wolfsgeheul.eu vom 17.03.2017

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Werden Liebesschnulzen etwa genderneutral?

Zugegebenermaßen gehen mir die im Radio grassierenden Jammerlieder in deutscher Sprache irgendwelcher männlicher Weicheier gehörig auf die Nerven. Entsprechend höre ich auch nur halbherzig zu. Aber es gibt ja kein Entrinnen, und so habe ich neulich etwas mehr auf den Text geachtet und war verdutzt.

Da trällert ein Max Giesinger – offenbar eine der vielen Casting-Geburten – davon, wie erstaunlich er es findet, nach fünf Jahren Singledasein aus „80 Millionen“ seine Liebe gefunden zu haben. Das freut uns doch! Nur bleibt unklar, ob es sich dabei um eine Frau oder einen Mann oder irgendetwas dazwischen handelt. So heißt es zwar „einer von 80 Millionen“, aber im Kontext bezieht sich das auf „Menschen“, so daß sich daraus keine sicheren Rückschlüsse ziehen lassen. Und so „leuchten“ die beiden Liebenden „auf wie Kometen“, bleiben jedoch ansonsten geschlechtslos.

Darf man nicht mehr von langem Haar, sinnlichen Lippen und göttlichem Busen oder – wenn es denn sein soll – von kurzem Brusthaar, markantem Kinn und muskulösem Oberkörper schwärmen und auf diese Weise klar werden lassen, ob es sich bei der geliebten Person um eine engelsgleiche Frau oder ein gestandenes Mannsbild handelt? Oder spielen gar ökonomische Gründe eine Rolle, im Sinne eines One-fits-all-Schlagers? Wäre alles andere eventuell bereits sexistisch? Und wird sich diese merkwürdige Tendenz auch in die Literatur hineinfressen, so daß wir irgendwann nach 500 Seiten immer noch nicht wissen, ob der Ich-Erzähler Männlein oder Weiblein, geschweige denn ob er hetero- oder homosexuell ist?

Geheimnisvoll sein, ist nicht a priori eine Qualität! Lyrik beweist sich in der Art, wie sie etwas benennt. Auch sie kann, will sie gut sein, nicht alles im Ungewissen lassen. Sonst tönt es allein hohl.

Haben wir nicht auch in etwa 80 Millionen Hunde in Deutschland? Vielleicht hat sich Herr Giesinger also auch nur in einen haarigen Vierbeiner mit feuchter Nase verliebt!?

Wuff!

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

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wolfsgeheul.eu vom 16.03.2017

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Abgerechnet wird am Wahltag. Hurra!

Wenn dieser gelackte, rechte Populistenbrandstifter Wilders – im Ausland sind die eben nicht wie bei uns bieder, sondern smart – gewonnen hätte, wäre ich ernsthaft ins Grübeln gekommen, ob ich am heutigen Abend mit großer Lust das Dinnermeeting meines internationalen Maastrichter Lions Clubs besuche. Da ich gewöhnlich die Schnauze nicht halten kann, wäre mir sonst nämlich sicherlich eine bittere Bemerkung über die Lippen gekommen, obwohl wir als Serviceorganisation strikt unpolitisch und unreligiös sind, was uns aber nicht hindert, politische und denkende Menschen zu sein bzw. zu bleiben und uns im kleinen wie großen Kreis entsprechend zu äußern.

So aber kann ich Holland – die vorbildliche Wahlbeteiligung von über achtzig Prozent sollte uns zu denken geben und Vorbild sein – und meinen Limburger Freunden nur gratulieren, daß sie dem Rechtspopulismus letztlich doch die Rote Karte gezeigt haben. Wie schwierig es bei der etwas zerklüfteten Parteienstruktur – Rutte hat rund zehn Sitze verloren, also wahrlich kein Grund zu ungetrübter Freude – in den Niederlanden auch werden wird, eine Regierungskoalition zustande zu bringen, jetzt sind die gemäßigten Demokraten gefordert, zu zeigen, wie gute Demokratien funktionieren.

Dieses Ergebnis wird hoffentlich fanalhafte Wirkung auf die kommenden Wahlen in Deutschland und Frankreich ausüben. Auch wenn ich die Methode von Ministerpräsident Rutte, die jetzt leider von der Saarländischen Regierungschefin kopiert wurde, grundsätzlich ablehne, muß ich zugeben, daß man im Sinne des Zweckes, der die Mittel heiligt, dieses Vorgehen doch billigen kann und vielleicht sogar sollte. Denn eines ist evident! Wenn die Rechten jetzt reihenweise verlieren sollten, dürfte sie das nachhaltig schwächen.

Das bedeutete aber nicht, daß sich die gemäßigten Kräfte dann in Sicherheit wiegen könnten. Sie müssen vielmehr endlich beweisen, daß sie lernfähig und in der Lage sind, das Volk wieder ernst zu nehmen und zu verstehen. Die Entfernung vom einfachen Mann von der Straße, die sich in letzter Zeit im Zuge allgemeiner Sattheit und Ignoranz wie ein schleichendes Gift bedauerlicherweise entwickelt hat, dürfte der Hauptgrund für das Aufbegehren in der Bevölkerung darstellen. Außerdem müssen die unbestreitbaren Nachteile der freien Gesellschaft, der offenen Grenzen und der Migration, die in letzter Zeit mehr und mehr ausgeufert sind, schnellstens wieder eingedämmt werden. Der Staat muß in allen Bereichen zeigen, daß er die Hoheit über die Prozesse hat und Mißbrauch weitestgehend zu verhindern in der Lage ist. Hier herrscht dringender Optimierungsbedarf. Nur so wird zu verhindern sein, daß unsere freiheitlichen und liberalen Grundüberzeugungen früher oder später von den – teils übrigens auch berechtigterweise – Unzufriedenen zu Fall gebracht werden. Wer also jetzt die Zeichen nicht sieht und versteht, wird die zweite Welle nicht verhindern. Das ganze – hoffentlich nur vorübergehende – Desaster war und ist ein tiefsitzender Warnschuß.

Demokraten, hört die Signale!

Und ich fahre jetzt ohne Grenzkontrollen und freudig nach Maastricht.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

P. S.: An alle Trumphysteriker! Das Bundesgericht in Hawaii hat auch das zweite Einreiseverbot kassiert. Es lohnt sich, der Demokratie und dem Rechtsstaat zu vertrauen, denn es macht ruhiger.

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