wolfsgeheul.eu vom 22.04.2016

0
0

Bereits in meiner Kolumne vom 14.02.2016 habe ich den Vorstandsvorsitzenden der anderen Autobauer geraten, sich warm anzuziehen, sprich hinsichtlich der Emissionsbetrügereien bei Volkswagen selbst nicht in Sicherheit zu wiegen. Ob sie es beherzigt haben, ist nicht bekannt, jedenfalls wurde bis gestern jegliche Manipulation bestritten. Heute sind wir schlauer. Der alles andere als überzeugende Dobrindt hat verkündet, daß das Kraftfahrtbundesamt außer BMW alle weiteren deutschen Hersteller veranlaßt hat, insgesamt zusätzliche 630.000 PKW zurückzurufen. Grund ist wohl ein zu großes, eventuell sogar unzulässiges sogenanntes Thermofenster, welches ab bestimmten Außentemperaturen – die meisten ab 10 Grad, manche schon ab 15 Grad – die Abgasreinigung ausschaltet, um – so die Begründung der vermeintlichen deutschen Spitzeningenieure – den Motor vor Schäden zu bewahren. Die USA lehnt solche Maßnahmen als illegal ab. Es mag zwar einleuchten, daß bei extremer Hitze oder Kälte das Betreiben eines Automobils prinzipiell störanfällig ist, aber bereits bei 10 Grad Celsius!? Dann kann man es bald ganz lassen! Das ist dezent gesagt Augenwischerei, hart gesprochen schlicht eine Sauerei! Das Problem verlangt nach grundsätzlicheren Entscheidungen.

Und genau hier möchte ich ansetzen. Es scheint doch so zu sein, daß die Diesel-Aggregate – siehe auch Kolumne vom 10.04.2016 – bei den neuen, berechtigten Anforderungen an die Schadstoffminimierung an ihre Grenzen stoßen respektive schon längst gestoßen sind. Warum aber beschließt man dann nicht, Diesel über kurz oder lang ganz zu verbieten!? Sie binden offenbar maßgebliche Ingenieurskapazitäten, obwohl man mit dem Rücken zur Wand steht. Kraft, die bei der Fortentwicklung der Otto-Motoren fehlt, denn auch hier erscheinen die bisherigen Effizienzverbesserungen eher überschaubar denn signifikant. Sinnlose Arbeit und wirtschaftlicher Unsinn auf dem Rücken unserer Umwelt. Bei aller wohlverstandenen Rücksichtnahme auf die heimische Autoindustrie, deren Dieselanteil an der Gesamtproduktion stattliche Ausmaße von bis zu rund 70 Prozent angenommen hat, es lohnt doch nicht deshalb an einem Auslaufmodell festzuhalten; außerdem sänke durch ein Dieselverbot doch die Zahl der insgesamt zu produzierenden Autos nicht, was wirtschaftliche Schäden, von den Umstellungskosten einmal abgesehen, in überschaubaren Grenzen hielte.

Die Politik in Deutschland und in der EU ist also gefordert, endlich einmal beherzte Beschlüsse zu fassen. Bei der Energiewende konnte Merkel das doch auch!

Übrigens: Die Volkswagen AG weist für das zurückliegende Jahr wegen der Schummelaffäre einen Rekordverlust aus! Konsequenterweise haben die Vorstände eine Bonikürzung von 30 Prozent beschlossen, die obendrein in Abhängigkeit von der Kursentwicklung in drei Jahren zurückerlangt werden kann, was demnach möglicherweise unter dem Strich dazu führt, daß eine Reduktion überhaupt nicht erfolgt. Man glaubt es nicht! Wenn es noch eines Beweises für eine intolerable Ignoranz unserer angestellten Firmenlenker – siehe auch Kolumne vom 12.04.2016 – bedurft hätte, hier ist er erbracht. Langsam ist die Zeit für einen Aufstand reif. Den Managern gehört die Beachtung von Ethik und Moral notfalls eingeprügelt, wenn sie eine andere Sprache tatsächlich nicht mehr verstehen sollten, wie es den Anschein hat! Und vom Hof jagen sollte man sie auch; sie haben sich auf ewig diskreditiert.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

