Bereits in meiner Kolumne vom 14.02.2016 habe ich den Vorstandsvorsitzenden der anderen Autobauer geraten, sich warm anzuziehen, sprich hinsichtlich der Emissionsbetrügereien bei Volkswagen selbst nicht in Sicherheit zu wiegen. Ob sie es beherzigt haben, ist nicht bekannt, jedenfalls wurde bis gestern jegliche Manipulation bestritten. Heute sind wir schlauer. Der alles andere als überzeugende Dobrindt hat verkündet, daß das Kraftfahrtbundesamt außer BMW alle weiteren deutschen Hersteller veranlaßt hat, insgesamt zusätzliche 630.000 PKW zurückzurufen. Grund ist wohl ein zu großes, eventuell sogar unzulässiges sogenanntes Thermofenster, welches ab bestimmten Außentemperaturen – die meisten ab 10 Grad, manche schon ab 15 Grad – die Abgasreinigung ausschaltet, um – so die Begründung der vermeintlichen deutschen Spitzeningenieure – den Motor vor Schäden zu bewahren. Die USA lehnt solche Maßnahmen als illegal ab. Es mag zwar einleuchten, daß bei extremer Hitze oder Kälte das Betreiben eines Automobils prinzipiell störanfällig ist, aber bereits bei 10 Grad Celsius!? Dann kann man es bald ganz lassen! Das ist dezent gesagt Augenwischerei, hart gesprochen schlicht eine Sauerei! Das Problem verlangt nach grundsätzlicheren Entscheidungen.
Und genau hier möchte ich ansetzen. Es scheint doch so zu sein, daß die Diesel-Aggregate – siehe auch Kolumne vom 10.04.2016 – bei den neuen, berechtigten Anforderungen an die Schadstoffminimierung an ihre Grenzen stoßen respektive schon längst gestoßen sind. Warum aber beschließt man dann nicht, Diesel über kurz oder lang ganz zu verbieten!? Sie binden offenbar maßgebliche Ingenieurskapazitäten, obwohl man mit dem Rücken zur Wand steht. Kraft, die bei der Fortentwicklung der Otto-Motoren fehlt, denn auch hier erscheinen die bisherigen Effizienzverbesserungen eher überschaubar denn signifikant. Sinnlose Arbeit und wirtschaftlicher Unsinn auf dem Rücken unserer Umwelt. Bei aller wohlverstandenen Rücksichtnahme auf die heimische Autoindustrie, deren Dieselanteil an der Gesamtproduktion stattliche Ausmaße von bis zu rund 70 Prozent angenommen hat, es lohnt doch nicht deshalb an einem Auslaufmodell festzuhalten; außerdem sänke durch ein Dieselverbot doch die Zahl der insgesamt zu produzierenden Autos nicht, was wirtschaftliche Schäden, von den Umstellungskosten einmal abgesehen, in überschaubaren Grenzen hielte.
Die Politik in Deutschland und in der EU ist also gefordert, endlich einmal beherzte Beschlüsse zu fassen. Bei der Energiewende konnte Merkel das doch auch!
Übrigens: Die Volkswagen AG weist für das zurückliegende Jahr wegen der Schummelaffäre einen Rekordverlust aus! Konsequenterweise haben die Vorstände eine Bonikürzung von 30 Prozent beschlossen, die obendrein in Abhängigkeit von der Kursentwicklung in drei Jahren zurückerlangt werden kann, was demnach möglicherweise unter dem Strich dazu führt, daß eine Reduktion überhaupt nicht erfolgt. Man glaubt es nicht! Wenn es noch eines Beweises für eine intolerable Ignoranz unserer angestellten Firmenlenker – siehe auch Kolumne vom 12.04.2016 – bedurft hätte, hier ist er erbracht. Langsam ist die Zeit für einen Aufstand reif. Den Managern gehört die Beachtung von Ethik und Moral notfalls eingeprügelt, wenn sie eine andere Sprache tatsächlich nicht mehr verstehen sollten, wie es den Anschein hat! Und vom Hof jagen sollte man sie auch; sie haben sich auf ewig diskreditiert.
Gute Nacht!
Ihr/Euer Wolf