit und falsche Einschätzung sollten es aber nicht werden.

Wo bleiben denn da unsere Nachsicht und Leichtigkeit sowie überhaupt die Möglichkeit, Erfahrungen zu machen und einzubringen?

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 20.10.2017

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Als die Mitte noch unbesetzt war, ging es uns besser.

Schiffe haben zwei Positionsleuchten, eine rote für links, sprich Backbord, und eine grüne für rechts, sprich Steuerbord. Das reicht aus. Dazwischen braucht es nämlich keine Lampe, da sich die Dimensionen eines Kahnes über seine Außenseiten determinieren. Und die seitlichen Leuchtkörper müssen sich auch nicht im geringsten weiter in ihre angezeigte Richtung bewegen, um  weitere Ränder zu markieren, weil es solche nicht gibt.

Und ähnlich war es in der Politik. Die Roten standen links, die Rechten rechts, waren allerdings schwarz. Weder die Grünen noch die Gelben und erst recht nicht die Braunen und die Blutroten ordneten sich dazwischen ein, sondern waren nur Varianten der jeweiligen Pole. Selbst wenn sie sich von beiden Seiten bedienten, war ihr Profil niemals mittig. Der Wähler hatte also immer die Möglichkeit, sich zwischen deutlich voneinander entfernten Positionen bzw. einer Mischung daraus zu entscheiden.

Unser kollektives Problem begann erst von dem Moment an, als abgesehen von den Neonazis und den Kommunisten alle begonnen haben, sich aufeinander zuzubewegen, um sich gegenseitig die Wähler abspenstig zu machen. Auf diese Weise entstand eine ununterscheidbare Mitte, in der die Farbe eigentlich keine wesentliche Rolle mehr spielte. Und wenn man alle Farben mischt, dann ergibt sich ein ekliges Braun.

Und genau das erleben wir heute. Alle bürgerlichen Parteien sind irgendwie beliebig und austauschbar geworden und haben dabei, weil jede das gesamte Spektrum bedienen will, letztlich ihre Erkennbarkeit als Farbtupfer verloren und stattdessen selbst eine gewöhnliche Braunfärbung angenommen. Diese ist dann übrigens genausowenig markant wie ihre jeweiligen Repräsentanten. Deshalb giert der Durchschnittsbürger nach mehr Differenzierung und sucht das reine Braun, das natürlich auch blutrot sein kann. Nazis kann man also nur bekämpfen, wenn die Farben in die Politik zurückkehren.

Denn die Verbiederung unserer Gesellschaft resultiert genau aus dieser ungesunden Entwicklung. Es gibt nur noch die Alternative „ein bißchen schmutzig“ oder „richtig dreckig“.

Wenn wir uns nun fragen, wer an diesem Prozeß die Schuld trägt, kommt man unweigerlich auf unsere ewige Kanzlerin, die durch ihre Beliebigkeit maßgeblich den Marsch in die Mitte vollzogen sowie diese damit interessant, erstrebenswert und populär gemacht hat.

Wir brauchen dringend wieder Parteien mit klarem, einzigartigem Gesicht, das selbst in Koalitionen nicht aufgegeben, sondern dem stets Sichtbarkeit verschafft wird. Es ist deshalb ein guter Anfang, wenn der farblose Tillich geht und der undefinierbare Seehofer wohl bald gegangen wird. Denn dann dürfte sich auch Frau Merkel nicht mehr lange halten können.

Freuen wir uns also wieder auf den Kampf um Positionen, denn die Mitte steht leider nur für Mittelmaß. Und das ist intolerant und spießig, weil man stabil steht. Auf einer Waage braucht es aber entgegengesetzte eigenständige Gewichte, die sich trauen, der Waagschale Schwere zu verleihen, um letztlich eine Balance herzustellen, die durchaus darin bestehen kann, daß einmal die eine Seite und dann wieder die andere gewinnt.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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