0
0

wolfsgeheul.eu vom 21.04.2016

0
0

Freiberufler sind in mancherlei Hinsicht zu beneiden, zum Beispiel weil sie – wie ich – heute den vorerst letzten schönen Tag nutzen und bei strahlendem Wetter eine gepflegte Golfrunde einlegen konnten. Da nimmt man das Nachsitzen am Abend liebendgern in Kauf und arbeitet umso freudiger. Ähnliche Vorzüge genießen Lehrer. Und so traf es sich, daß ein Berufsschullehrer(Betriebswirt) mit mir gemeinsam dieses doppelte – freie Zeit und Golfsport – Privileg genoß und sich gleichermaßen am Wetter und den herrlichen Aussichten erfreute. Dazu gab es sehr gute Gespräche, zum nahezu vollkommenen Glück einmal wieder über fast alles andere als das edle Bällchenschlagen. Viele interessante Themen – Kapitalismus, Kommunismus, Grundrente, Grundeinkommen, Vermögensverteilung, Spekulationsgewinne, Finanzströme etc. – wurden angeschnitten und erste Differenzen und gleichartige Auffassungen herausgearbeitet. Bei hoffentlich sich ergebenden weiteren Runden werde ich noch vieles mir Unbekannte erfahren und vielleicht fundierter darüber schreiben können. Ach, gäbe es doch mehr solcher Begegnungen! Davon kann man nicht genug bekommen. Die Menschen reden zuwenig miteinander, und wenn sie es tun, geht es zu oft um belangloses, dummes Zeug. Der Geist will aber permanent geschärft werden, soll er sein Niveau halten oder sich gar noch entwickeln.

Die Thematik der zunehmenden Ungleichheit zwischen Armen und Reichen bringt mich – glücklicherweise, weil es auch Zeit spart, die ich vorher vorsätzlich anderweitig vertan habe, – auf Christian Fürchtegott Gellert, der in der Zeit von 1729 bis 1734 an der Fürstenschule St. Afra zu Meißen — heute – auch das ist Sachsen dank Biedenkopf – ein vorbildliches staatliches Hochbegabtengymnasium — als Schüler weilte und dort folgendes Gedicht schrieb:

 

„Das Kutschpferd

Ein Kutschpferd sah den Gaul den Pflug im Acker ziehn
und wieherte mit Stolz auf ihn hin.
Wann, sprach es, und fing an, die Schenkel schön zu heben,
wann kannst du dir ein solches Ansehn geben?
Und wann bewundert dich die Welt?
Schweig, rief der Gaul, und laß mich ruhig pflügen!
Denn baute nicht mein Fleiß das Feld,
wo würdest du den Hafer kriegen,
der deiner Schenkel Stolz erhält?

Die ihr die Niedern so verachtet,
vornehme Müßgiggänger, wißt,
daß selbst der Stolz, mit dem ihr sie betrachtet,
daß euer Vorzug selbst, aus dem ihr sie verachtet,
auf ihren Fleiß gegründet ist.
Ist der, der sich und euch durch seine Händ ernährt,
nichts Bess´res als Verachtung wert?

Gesetzt, du hättest bess´re Sitten:
so ist der Vorzug doch nicht dein.
Denn stammtest du aus ihren Hütten,
so hättest du auch ihre Sitten;
und was du bist und mehr, das würden sie auch sein,
wenn sie wie du erzogen wären.
Dich kann die Welt sehr leicht, ihn aber nicht entbehren.“

Vielleicht sollten darüber manche einmal nachdenken, erst recht das teilweise arrogante Golferpack!? Meinem heutigen Partner wird es sicher gefallen.

Gute Nacht!

Ihr/Euer Wolf

 

 

0
0